Halt mich: Nicht nur ein bisschen...

Grönemeyers größte Hits haben sie in eine Geschichte verpackt. Und es scheint, als hätte sie Deutschlands populärster Sänger nur für das neueste Musical der MFG geschrieben.

Gardelegen l Wie das Leben eben zuweilen spielt: Willi (Ruslan Wellner) kommt nach Hause und erwischt seine Marie (Kristin Müller) im Bett mit dem überheblichen Rockstar Sky (Jonas Schmidt). Und so beginnt das jüngste Stück der Musical Factory Gardelegen (MFG) denn auch passend mit dem Hit "Was soll das?". Gut, dass Willi auf seinen besten Freund Charlie (Richard Beindorf) zählen kann. Der nämlich weiß, dass "Alkohol" ein "Sanitäter in der Not" ist und schleppt Willi erstmal in die nächste Kneipe. Währenddessen merkt Marie, dass das was ihr an Sky gefiel, überhaupt nichts mit Liebe zu tun hat. Bevor sie Willi allerdings bei "Halt mich" wieder in die Arme nimmt, passiert noch allerlei. Am Ende ist es dann ein altes Ehepaar (Ulf Wilmersteadt und Frederike Schmidt) die Willi (natürlich musikalisch mit "Ich bin für dich da") klar machen, dass Marie die Frau seines Lebens ist.

Die Geschichte aus den größten Hits von Deutschrock-Sänger Herbert Grönemeyer, geschrieben von Julia Tausend, erzählt die MFG am Sonnabend erstmals vor rund 630 Zuschauern. Und die sparen dann natürlich auch nicht mit Applaus für die Künstler auf und hinter der Bühne. Denn immer ist eine solche Aufführung schließlich das Werk vieler. Die zahllosen Übungsstunden der Schauspieler, Sänger und Tänzer und den Einsatz von Licht- und Bühnentechnikern, von Choregrafen, Masken- und Kostümverantwortlichen und natürlich der Regie kann das Publikum schließlich nur erahnen. Um so beeindruckender, wie großartig auch ein Musical sein kann, in dem hauptsächlich Laiendarsteller mitwirken. So ein sehr berührender und verletzlicher Ruslan Wellner, der auch die Grönemeyer Songs sehr gut singt - Gänsehautfeeling zum Beispiel bei "Ich hab sie lieb" -, ein absolut glaubwürdiger Richard Beindorf, eine zauberhafte Currywurstverkäuferin Anne Wandrey, ein cooler Jonas Schmidt und nicht zuletzt die sechs Tänzerinnen Anna Bosse, Camilla Metelka, Anita Jentsch, Miriam Heckert, Lara Riemann und Josephine Rutz, die ein echter Hingucker sind.

Dass am Ende der große Star und Komponist, Sänger Herbert Grönemeyer dann doch nicht zur Premiere kam, wie viele hofften, war deshalb auch gar nicht schlimm. Denn schließlich waren sie selbst die Stars an diesem Abend. Und sich als Willi und Marie zum großen Finale in den Armen liegen und sogar bei Charlie ein Funke überspringt, spätestens da wissen am Sonnabendabend alle 630 Zuschauer im LIW-Saal, dass "Halt mich" nicht "nur ein bisschen", sondern wieder mal ein richtig gelungenes Musical ist.

Wer sich davon überzeugen will, kann das nach der Tournee am 21. Juli auch noch einmal im Gardeleger LIW-Saal tun.