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Cafeteria in den Diakonie-Werkstätten verwandelt sich in eine Unterwasserwelt Klaus Kuhn lässt keinen Zweifel: "Der kleine Clownfisch, das bin ich"

Von Gerald Eggert 17.01.2011, 04:27

Seit zwölf Jahren ist Klaus Kuhn mit den Diakonie-Werkstätten Halberstadt eng verbunden. Der Kunstmaler leitet zwei Arbeitsgemeinschaften, unterstützt die alljährlichen Sonnenblumenfeste und bringt mit seinen großformatigen Wandmalereien Farbe und Lebendigkeit in die Räume.

Halberstadt. So wie Jennifer Möbus und Caroline Berger staunten auch die anderen Mitarbeiter, als sie zum Jahresbeginn die Cafeteria im Erdgeschoss der "Werkstatt am Park" in der OdF-Straße betraten. Wo wenige Tage zuvor noch das Weiß vorherrschte, entdeckten sie nun eine farbenfrohe Unterwasserwelt. Seitdem ziehen ihre Blicke in den Pausen über das riesige Wandbild und suchen nach noch Unentdecktem.

"Ich baue im Kopf schon ein Bild auf."

Und davon gibt es einiges. Denn der Maler, der die helle Rauhfasertapete nachträglich "in Farbe getaucht" hat, wollte mehr als nur ein paar Fische in dem 5,60 mal 2,80 Meter messenden "Aquarium" schwimmen lassen. Ein Korallenriff links, ein Schiffswrack rechts und von oben die den sandigen Grund suchenden Sonnenstrahlen – "komponierte" er die Dreiecksgeschichte.

Die Idee für die Stirnwandgestaltung mit einem farbintensiven Fisch am Meeresgrund hatten die pädagogische Leiterin Marion Rehfeldt der Einrichtung und die Betreuerin Anke Gröning. Sie äußerten ihre Wünsche, zum Beispiel nach einem gewissen Rotanteil und Dunkeltönen, um auch die Menschen mit Sehbehinderungen, die in den Werkstätten tätig sind, am Unterwassererlebnis besser teilhaben zu lassen.

Klaus Kuhn hat sich Gedanken zur Umsetzung gemacht: "Wenn ich in meinem Atelier arbeite, habe ich genug Zeit zum Grübeln. Dann baue ich im Kopf schon ein Bild auf." Um die Details sehr authentisch zu gestalten, blättert er in Büchern nach und bemüht auch mal das Internet. "Ein Korallenriff sieht so aus, wie ich es gemalt habe. Auch die Fische sind keine Fantasieprodukte", sagt er und verrät, dass er sich nicht nur am letzten Tag mit seiner Signatur, sondern schon vorher auf dem Bild verewigt hat: "Der kleine Clownfisch, das bin ich."

Vier mal sechs Stunden hat Kuhn für die Verwandlung der Wand benötigt. Nach den Weihnachtsfeiertagen hat er begonnen und vor Silvester zum letzten Pinselstrich angesetzt. "Zuerst war ich ganz allein im Raum, später leisteten mir die Fische Gesellschaft", scherzt der immer gut aufgelegte Maler. Am Wrack kam ihm während der Arbeit die Idee, einen Fischschwarm durch ein Loch in den Planken ziehen zu lassen. Der Name für das Schiff war ihm schon vorher eingefallen: "Credendo Vides". "Wer glaubt, der wird sehen", übersetzt er das Lateinische, "das passt doch gut."

"Wir sind alle begeistert von dem Ergebnis", so Anke Gröning. Sie hat miterlebt, wie alle staunend wahrnahmen, was Klaus Kuhn auf die Wand "gezaubert" hat.

Es ist nicht die erste Arbeit von ihm im Haus. Gleich in der Toreinfahrt macht man Bekanntschaft mit der turmreichen Silhouette Halberstadts, einmal aus Richtung Magdeburg, einmal aus Richtung Wernigerode gesehen. Wie überdimensionale Scherenschnitte schmücken sie die Wände.

Es gibt auch schon Pläne für weiteren Raumschmuck. Ein Flur soll mit den Blindenschriftzeichen und dem Alphabet versehen werden, ein Werkstattraum mit einem großen Wandbild zum Thema Planeten im Weltraum. Wie es aussehen könnte und welche Farbtöne verwendet werden sollten, gab Anke Gröning dem Maler mit auf den Weg. "Ich werde mal wieder Grübeln", versicherte dieser, "und dann die Idee für meine Umsetzung vorstellen."

"Beim bunten Fest im Sommer fühle ich mich wohl."

Klaus Kuhn kommt aber nicht nur in die Diakonie- Werkstätten, deren Träger das evangelische Cecilienstift und der Verein Lebenshilfe sind, um Wände zu verschönern. Seit zwölf Jahren ist er hier regelmäßig Gast. Er bringt Farbe ins Haus, denn er betreut montags und donnerstags je eine der beiden Arbeitsgruppen Kunst. Die Arbeit mit den jeweils sieben bis acht Teilnehmern macht ihm Spaß. Zumal er erlebt, dass seine "Schüler" sehr kreativ sein können und er sogar das eine oder andere Talent unter ihnen entdeckt.

"Ich habe Freude an der Arbeit, nicht, weil ich so mal aus den eigenen vier Wänden heraus komme, sondern weil ich hier so viele begeisternde Projekte miterleben darf." Da müsse man immer wieder dabei sein. Wie beim Sonnenblumenfest im Sommer, auf das sich Kuhn jetzt schon freut. "Das ist ein so buntes und lebendiges Fest. Da fühle ich mich wohl." Und deshalb lässt sich Klaus Kuhn jedes Jahr eine neue Kulisse einfallen, vor der sich die Mitarbeiter und Besucher fotografieren lassen können.