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Landesbehindertenbeauftragter Adrian Maerevoet sucht in Genthin das Gespräch mit Betroffenen Mütter tragen ihre Sorgen und Wünsche vor

Von Kristin Schulze 29.03.2011, 04:29

Der Landesbehindertenbeauftragte Adrian Maerevoet war gestern Vormittag in Genthin zu Gast. Zwar bietet Maerevoet eine monatliche Sprechstunde im Sozialministerium an, aufgrund eingeschränkter Mobilität wird diese aber überwiegend von Magdeburgern genutzt. Deshalb wollte er sich in Genthin und Burg vor Ort ein Bild machen.

Genthin. Im Wohnheim der Elbe-Havel-Werkstätten versammelte sich eine kleine Runde - hauptsächlich Mütter von Betroffenen -, um sich mit Adrian Maerevoet auszutauschen. Gekommen war zum Beispiel Christiane Lucht. Die Mutter eines körperbehinderten Sohnes konnte ganz konkret Dinge benennen, mit denen Betroffene und ihre Angehörigen zu kämpfen haben: "Ich bin jetzt 50 Jahre, mein Sohn ist 30. Natürlich frage ich mich, wie lange ich die Pflege so noch leisten kann." Sie machte auch auf alltägliche Probleme aufmerksam: "Einfach mal in den Urlaub fahren, ist für uns nicht drin, Barrierefreiheit ist keine Selbstverständlichkeit." Der größte Wunsch ihres Sohnes ist es, ein Spiel seines Lieblingsfußball-Vereins FC Bayern München in der Allianz-Arena anzuschauen. Adrian Maerevoet verwies auf zahlreiche Angebote, die der Deutsche Fußball-Bund für Behinderte mache.

"In Sachsen-Anhalt hat sich schon eine Menge getan", so Maerevoet. Als Beispiel führte er an, dass körperlich Behinderte seit 2001 auf "normale" Schulen gehen könnten. "Dass diese Selbstverständlichkeit erst so spät gesetzlich festgeschrieben wurde, zeigt aber auch, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben", sagte der Landesbehindertenbeauftragte. Das konnte auch Christiane Lucht bestätigen. Sie kritisierte vor allem die bürokratischen Hürden, die mit der Beantragung von Unterstützungsleistungen verbunden sei. "Ich möchte meinen Sohn nie wieder hergeben", sagt Christian Lucht. "Politik und Fußball sind seine Spezialgebiete -da ist er unheimlich fit. Trotzdem ist unser Alltag - das muss man einfach mal so sagen - oft unheimlich schwer."

Als weiteres Beispiel für das, was sich in Sachsen-Anhalt mittlerweile getan hat, führte Maerevoet die Gremien auf Landesebene an. Er verwies beispielsweise auf den "Runden Tisch", der offen für alle Interessierten ist.

Dort könne man in Arbeitsgruppen mitarbeiten. "Die Betroffenen wissen am ehesten, woran es hapert. Deshalb ist es schön, wenn sie sich in solche Arbeitsgruppen einbringen." Auch ihren Sohn könne Christiane Lucht zu den Treffen, die vier mal im Jahr stattfinden, mitbringen.

Nach der Diskussionsrunde ließ sich Adrian Maerevoet von Leiterin Eveline Lemme das Wohnheim der Elbe-Havel-Werkstätten zeigen. Im Freizeitbereich kam er mit einigen Bewohnern ins Gespräch. Bevor er sich auf den Weg nach Burg machte, beantwortete er Fragen der Teilnehmer im persönlichen Einzelgespräch.

Im Wohnheim der Elbe-Havel-Werkstätten leben derzeit 30 Behinderte.