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Praxisnahes Verkehrsprojekt Kinder üben eifrig richtiges Verhalten

Von Ramona Adelsberger 23.03.2015, 02:33

Wie verhalte ich mich an einer Ampel, wie gehe ich richtig über den Zebrastreifen und was ist eigentlich ein toter Winkel? Die Anworten auf diese und viele weitere Fragen haben die Knirpse der Tagesstätte "Spatzennest" selbst herausgefunden.

Schlanstedt l Große Aufregung herrscht in der Kindertagesstätte " Spatzennest" in Schlanstedt. Ein Verkehrsprojekt, das die Mädchen und Jungen bereits seit einige Tagen beschäftigt, findet mit dem Verkehrstag seinen Höhepunkt.

"Heute können die Kinder zeigen, was sie gelernt haben", sagt Ingrid Eheleben, die Leiterin der Einrichtung. "Bei einer Ortsbegehung bis zur Grundschule haben wir über besonders gefährliche Situationen gesprochen und uns die verschiedenen Verkehrsschilder eingeprägt."

Im Garten des Haueses tummeln sich bei schönstem Vorfrühlingswetter alle Kinder, viele Eltern und, in ihren grünen Jacken gut zu erkennen, Mitglieder der Verkehrswacht aus dem Nachbarlandkreis Börde. Das Projekt "Kinder im Straßenverkehr" ist ein Gemeinschaftsprojekt der Verkehrswacht und wird von der Bundesregierung unterstützt.

"Wir sind fast täglich unterwegs", sagt Klaus Glandien, der Vorsitzende der Kreisverkehrswacht. Weil es im Landkreis Harz zwar eine Verkehrswacht, jedoch kein vergleichbares Projekt zur Verkehrserziehung gibt, sind die Ehrenamtlichen aus der Börde auch im Harz aktiv. Dabei reisen die Mitglieder des Verkehrswacht mit großen Gepäck an und haben alles dabei. Verkehrsschilder, kleine Fahrzeuge wie Roller, Fahrräder und Laufräder und jede Menge Zubehör.

Der Garten der Tagesstätte hat sich in einen Verkehrsgarten verwandelt, wo es jede Menge zu entdecken und auszuprobieren gibt. Die Mädchen und Jungen sind mit Feuereifer bei der Sache und üben zum Beispiel das richtige Verhalten am Zebrastreifen oder das schnelle Reagieren, wenn die Ampel auf Rot springt.

In einem Pkw dürfen die Kleinsten nacheinander auf dem Fahrersitz Platz nehmen und jedes Kind bekommt anschaulich erläutert, was es mit dem toten Winkel im Seitenspiegel eines Autos auf sich hat. Dazu markiert eine dreieckige Plane diesen im Spiegel nicht sichtbaren Bereich. Dieser eindrucksvolle Versuch und die Erkenntnis, wie groß dieser Bereich doch ist, erstaunt auch viele Erwachsene.

Klaus Glandien ist hocherfreut, dass so viele Eltern und Großeltern der Einladung zum Verkehrstag gefolgt sind. Etwa 30 Erwachsene stellen sich gemeinsam mit den Kindern den unterschiedlichen Situationen. "In der nächsten Zeit kann es schon mal zu Diskussionen in den Familien kommen, wenn es zum Beispiel um das Anschnallen im Fahrzeug auch bei kurzen Strecken geht", sagt er. Einige der Knirpse hätten verraten, dass sie auch mal "schnell" ohne Kindersitz und nicht angeschnallt mitfahren. Auch das Benutzen eines Fahrradhelms sollte zur Selbstverständlichkeit werden.

Ortsbürgermeisterin Waltraud Beck (CDU) zeigt sich als Pädagogin beeindruckt vom Verkehrsprojekt und lobt vor allem den Einsatz der ehrenamtlichen Helfer. Lächelnd erinnert sie sich an ihre eigene Kindheit auf dem Dorf und ihren kleinen Holzroller. "Damals war es auf den Straßen in Schlanstedt noch ruhig."

"Auch, wenn sich die Mädchen und Jungen auch heute noch im ländlichen Raum mit einem vergleichsweise geringen Verkehrsaufkommen auseinandersetzen müssen, in den Städten sieht es ganz anders aus", sagt Klaus Glandien. "Dann sollen sie sich an das Gelernte erinnern und keine Angst vor Ampeln, Zebrastreifen und Verkehrsschildern haben." Der schönster Lohn sei, eine Nachricht nach einem Jahr, dass kein einziges Kind einen Unfall hatte. Klaus Glandien sieht seine Tätigkeit bei der Verkehrswacht seit fast 40 Jahren als eine Berufung. Als junger Mann habe er unmittelbar miterleben müssen, wie ein Kind durch ein Motorrad erfasst und tödlich verletzt wurde. "Das hat mich geprägt."

Der Kontakt von Schlanstedt in die Börde ist durch den Schlanstedter Rico Trapp, entstanden, der in Gröningen ein Büro hat, und die Arbeit der dortigen Verkehrswacht unterstützt. Er hat auch schon eine Idee für einen nächsten Höhepunkt und möchte die Mädchen und Jungen der Tagesstätte, die zum Cecilienstift gehört, für einen Tag in den 1,5 Hektar großen Verkehrsgarten der Verkehrswacht nach Völpke einladen.