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Rhodener Skitalent Til Schliephake gewinnt Harzer Serie Wenn der Apfel nicht weit vom Stamm fällt

Von Mario Heinicke 05.04.2014, 03:17

In Rhoden kann man auch im Winter nur selten Ski unterschnallen. Und trotzdem wächst dort mit Til Schliephake ein Skitalent heran. Der Zehnjährige gewann in seiner Altersklasse die "Tour de Harz".

Rhoden l Bezeichnet man Rhodener als Flachländer, so werden sie wohl den versammelten Protest anmelden. Doch in den Augen der Harzer ist es ein Flachländer, der die Skilanglaufsserie "Tour de Harz" gewonnen hat. Til Schliephake ist der Glückliche, gerade erst zehn Jahre alt geworden und damit noch im Grundschulalter. Skilaufen trainieren kann er freilich nicht im "flachen" ungespurten Fallstein. Dafür fährt er im Winter regelmäßig auf den Sonnenberg ins Skizentrum, wo sich schon die aktuellen Harzer Olympiamedaillengewinner Arnd Peiffer oder Daniel Böhm ihre Sporen verdient haben.

Der Gesamtsieg auf den (wegen Schneemangels) diesmal nur vier Etappen der "Tour de Harz" ist für Til Schliephake der bisher größte Erfolg, seit er mit sieben Jahren das erste Mal auf den Langlaufbrettern gestanden hat. Das Etappenrennen ist hochkarätig besetzt mit Teilnehmern aus Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und auch darüber hinaus. In Tils Altersklasse absolvierten elf Jungen die Serie.

Wie kommt überhaupt ein Rhodener, also aus einem Ort, wo heute höchstens noch Altherrenfußball gespielt wird, zum Skilanglauf? Nun, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Mama Jacqueline, aus Wernigerode stammend, war in Jugendjahren erfolgreiche Skisportlerin mit vielen regionalen Titeln sowie vorderen Plätzen bis zu DDR-Meisterschaften. Und davor war es Tils Opa Dieter Gersten als ebenso erfolgreicher wie enthusiastischer Skisportler. Der Opa ist trotz seiner 75 Jahre heute noch Trainer beim Nordischen Skiverein Wernigerode. Dort werden etwa 20 Skitalente sowie nochmal 20 erwachsene Sportler betreut, im Ostharz ist er damit der stärkste Wintersportverein. Darunter Til - und neuerdings auch dessen Schwester Tanja mit wohl ähnlichem Talent. Die Siebenjährige hat bei ihrem Einstand vor zwei Wochen beim Blankenburger Regensteinlauf gleich das Kinderrennen ihrer Altersgruppe mit einigem Abstand gewonnen.

Til Schliephake muss einen großen Aufwand betreiben, um Schule und Sport im fernen Wernigerode bzw. am Oberharzer Sonnenberg unter einen Hut zu bekommen. Roswitha und Martin Schliephake, die Rhodener Großeltern, sind oft Chauffeur, natürlich ebenso die Eltern Jacqueline und Daniel Schliephake, und ebenfalls nicht selten holen Dieter oder Angelika Gersten ihren Enkel ab. Meist zweimal die Woche ist Training, Athletik und Ausdauer gilt es zu schulen. Hinzu kommen die Wettkämpfe, im Winter in der Loipe, im Sommer auf den Laufstrecken, etwa 20 im Jahr. "Das Wichtigste bei aller Freude für den Sport ist aber letztendlich die Schule, Hausaufgaben sind schließlich auch zu erledigen", betont Dieter Gersten. Er freut sich, dass sein Enkel mit den Jahren immer besser geworden ist und heute auf den Ski in der klassischen wie Skatingtechnik stabile Leistungen zeigt. Til hat sogar schon einen Landesmeistertitel und zwei zweite Plätze auf Landesebene erreicht. "Mit dem nötigen Elan und Fleiß hat Til die Möglichkeit, noch viele Erfolge im Skilanglauf zu erreichen", ist sein Trainer überzeugt.