1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Ditfurter kämpfen für Erhalt der Grundschule

EIL

Online-Petition gegen künftiges Landesschulgesetz in Sachsen-Anhalt Ditfurter kämpfen für Erhalt der Grundschule

Von Christian Besecke 10.08.2013, 03:12

Ditfurt l Wer in diesen Tagen durch Ditfurt fährt, kann die Protestplakate nicht übersehen. Sie säumen viele Straßenränder und weisen auf die drohende Schulschließung in der Gemeinde hin. "Unser Schule, das Herz im Dorf", "Kurze Beine - kurze Wege" oder "Unsere Schule muss bleiben", heißt es da. Auf den ersten Blick drückt der Protest den Unmut der Bürger gegen etwas aus, das auf Landesebene längst beschlossene Sache zu sein scheint. Nach der Schulentwicklungsplanung des Landes gibt es schon jetzt zu wenig Kinder, um die Grundschule weiter erhalten zu können.

Eine erste Klasse ist ab dem Schuljahr 2013/14 nicht mehr in Ditfurt vorhanden. Eine Ausnahmegenehmigung wurde von der Landesschulbehörde abgelehnt. Die drei Abc-Schützen werden die Grundschule in Hedersleben besuchen. Das hat der Rat der Verbandsgemeinde so beschlossen (Volksstimme berichtete). Im Sommer 2014 soll die Schule in Ditfurt endgültig geschlossen werden. Langfristig wird nur noch von drei Standorten in der Verbandsgemeinde ausgegangen - Hedersleben, Schwanebeck und Wegeleben/Harsleben. Die Diskussion über den dritten Standort wird derzeit geführt.

Die Ditfurterin Manuela Pohle (43) hat Bürger um sich versammelt, die die Vorgaben in der Schulentwicklungsplanung generell ablehnen. Ihrer Meinung nach geht das künftige Landesschulgesetz in die völlig falsche Richtung. "Warum setzen wir nicht auf das Konzept der sogenannten Landschulen", fragt sie beim Volksstimme-Termin. "In Bayern wird so etwas derzeit erfolgreich umgesetzt." Mit 15,8 Milliarden Euro investiere der Freistaat mehr als ein Drittel seines Gesamthaushalts in die Bildung.

Das sollte ihrer Meinung nach in Sachsen-Anhalt ähnlich laufen. "Die kleinen Gemeinden werden doch kaputt gespart", setzt sie fort. "Bei uns in Ditfurt wird einfach alles dichtgemacht." Sie führt die Postagentur, kleine Verkaufsstellen und Gaststätten als Beispiele an. Das Soziale und die Kultur, die eine Grundschule ausmachten, blieben völlig auf der Strecke. "Unsere Schule feiert gerade ihr 100-jähriges Bestehen und wird dann geschlossen. Das können wir einfach nicht hinnehmen", sagt sie. "Und wir werden nicht müde, darauf hinzuweisen. Daher die Aktion mit den Schildern."

Selbst ihr zehnjähriger Sohn Luca habe beim Aufhängen der Protestplakate mitgeholfen. "Die Grundschule im Ort muss ihn eigentlich nicht mehr inter-essieren, denn er hat die vierte Klasse abgeschlossen und geht nun nach Quedlinburg auf die Sekundarschule", berichtet seine Mutter. "Dennoch sieht auch er, dass im Ort etwas fehlen würde." Das bestätigt Luca: Er habe sich Gedanken gemacht, welche Wege in Zukunft auf die Kinder zukommen und findet das nicht gut. Darum sei er sofort bereitgewesen, bei der Aktion mitzumachen. Stolz zeigt er auf ein Schild am Ortseingang aus Richtung Wegeleben: "Das habe ich mit aufgehängt."

Manuela Pohle verweist auf eine Internet-Petition, die noch insgesamt zwölf Tage läuft. "Sie ist auf der Webseite openpetition.de zu finden", sagt sie. "Walter Helbling aus Welbsleben (Kreis Mansfeld-Südharz) hat sie dort eingerichtet. Dort können Bürger für das Konzept der Landschulen unterschreiben." Der aus der Schweiz stammende Helbling schlägt vor: "Die Mindest-Schülerzahl für eine Dorfschule im ländlichen Raum beträgt 15 Schüler. Altersübergreifender Unterricht in jahrgangsübergreifenden Klassen ist gleichberechtigt neben den Jahrgangsklassen. Er kann auch als Schulverbund zwischen unterschiedlichen Standorten organisiert werden."

"Unsere Schule feiert gerade ihr 100-jähriges Bestehen und wird geschlossen, das können wir nicht hinnehmen." - Manuela Pohle, Ditfurt

Das wäre nach Pohles Meinung auch in Sachsen-Anhalt umsetzbar und vielleicht ein Rettungsanker für die Schule in Ditfurt. Sie habe schon viele Einwohner auf diese Petition aufmerksam gemacht. "Unterschreiben kann dort jeder, dem der Erhalt der Grundschulen in unserem Land wichtig ist", betont sie. Nach Abschluss der Frist werde die Liste dem Petitionsausschuss des Landtages übergeben. Die angestrebte Zahl von 50000 Unterschriften sei aber in der zur Verfügung stehenden Zeit kaum zu schaffen, derzeit haben gut 10000 Bürger unterzeichnet.

Die Sorgen in den von einer Schulschließung betroffenen Orten kann Margrit Kaufmann vom Schulverwaltungsamt des Landkreises Harz gut verstehen. "Das ist ein sensibles Thema", weiß sie. "Wir arbeiten derzeit an einem ersten Entwurf, um die Vorgaben aus der Schulentwicklungsplanung umzusetzen." Anfang September werde er fertig gestellt. Für einige Regionen werde man Sonderlösungen empfehlen, auch Fusionen von Schulen seien denkbar.