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Estedter Uwe Heine fotografierte das Tier nahe Zichtau "... und kurz vor fünf kam dann der Wolf"

Von Gesine Biermann 31.05.2012, 05:24

Nun ist er auch in den Hellbergen angekommen: Der Wolf ist da. Der Estedter Uwe Heine, passionierter Jäger, erwischte das Raubtier mit der Kamera.

Gardelegen l Da hatte sich Jäger Uwe Heine so eine raffinierte Methode ausgedacht, um Wildschweine anzulocken: Maiskörner in einem ausgehölten Baustamm mit Deckel sollten das Schwarzwild in die Kirrung holen. Und wochenlang funktionierte das auch so, wie es sollte. Regelmäßig kamen die Tiere. Dann jedoch blieben die Schwarzkittel plötzlich fern. Eine ganze Woche lang "war kein Schwein da", sagte Uwe Heine. Und dem Problem wollte er auf den Grund gehen. Eine Infrarotkamera sollte das nächtliche Geschehen in seinem Jagdgebiet dazu einfach mal im Fokus behalten.

Zunächst konnte Heine den Bildern seines Aufnahmegerätes allerdings nichts Ungewöhnliches entnehmen. Die Bilderserie, die sich dem Jäger schließlich vor wenigen Tagen präsentierte, ließ dann allerdings selbst den erfahrenen Weidmann staunen; und auch ein bisschen schmunzeln: Denn zunächst hatte die Kamera am frühen Morgen des 3. Mai denn tatsächlich auf mehreren nacheinander folgenden Bildern eine kleine Wildschweinrotte festgehalten, die sich die Maiskörner im Baumstamm schmecken ließ. Dann aber "war auf einem Bildrand plötzlich nur noch ein einziger in die Höhe gestreckter Pürzel zu sehen... und kurz vor fünf kam dann der Wolf!"

Auf dem ersten Foto habe er allerdings nur die leuchtenden Augen gesehen, erzählt Heine. Doch schon auf dem nächsten Bild sei das Tier deutlich zu erkennen gewesen: Canis Lupus, der erste Wolf in den Hellbegen, mitten in Heines Revier am Langen Berg, zwischen Breitenfeld, Schwiesau, Zichtau und Estedt.

Einige Tage später, am vergangenen Sonntag, bekommt Heine den kräftigen Burschen schließlich auch persönlich durch sein Fernglas zu sehen. Gemütlich trottete der Rüde durch den Wald, ließ dem Jäger genügend Zeit, seine "langen Beine und seinen kräftigen Brustkorb" zu bewundern. Eine echte Überraschung sei das Auftauchen des grauen Gesellen für den Jäger indes nicht gewesen. "Gerüchte über einen Wolf in den Hellbergen gab es schon länger." Zum einem habe gerissenes Muffelwild darauf hingewiesen, zum anderen "verhält sich das Wild allgemein seit einiger Zeit ungewöhnlich", sagt Heine. Auch wenn keines der Tiere heimischer Art bislang einem Wolf begegnet sei, "spüren die Tiere diese Gefahr", ist der Fachmann sicher: "Das ist einfach ein Urinstinkt".

Und ein solcher wird natürlich auch dafür verantwortlich sein, wenn sich das Tier hier fortpflanzt, in den Hellbergen heimisch wird. Eine Möglichkeit, die behördlicherseits auch befürwortet wird. Derzeit darf in Deutschland kein Jäger auf einen Wolf schießen.

Ob sich das allerdings auch noch aufrecht erhalten lasse, wenn sich Meister Isegrimm stark vermehrt, wagt Heine zu bezweifeln. "Wir haben hier keine Agrarlandschaft mehr, sondern eine Industrielandschaft." Es gebe viel mehr Straßen als noch vor gut 100 Jahren. "Damals", so schätzt Heine ein, "hatte der Wolf doch ganz andere Bedingungen als heute."

Dennoch sei er nicht prinzipiell dagegen, dass sich die großen Raubtiere in der Region wieder ansiedeln, versichert er. "Der Wolf kann kommen. Die Frage ist allerdings, wie wir damit umgehen, ob wir ihn künftig nur in Watte packen wollen." Sollten sich die Wölfe drastisch vermehren - "immerhin wirft eine Wölfin bis zu acht Jungen" - müsse auch die Möglichkeit bestehen, dies einzudämmen, sprich, das Tier zu bejagen, verlangt Heine. Ähnlich wie auch den Marderhund, den Waschbären und den Nutria, "die alle aus anderen Gebieten hierher verschleppt worden sind".

Bislang ist der Wolf in den Hellbergen aber offensichtlich ein Einzelgänger. Und irgendwie ist seine Anwesenheit in freier Wildbahn auch etwas Besonderes: "Er ist richtig grau und bewegt sich auf eine so typische Art", erzählt Heine und fügt schmunzelnd hinzu: "Und man ist natürlich schon baff, wenn man ihn dann tatsächlich selbst zu Gesicht bekommt."