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Knochenmarkspende Chris und Ralf suchen Stammzellenspender

Mit einer Aktion wollen Chris Borchers und Ralf Duckstein der Deutschen
Knochenmarkspenderdatei helfen, weitere Spender zu finden.

Von Constanze Arendt-Nowak 24.06.2015, 20:32

Schackensleben / Nordgermersleben l "Aus 2 mach 200" - das ist die Devise der beiden Nordgermersleber Ralf Duckstein und Chris Borchers für den kommenden Sonnabend. Sie hoffen, bei einer von ihnen initiierten Typisierungsaktion in der Schackensleber Prokon-Halle mindestens 200 Menschen zu finden, die sich in der Stammzellenspenderdatei registrieren lassen. Für wenig Aufwand hat jeder die Chance, Lebensretter zu werden.

"Wir beide sind schon über Jahre in der Deutschen Knochenmarkspenderdatei registriert, doch weil wir jetzt selbst nicht mehr spenden können, wollen wir uns dafür einsetzen, dass sich andere registrieren lassen", fasst der 47-jährige Chris Borchers zusammen. Ihr persönliches Schicksal, das verhindert, dass sie mit eigenen Stammzellen anderen helfen können, will er dabei ebenso wenig wie sein 36-jähriger Kumpel Ralf Duckstein in den Vordergrund geschoben haben.

Beide sind selbst an Blutkrebs erkrankt
Doch der Blutkrebs hat beide besonders in den vergangenen Monaten das eine oder andere Mal darüber nachdenken lassen, wie es wäre, wenn sie selbst auf die Stammzellen eines anderen Menschen angewiesen wären.

Ralf Duckstein bekam im August 2014 die Diagnose, nachdem er sich über Wochen mit Bauchschmerzen herumgequält hatte. Tabletten schlugen nicht an, eine Magenspiegelung blieb ohne Befund, eine Blutprobe zeigte geringe Entzündungswerte, ehe dann eine Ultraschall offenbarte, dass die Milz doppelt so groß war als normal. Ein schwarzer Fleck, der auf einen Tumor hindeutete, war ebenfalls darauf zu sehen. Mit dem Verdacht auf Lymphdrüsenkrebs - auch eine Form des Blutkrebses - ging es zum Onkologen. Weitere Untersuchungen, unter anderem eine Knochenmarkpunktion und eine Milzpunktion, folgten. Der Verdacht bestätigte sich.

Der 36-Jährige ließ anschließend im Abstand von jeweils drei Wochen sechs Chemotherapien mit teilweise heftigen Nebenwirkungen über sich ergehen. Dadurch wurde das Tumorgewebe zwar kleiner, aber es verschwand nicht ganz. Im März wurde ihm die Milz entnommen. Doch noch hat das Bangen nicht ganz ein Ende, denn dort, wo einst die Milz saß, ist noch eine verdächtige Stelle zu erkennen.

Wenn Chris Borchers allerdings sagt, "Du hast immer im Kopf, du musst jetzt durchhalten", stimmt Ralf Duckstein ihm zu.

Bei Chris Borchers war es Anfang dieses Jahres ein Routinecheck bei der Hausärztin, der den Stein ins Rollen brachte. Das Blutbild stimmte nicht. Nachdem in der Hämatologie dieses bestätigt wurde, brachte eine Knochenmarkpunktion im Februar die ganze Wahrheit ans Licht: Blutkrebs. Die anschließende Chemotherapie und die Spritze, die das Immunsystem wieder aufbaut, beschreibt der 47-Jährige als heftig. "Aber danach ging es Stück für Stück bergauf", sagt er. Ende April ließ er sich gesund schreiben und am 1. Mai startete er zum Wikingertreffen nach Dänemark durch. Ein Ziel, das er die gesamte Krankheitsphase klar vor Augen hatte. Ein besonderer Glücksmoment war es aber auch, als er sein Enkelkind wieder auf den Arm nehmen konnte, nachdem er Teile seines Zuhauses lange Zeit zur Quarantänezone erklärt hatte, da sein eigenes Immunsystem quasi nicht mehr vorhanden war.

Ralf Duckstein war da wesentlich ignoranter: "Ich habe versucht, mein Leben weiterzuleben wie vorher auch, ich habe sogar im Garten gearbeitet", erinnert er sich zurück. Dass aber positives Denken den Heilungsprozess fördern soll, haben beide stets geglaubt. Humor half auch, nicht aufzugeben und neue Ziele anzugehen.

Anderen zu helfen, ist eines dieser Ziele. Für die Typisierungsaktion am Sonnabend haben Chris Borchers und Ralf Duckstein nicht nur ihre Partnerinnen Andrea Borchers und Andrea Gröpke sowie die DKMS mit ins Boot geholt, sondern auch die Bürgermeisterin der Gemeinde Hohe Börde, Steffi Trittel, und weitere Mitarbeiter der Verwaltung. Katja Salomon möchten sie dabei besonders nennen. "Die Verwaltung ist eine Riesenstütze geworden", so Andrea Gröpke.

Steffi Trittel hofft, dass sich am kommenden Sonnabend möglichst viele Menschen in der Prokon-Halle in Schackensleben typisieren lassen. "Ich unterstütze diese Aktion, denn jeder kann in die Situation kommen, dass auf die Spenderdatei zugegriffen werden muss", erklärt die Bürgermeisterin, die die Schirmherrschaft übernommen hat.

Die Organisatoren fiebern nun einem bunten Fest entgegen, denn neben einem kleinen Piks, mit dem fünf Milliliter Blut aus der Armbeuge entnommen wird, erwartet die Besucher auch ein Rahmenprogramm. Ralf Duckstein und Andrea Gröpke sowie Chris und Andrea Borchers haben in der Vorbereitung Sponsoren gesucht und so wertvolle Preise für eine Verlosung bekommen. Torwandschießen, Kinderschminken und eine Hüpfburg bringen Abwechslung für die kleinen Gäste. Fürs leibliche Wohl ist gesorgt.

Der gesamte Erlös soll der DKMS zufließen. "Schön wäre es, wenn sich diese Spendenaktion komplett selbst trägt und nicht durch andere Aktionen mitgetragen werden muss", sind sich die Initiatoren einig.