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Neues Programm Manege frei für ungewöhnliche Zirkustiere

Der Zirkus Lieberum beginnt am heutigen Freitag sein Gastspiel in
Osterwieck. Vier Vorstellungen stehen bis Sonntag auf dem Programm.
Dabei präsentiert die Zirkusfamilie ein neues Konzept.

26.06.2014, 19:04

Osterwieck l Tausend Zuschauer fasst das große Zirkuszelt von Familie Lieberum - theoretisch. 1989 zur Gründung des Zirkus wurde diese Größe noch benötigt. Doch die Zirkusbesucher sind seitdem generell weniger geworden. Trotzdem kann Lieberum heute froh sein, so ein großes Zelt zu besitzen. Ideal für das neue Konzept, den Familien-Fun-Park, mit dem die Zirkustruppe seit zwei Jahren durch Deutschland zieht.

"Das wird gut angenommen", zeigt sich Michael Lieberum, der mit seinem Bruder Christian den Zirkus leitet, zufrieden. Wenn heute um 16 Uhr die erste Vorstellung beginnt, rät er den Besuchern ausdrücklich, mit den Kindern schon eine halbe Stunde früher zu kommen. Denn unterm großen Zeltdach ist genügend Platz, für eine oder mehrere Hüpfburgen und hier wartet zum Beispiel die 15 Jahre alte Schildkröte "Bongo" in der Manege zum Streicheln und Fotografieren.

In der Pause ist die Tierschau nicht nur etwas zum Ansehen, sondern im Gehege können die Gäste Alpakas, Ziegen, die 45 Jahre alte Riesenschildkröte "Godzilla" und viele andere Tiere streicheln und füttern. Und nach dem 90-minütigen Zirkusprogramm kann nochmal auf der Hüpfburg getobt werden, außerdem werden die Kinder auf Wunsch geschminkt. Bis auf die Tierschau in der Pause ist das alles im Eintrittspreis enthalten, betont der Zirkusdirektor.

Es sind schon einige ungewöhnliche Tiere im Zirkus Lieberum. Ein Esel, Laufenten und ein Riesenhase gehören dazu. Die Schildkröten sind übrigens nicht dressiert. ",Godzilla` ist seit einem Jahr bei uns und stammt aus einer Reptilienschau", erklärt Michael Lieberum. "Ein friedliches Tierchen", wie seine Frau Sandra hinzufügt.

Es ist heute die zweite Generation, die den Zirkus Lieberum führt. Die Eltern der Brüder hatten ihn vor 25 Jahren gegründet. Der Vater war Hochseilartist, die Mutter stammte ebenfalls aus einer Zirkusfamilie. Michael Lieberum stand schon als Kind in der Manege, damals in einer Clownnummer. Den Spaß an der Clownerie hat er sich bewahrt, er ist aber auch als Artist zu sehen. "Jetzt sind meine Kinder schon soweit, haben erste ganz kleine Auftritte", erzählt er. Doch Stress machen wolle er seinen beiden Älteren, fünf und sechs Jahre alt, nicht. Sie hätten auch Hobbys, die nichts mit dem Zirkus zu tun haben.

Überhaupt das Zirkusleben. Im September kommt Michael Lieberums Älteste in die Schule. "Wir Zirkuskinder waren immer Exoten", erinnert er sich noch gut an seine Schulzeit. "Wir hatten immer viel zu erzählen, kamen ja auch viel rum." Trotzdem ist er gerade für seine Tochter ganz froh, im Herbst ein mehrmonatiges Engagement in Hannover zu haben, sodass das Kind erstmal Fuß fassen kann in der Schule und nicht gleich jede Woche wechseln muss.

Schon jetzt hat der Zirkus Lieberum einen vollen Terminkalender bis ins nächste Jahr. Das ist kein Selbstläufer. "Wir müssen uns kümmern. Das ist ein 24-Stunden-Job. Wenn die Vorstellung vorbei ist, setzen wir uns an die Verträge für die nächsten Spielorte", erklärt der Direktor. Immer wieder neu zu organisieren sind dann der Stellplatz, das Tierfutter, die Entsorgung des Mists und tausend andere sowie nicht vorhersehbare Dinge.

Und zwischen den Zeltvorstellungen bemüht sich der Zirkus noch um weitere Engagements. So waren einige Akteure mit Tieren am Mittwoch von Osterwieck noch kurz nach Detmold gefahren. Dort traten sie in einem Altenheim auf. Auch in Schulen und Kindergärten werden die Zirkusleute gebucht. Im Dezember werden sie längere Zeit mit einem Märchen-Weihnachtszirkus in Northeim verweilen. Das Winterquartier steht erneut in Melle an, auch mit Vorführungen in einer Halle. "Wir können uns keine Pause leisten", betont Lieberum.

So zieht die 15-köpfige Karawane durchs Land, aber nur selten nach Hause, was die Gemeinde Gilserberg in Hessen ist.

Aber die Familie ist zufrieden. "Wir erfinden den Zirkus sicher nicht neu", sagt Michael Lieberum, "versuchen ihn aber moderner zu machen." Zum Beispiel durch Kostüme und Licht. Die Feuer-Fakir-Show sieht er dabei als ein Beispiel. Moderner ist auch, dass die Kinder aus dem Publikum an einer Stelle im Programm Kunststückchen ihrer Wahl zeigen dürfen.

"Selbst wenn es mal nur 20 Zuschauer sein sollten, wir sehen jede Vorstellung als Herausforderung an", sagt Lieberum. "Die Leute sollen zufrieden aus dem Zelt gehen."

Die Vorstellungen beginnen heute und am Sonnabend jeweils um 16 Uhr sowie am Sonntag um 11 und 14 Uhr.