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Museum Haldensleben eröffnet Sonderausstellung zum 1. Weltkrieg / Wochenblattberichte in "Tagebuch" notiert Kriegserlebnisse an der "Heimatfront"

Von Jens Kusian 10.10.2014, 03:08

Nicht die Geschehnisse an der Ost- oder Westfront, sondern an der Haldensleber "Heimatfront" während des 1. Weltkrieges stehen im Mittelpunkt einer Sonderausstellung im Museum Haldensleben. Neben einem fiktiven Tagebuch werden auch Ausstellungsstücke aus dieser Zeit gezeigt.

Haldensleben l Geschichte liegt in der Luft. Für ein Museum normal, doch im Haldensleber Museum wird sie greifbar, erlebbar. Schließlich befindet sich der Besucher der Sonderausstellung zum 1. Weltkrieg, die am Dienstag eröffnet wurde, hier mitten drin im Geschehen. "In diesem Haus war eine Kriegsschreibstunde untergebracht", weiß Museumsleiter Ulrich Hauer.

Betrieben wurde sie vom Verein für Fraueninteressen, bei denen auch Hausherrin Dora Herzberg Mitglied war. "Die Schreibstube war in etwa das, was heute das Bürgerbüro ist", erklärt Hauer. Wer Hilfe bei Behördengängen brauchte, um beispielsweise als Witwe eines gefallenen Soldaten Unterstützung zu beantragen, war hier an der richtigen Adresse. Auch die Gefallenenlisten lagen in der Schreibstube aus. Denn von den 2500 Haldensleber Soldaten, die in den Krieg zogen, sind 500 nicht zurückgekehrt.

Genauso wie es sich bei Dora Herzberg um eine reale Person aus Haldensleben handelt, ist verbrieft, dass in Haldensleben 1914 das sogenannte 72-er Regiment (Einsatz an der Westfront) und später ein Landsturm-Bataillon für die Ostfront aufgestellt wurden. Das

hat

Hauer

im damaligen Wochenblatt recherchiert.

Diese Zeitungsartikel haben Hauer und seine Mitarbeiter in Tagebuchform gebracht. Geschrieben wurde es von der 14-jährigen Frieda - die fiktive Tochter von Dora und Paul Herzberg. Das Mädchen berichtet darin, was sie und ihr kleiner Bruder Fritz während der Kriegszeit an der Haldensleber "Heimatfront" erlebten, wobei laut Hauer Fritz lieber Krieg spielte und Frieda die Sache mit wachen Augen verfolgte. "Das Thema 1. Weltkrieg läuft ja derzeit im Fernsehen hoch und runter. Doch während es dort meist um den Krieg selbst an der Ost- und Westfront geht, konzentrieren wir uns ganz auf die Geschehnisse direkt hier in Haldensleben", erklärt der Museumsleiter. Und so sind Friedas "Tagebuchnotizen" auf großen Schautafeln nachzulesen, die bis Ende 2018 im Museum hängen werden.

Nur bis zum 22.März 2015 wird dagegen die eigentliche Sonderausstellung gezeigt. Kaiserbüste und Pickelhaube, ein von Soldatenhand geschnitztes Maschinengewehr 08/15 für den Sohnemann, Geldstücke und feinstes Porzellan, verziert mit dem Eisernen Kreuz, sind dort zu sehen. "In diesem Raum befindet sich derzeit auch das Mobiliar des Schulmuseums. Aber da die Möbel auch so um die 100Jahre alt sind, bilden sie einen zeitgemäßen Rahmen für die Exponate", meint Ulrich Hauer.