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Wegen Insolvenz des Bildungsträgers Die Gutspark-Sanierung ist vorerst gestoppt

Von Dieter Kunze 29.07.2011, 04:28

Wegen der Insolvenz des Bildungsträgers sind die Arbeiten im Gutspark von Nienhagen ins Stocken geraten. Eine Beschäftigungsgesellschaft aus Halberstadt will einspringen.

Nienhagen. In dem heutigen Ortsteil von Schwanebeck gab es einst einen ansehnlichen Gutspark, der, wie das Gutshaus auch, viele Jahrhunderte lang zum Besitz der Familie Kühne gehörte. In 40 Jahren DDR und auch danach hat sich der einst mit Sichtachsen angelegte Park stark verändert. Vor allem die Entenmast, die hier mitten im Park aufgebaut wurde, habe einiges kaputtgemacht, weiß eine Anwohnerin des Parks. Noch heute sind die Betonfundamente zu sehen. Zahlreiche wildwachsende Bäume und Strauchwerk haben den Park fast in einen Urwald verwandelt.

Mithilfe eines Beschäftigungsprojekts wurde versucht, wieder Licht in das 50 000 Quadratmeter große Gelände zu bringen. Seit Herbst 2010 waren Mitarbeiter des Heureka-Bildungsseminars damit beschäftigt, den Park "aufzuräumen". Nun sind die Arbeiten aber ins Stocken geraten. "Die über das Heureka-Bildungsseminar organisierte Beschäftigungsmaßnahme musste nach der Insolvenz des Trägers zunächst eingestellt werden", sagte die frühere Heureka-Mitarbeiterin Bianca Brähmer. Es werde jedoch angestrebt, über das AWZ Aus- und Weiterbildungszentrum Halberstadt ab September wieder ein Beschäftigungsprojekt des Jobcenters Harz zu starten.

Damit könnten die Arbeiten zur Wiederherstellung des Parks einschließlich der Sichtachsen fortgeführt werden und vielleicht doch noch zur 875-Jahr-Feier des Orts 2013 einen zumindest vorläufigen Abschluss finden. Stephan Kühne, ein Nachfahre der einstigen Gutsbesitzer, hatte kürzlich bei einem Ortstermin Einwohnern Nienhagens, Vertretern der Stadt Schwanebeck und der Unteren Naturschutzbehörde erklärt, dass er die Erhaltung des Parks begrüße.

Die Familie Kühne ist seit Langem in der Region zu Hause. Der erste, von dem man heute weiß, war Curd Kühne, der mit einem Sattelhof in Veltheim belehnt worden war. Die entsprechende Urkunde trägt die Jahreszahl 1458.

Im 18. und 19. Jahrhundert errichteten Angehörige der Familie Kühne im Harzvorland und in der Börde Vorwerke und Verarbeitungsbetriebe wie zum Beispiel eine Brennerei und eine Ziegelei. 1856 begründete Philipp August Kühne gemeinsam mit Richard Schaeper in Wanzleben die erste Zuckerfabrik in der Magdeburger Börde. 1863 organisierten beide in Blumenberg den ersten Dampfpflug-Einsatz in Preußen.

Am 7. Februar 1863 erwarb Philipp August Kühne, Pächter der preußischen Domäne Wanzleben, 509 Hektar Ackerland am Rand der Magdeburger Börde: das Gut Nienhagen bei Halberstadt. Bis zum September 1945 bewirtschaftete die Familie Kühne den Hof erfolgreich mit Herz und Verstand. Dann wird die Familie entschädigungslos enteignet und siedelt nach Westdeutschland um.

"Unter dem Schlagwort "Junkerland in Bauernhand" waren auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone zwischen 1945 und 1949 Millionen Hektar Land entschädigungslos enteignet und in den sogenannten Bodenfonds überführt worden", erinnert der Diplom-Ökonom Stephan Kühne. Auch nach der Wende wurden die Eigentümer nicht entschädigt, das Gutshaus steht seitdem leer.