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13. Oldtimer-Festival der Harzer Bike-Schmiede im Zeichen der Suhler Marke Erinnerungen an die Tour um die halbe Erde auf dem Simson-Moped vor über 50 Jahren

Von Horst Müller 07.06.2012, 03:20

Zilly l Eine Legende war am Wochenende Gast beim 13. Oldtimer-Festival in der Harzer Bike-Schmiede in Zilly. Rüdiger König, inzwischen 77 Jahre alt, brach im Februar 1960 zusammen mit Wolfgang Schrader auf zwei Simson Mopeds vom Typ SR2 zu einer spektakulären Testfahrt auf. Davon berichtete er dem Publikum in Zilly.

Nach dem Studium für Maschinenbau wollten König und Schrader "eine größere Sache machen". Sie fuhren zum Simson-Werk nach Suhl und stellten sich und ihr Anliegen mit den Worten vor: "Wir wollen ihre Mopeds jetzt testen." Nach einigem Hin und Her, Absprachen mit den Behörden und schließlich mit dem Segen der Industrie, die alle Ersatzteile sponserte, ging es auf die weite Reise bis nach Afrika und zurück in die damals real existierende DDR. Der Staat sah in der Fahrt durch die 33 Länder auch ihren werbewirksamen Effekt. "Wer konnte schließlich damals schon vorzeigen, dass seine Mopeds auf einer Fahrt über 50 000 Kilometer unter extremsten Bedingungen auf Herz und Nieren geprüft waren", sagte Rüdiger König.

Während der Fahrt berichteten sie mehrfach auf dem Radiosender "Stimme der DDR" von der Fahrt durch die fernen Länder bis Afrika. Natürlich übermittelten die Testfahrer auch ständig die aktuellsten Berichte ans Werk in Suhl. So stellte sich heraus, wer die besten Reifen produzierte und auch welche Ersatzteile einem hohen Verschleiß unterlagen. Die einfach aufgebauten SR2 konnten auch einfach gewartet und repariert werden, egal unter welchen Bedingungen, blickte König zurück. Bei der Fahrt mit einem guten Ende haben die beiden SR2-Weltenbummler keine Reichtümer gesammelt, aber Erfahrungen und Sprachkenntnisse in Englisch und Französisch. "Dieses Erlebnis und die Erinnerungen daran sind durch nichts zu ersetzen."

Mit 85 Kilogramm in den Packtaschen eines jeden Mopeds fuhren König und Schrader durch die 33 Länder. "Wäre ich jung, würde ich diese Fahrt sofort noch einmal machen", sagte der rüstige Rentner Rüdiger König. "Also worauf wartet ihr noch. Fahrt los! Heute steht euch die ganze Welt offen", motivierte er die heutige Jugend.

Simson-Fahrzeuge standen im Mittelpunkt dieses 13. Oldtimer-Festivals. Ein brauner SR2, der noch im Originalzustand ist, wurde mit einem für die Marke ausgelobten Pokal geehrt.

Abstecher nach Zilly vom Jawa-Treffen im Harz

Aber auch andere Raritäten konnten die Besucher bestaunen. So eine Jawa 500 OHC, angetrieben von einer Königswelle, Renntechnik der 1950er Jahre, die auch als Straßenmaschine lief. Hiermit war Arnold Büber aus Aalen in Baden-Württemberg angereist. Er stammt ursprünglich aus Gröningen, war gerade zum 10. Jawa-Treffen in Güntersberge und von dort mit den Jawa-Freunden aus Magdeburg zum Festival gefahren. Büber ist seit seiner Jugend Fan der tschechischen Motorradmarke. Bereits 1959 mit 16 Jahren kaufte er sich seine erste Jawa mit 125 ccm Hubraum. Mit 18 Jahren stieg er auf das 350er Modell um. Im August dieses Jahres wird Arnold Büber 70 Jahre. "Das Motorradfahren ist für mich ein Lebenselixier, ich hatte noch nie Probleme beim Fahren" sagte er.

Mit seinem seltenen Motorrad, vom dem nur 2500 Exemplare hergestellt wurden und heute noch 100 bis 150 auf der ganzen Welt erhalten sind, ist er bei jedem Jawa-Treffen dabei - und diesmal auch beim Oldtimer-Festival in Zilly.