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Stadtzentrum verwandelt sich in Werbefläche für mehr Barrierefreiheit Nase und Füße als "Augenersatz" und Flyer aus dem Bauchladen zum Aktionstag

Von Gerald Eggert 11.05.2011, 10:04

Zu einem Aktionstag lädt der Verein Barrierefreier Nordharz am 17. Mai von 10 bis 17 Uhr in das Stadtzentrum Halberstadt ein. Unter dem Motto "Ein Tag für mehr Miteinander - Partnerschaftlich Barrieren überwinden" soll für mehr Barrierefreiheit geworben werden.

Halberstadt. Möglichst viele Menschen für die Probleme behinderter Zeitgenossen zu sensibilisieren, ihr Interesse zu wecken und langfristig konkrete Barrieren im öffentlichen Leben abzubauen, das hat sich das Netzwerk rund um den Verein Barrierefreier Nordharz auf die Fahnen geschrieben. Gemeinsam mit dem Rolli-Club Halberstadt, den Einrichtungen des Cecilienstiftes und der Diakonie, dem Blinden- und Sehschwachenverband, der Bahnhofsmission sowie weiteren Vereinen und Verbänden soll dieser Aktionstag erstmals in der Region einen Einblick in das Leben der Menschen mit Handicap geben.

Das Diakonische Werk Halberstadt wird dort unter anderem das Projekt "neues wohnen", das in Kooperation mit der Halberstädter Wohnungsgesellschaft (HaWoGe) realisiert wird, vorstellen. Inzwischen können Senioren, aber auch jüngere Menschen an zwei Standorten in Wernigerode und an dreien in Halberstadt selbstbestimmt leben und bei Bedarf jederzeit Hilfe in Anspruch nehmen.

"Wir möchten an dem Aktionstag nicht nur an einem Stand auf unsere Angebote aufmerksam machen, sondern auf eine andere Art zeigen, dass wir doch recht mobil sind", sagte Jeannine Seerich. Das brachte die Mitarbeiter auf die Idee, im Stadtzentrum Flyer aus einem Bauchladen heraus zu verteilen und mit den Leuten ins Gespräch zu kommen.

Situation selbst erleben

Gebaut wurde dieses hölzerne Behältnis nach Wunsch in der Tischlerei der Diakonie Werkstätten Halberstadt. Dort nahmen ihn Heidi Brönnecke, Katrin Weinert und Jeannine Seerich von René Rackebrandt, einem Mitarbeiter der Werkstätten, in Empfang. "Genau so haben wir uns das Teil vorgestellt", bemerkte Katrin Weinert, die sich den Bauchladen sogleich probeweise umgehängt hatte.

Das freute Christian Just, einer der Gruppenleiter in der Tischlerei. Hier arbeiten zwei Gruppen mit rund 20 Mitarbeitern als Bau- und Möbeltischler. "Wir haben gut zu tun, erledigen vorwiegend Aufträge von Privatkunden, haben aber auch gute Kontakte zu kirchlichen und anderen Einrichtungen." Ein deutliches Zeichen für die Kundenzufriedenheit ist ein volles Auftragsbuch.

Das Diakonissen-Mutterhaus Cecilienstift beteiligt sich ebenfalls umfangreich am Aktionstag. Sieben Mitarbeitende werden auf dem Fischmarkt unter anderem Töpferwaren präsentieren, die behinderte Menschen mit ihren Betreuern im Tagesförderzentrum des Cecilienstifts herstellten.

Auf Schautafeln wird die Arbeit des Cochlear-Implant-Rehabilitationszentrums veranschaulicht und Besucher können sich anhand von Düften und mithilfe von Simulationsbrillen in die Situation sinnesbehinderter Menschen hineinversetzen. Es wird ein Blindenparcours gestaltet, durch den sich interessierte Besucher mit Hilfestellung und Handführung bewegen können. Ebenso sollen Fußtasttafeln genutzt werden, um Gästen der Veranstaltung entsprechende Eindrücke zu vermitteln.

Hinter den insgesamt vier Ständen des Stifts wird auf Schautafeln des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes über Augenerkrankungen informiert.

Die beteiligten Mitarbeiter sind an ihren Stifts-T-Shirts zu erkennen und stehen gern für Fragen rund um die vielfältige Arbeit des Diakonissen-Mutterhauses zur Verfügung.