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Starke Verkrautung und zu wenig Frischwasser führen zum Fischsterben Lebensraum Gipshütte stirbt

Von Carina Bosse 20.09.2014, 03:12

Notmaßnahmen hat der Kreisangelverein Haldensleben für dieses Wochenende angekündigt. Das Gewässer "Gipshütte" bei Bartensleben ist so verkrautet, dass die Fische sterben, weil sie nicht genügend Sauerstoff bekommen.

Bartensleben l Der Lebensraum zahlreicher Fischarten in der sogenannten "Gipshütte", einem Gewässer südwestlich von Bartensleben, ist zerstört.

Seit ungefähr zwei Wochen sterben dort die Fische, weil ihnen der Sauerstoff im Teich ausgeht.

"Er ist total verkrautet und bietet den Tieren unter der Oberfläche nicht genügend Licht, ihnen geht die Luft aus, sie verenden", berichtet Helmut Zerrath. Der Diplom-Biologe ist Mitglied im Angelverein "Oberes Allertal" und beobachtet wie mehrere Bartensleber auch die Entwicklung an der Gipshütte mit Sorge.

Unternehmen können die Angelfreunde jedoch nichts, denn das Gewässer ist an den Kreisanglerverein Haldensleben verpachtet. Der hatte im vergangenen Jahr den Bartenslebern eine Weiterbewirtschaftung wie bisher untersagt, denn das "Obere Allertal" ist seit 2002 schon ein eigenständiger Verein und nicht mehr Mitglied im Kreisanglerverein. Meinungsverschiedenheiten führten zu Spannungen, die sich bis heute nicht ausräumen ließen.

Seit der Untersagung im vergangenen Jahr stellten die Bartensleber Angelfreunde die Pflege ein, die Verkrautung nahm ihren Lauf. Im Zusammenspiel mit dem Wetter und der landwirtschaftlich geprägten Umgebung wurde so die jetzige Situation heraufbeschworen. Kleinere Fische wie Plötzen liegen verendet auf der Wasseroberfläche, größere wie Karpfen und Hecht wurden bereits mehrfach ans Ufer angeschwemmt.

Der Kreisanglerverein hat auf entsprechende Ansagen reagiert. Vor einer Woche hatte es eine Begehung gegeben, doch die Verhältnisse sind nicht ganz einfach, berichtet Marco Kloss, erster Stellvertreter des Vorsitzenden des Kreisanglervereins, auf Nachfrage. Mit seinem Gewässerwart Thomas Franz und dem Vorstand wurde in dieser Woche vereinbart, einige Notmaßnahmen zu ergreifen. Am Sonntag soll im Rahmen eines Einsatzes soviel wie möglich von dem Kraut rausgezogen werden, um wieder Licht und Luft für das Wasser und den Lebensraum unter der Oberfläche zu schaffen. Der Vorstand rechnet damit, dass um die 20 Sportfreunde mithelfen könnten.

"Das Wehr, das den Zulauf von Frischwasser gewährleistet hat, ist kaputt", sagt der Kreis-Gewässerwart. Das beschleunige den Sauerstoffentzug zusätzlich. Der Wasserstand sei ohnehin schon viel zu tief, so Thomas Franz.

Doch an das Wehr dürfen die Angelfreunde nicht heran, das sei Sache der Behörden beziehungsweise des Unterhaltungsverbandes, sagt Marco Kloss. Dort läge bereits ein Antrag auf Rückbau vor. Es soll durch eine Sohlgleite ersetzt werden, keine glückliche Entscheidung aus Sicht der Angler, doch damit müssten sie zurecht kommen. Denn leider besäßen Fließgewässer eine höhere Priorität als stehende.

Ein weiteres Problem betrifft die Erreichbarkeit. Die Gipshütte liegt ganz idyllisch inmitten von Feldern und Wiesen und kann nur über eine Wiese erreicht werden. Es gab bereits Betretungsverbote. Fünf Teilstücke haben rund um das Gewässer unterschiedliche Eigentümer, die ganz verstreut und zum Teil in den alten Bundesländern leben. Ob hier eine längerfristige Lösung überhaupt erreicht werde könne, sei derzeit offen, so der Vize-Vorsitzende.

Mit dem Betretungsrecht hatten die Bartensleber Angler unterdessen in der Vergangenheit keine Probleme.

Ihnen tut es vor allem leid um die Fischbestände und die Chance, die den Angelfreunden hier genommen wird, wirklich mal kapitale Fänge zu machen. Verendete Tiere am Ufer zu finden, könne** nicht im Sinne des Kreisanglervereins sein, so Karl-Heinz Urban, Vorsitzender vom Verein "Oberes Allertal". Bisher habe sein Verein immer dafür gesorgt, dass die Gipshütte, übrigens benannt nach einem Kreidefelsen, der sich in einem Teil des Gewässers befindet, ein lebenswerter Lebensraum für die verschiedensten Fischarten war. Und das sollte in Zukunft auf jeden Fall so bleiben, zumal auch andere wildlebende Tiere wie das Wasserhuhn hier ihre Heimat haben.