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Marie-Charlott und Hus Pangou Deutsch-afrikanische Ehe wird in der Genthiner Kirche geschlossen

Von Simone Pötschke 09.08.2011, 06:29

Sie sind ein Paar, das in der beschaulichen Kleinstadt Genthin ein Hingucker ist: Hus und Marie-Charlotte Pangou geb. Sander, die am Sonnabend in der St. Trinitatiskirche vor den Altar traten.

Genthin. "Ihr seid der Beweis dafür, dass Liebe keine Grenzen kennt", sagte Pfarrer Dr. Reinhard Simon zum Abschluss des Traugottesdienstes, dessen Predigt Samuel Turkson von der Pfingstgemeinde Karlsruhe hielt.

In einem afrikanisch-beschwingten Gottesdienst, der synchron ins Französische übersetzt wurde, erhielten die jungen Leute von ihm den Segen für eine glückliche Ehe. "Für unseren Traugottesdienst fanden wir es besser, dass er von einem Pastor gehalten wird, den wir beide schon sehr lange kennen. Und es war total gut, wie die Genthiner Trinitatisgemeinde ihm ihre Gastfreundschaft angeboten hat", sagt die junge Frau Pangou, die in der hiesigen evangelischen Kirche auch getauft und konfirmiert wurde.

200 Gäste hatten auf den Bänken der Trinitatiskirche Platz genommen, darunter zahlreiche Afrikaner. Einige von ihnen nahmen für die Hochzeit die weite Anreise von Gabun, dem Heimatland des Bräutigams, auf sich, andere Gabuner kamen aus Frankreich, eine weitere Gruppe bildeten die in Deutschland lebenden Landsleute des 32-jährigen Bräutigams.

Marie-Charlott, die in Gelsenkirchen als Lehrerin für Gehörlose und Schwerhörige tätig ist, hat Hus, er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Wuppertal und arbeitet an seinem Master-Abschluss im Fach Energie-Management, haben sich vor vier Jahren in Köln bei einer "Pro-Christ"-Live-Übertragung aus Hamburg kennengelernt. Ein Paar wurde aus ihnen damit noch lange nicht. "Charly hatte bei dieser Übertragung zu mir und meinen Bekannten gesagt, dass wir sie zu ihrem Geburtstag besuchen können. Ich bin dieser Einladung gefolgt. Doch wir waren zunächst ein Jahr befreundet, ehe es dann gefunkt hat", berichtet Hus Pangou, der mittlerweile seit acht Jahren in Deutschland lebt. Seine Familie, erzählt er, hätte keinerlei Schwierigkeiten damit, dass er sich für eine weiße Frau entschieden habe. Bei Pangous gebe es sogar schon eine weiße Schwiegertochter.

"Wann gibt es in Genthin auch so viele Afrikaner?"

Ein schwarzes Schwiegerkind ist zwar neu für die Familie Sander, doch ein Problem war dies für sie nie, sagt die 27-jährige Marie-Charlott. Dass sich viele neugierige Augen am Sonnabend auf die Hochzeitsgesellschaft gerichtet haben, sei doch ganz selbstverständlich. "Wann kann man in Genthin schon auf einmal so viele Afrikaner sehen?", stellt sie humorvoll in den Raum.

Sie alle zur großen Familienfeier nach Genthin zu holen, glich einem logistischem Meisterstück. Gleiches galt für die Familienfeier, die im Sanderschen Hof an der Lindenstraße ausgerichtet wurde. Trotzdem ging alles froh und entspannt vonstatten, berichtet das Paar erleichtert. Entweder waren die Gäste privat, in Zelten oder in Hotels untergebracht worden - alle fanden jedenfalls eine Bleibe.

Den Gedanken, dass eine Feier mit 200 Personen problematisch werden würde, gab es bei dem jungen Ehepaar Pangou zu keinem Zeitpunkt.

Zwar besuchte Charly Sander im vergangenen Jahr bereits ihre zukünftige Verwandtschaft in Gabun und Hus Pangou schloss mehrfach Bekanntschaft mit Familie Sander, doch beide Familien der Brautleute kannten sich untereinander bisher noch nicht.

Dieses Problem löste nun die Hochzeitsfeier. "Es war uns deshalb sehr wichtig, dass wir zusammen erzählt, gegessen und getrunken haben. Es war eine frohe und entspannte Atmosphäre", blickt das Paar auf das große Fest zurück.

Die Verständigung sei nicht so problematisch gewesen. Etliche Gäste beherrschten die englische oder die französische Sprache, die Gabuner hätten eigens zur Hochzeit auch etwas deutsch gelernt. Und wenn alles nichts half, habe man sich erfolgreich mit Händen und Füßen verständigt.

Gefeiert wurde in einem Mix von deutschem und afrikanischem Brauchtum.

"Werde sehen, ob ich mich in Gabun eingewöhnen kann"

Für den Afrikaner war das Auflassen von weißen Tauben als Zeichen des Glücks, ein europäischer Hochzeitsbrauch, nicht vertraut, während es für Marie-Charlott ungewöhnlich war, dass die Geschenke an die Brauteltern übergeben werden. In Gabun sei es zudem üblich, dass der Bräutigam seine Braut eine Woche vor der Hochzeit nicht sieht. Die Braut: "Das war nicht einzurichten, so haben wir uns auf einen Tag beschränkt." An einem anderen Brauch hat das Paar allerdings festgehalten. Jeder Gast bekam ein kleines Geschenk, es waren liebevoll eingewickelte Bonbons, damit jeder nach afrikanischer Vorstellung von einem guten Geist begleitet wird.

Das Paar, das jetzt in Essen lebt, hat sich entschieden, in naher Zukunft zwei Jahre "auf Probe" in Gabun zu leben. "Ich werde sehen, ob ich mich dort eingewöhnen kann", sagt die Braut, die durchaus Erfahrungen mit dem Leben auf dem schwarzen Kontinent hat. Sie war immerhin für ein Jahr Austauschschülerin in Südafrika.