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  7. Betonkunst: "Es wäre schade, sie abzureißen"

Junges Künstlerteam aus Berlin und Hamburg zeigt Ergebnisse seiner Arbeit / Film könnte 2013 Höhepunkt eines Festivals sein Betonkunst: "Es wäre schade, sie abzureißen"

Von Bernhard Maslow 10.09.2012, 03:22

Nur für einen Tag war die Ausstellung im früheren Betonsteinwerk geplant. Ob sie doch bleibt, ist noch nicht entschieden.

Havelberg l Schöneres Wetter hätten sich die sechs jungen Künstler der "Betongruppe" am Sonnabendnachmittag bei der Präsentation ihres Betonprojektes auf dem Gelände des ehemaligen Baustoffwerkes gar nicht wünschen können. Nach sieben harten, aber auch sehr schönen gemeinsamen Arbeitswochen wurde eine nicht alltägliche Ausstellung eröffnet, die nur einen halben Tag für die kunstinteressierten Besucher zu sehen sein sollte.

So hieß es zumindest zur Eröffnung, an der im Auftrag des Havelberger Bürgermeisters Amtsleiterin Petra Jonschkowski teilnahm. Sie übermittelte die besten Grüße der Stadt und freute sich sehr über dieses Projekt, das durch viele Institutionen, Firmen und andere gefördert und unterstützt wurde. "Wenn ich das Kunstobjekt betrachte, erinnert es mich an das Jahr 2002, als an gleicher Stelle das Jahrhunderthochwasser das Betriebsgelände fast überflutete." Auch Dietrich Staats, der über 30 Jahre im damaligen Baustoffwerk arbeitete, kann sich noch sehr genau an dieses Ereignis erinnern und berichtete vom aufopferungsvollen Einsatz der damaligen Beschäftigten, die rund um den Betrieb einen Damm errichteten und somit ihren Arbeitsplatz sicherten.

Das ist nun Geschichte und auch das Werk , das zu DDR-Zeiten Hohlblocksteine und später Gehwegplatten produzierte, gehört schon längst der Vergangenheit an.

Bevor das einstige Betriebsgelände in nächster Zeit umgebaut wird und dann unter anderem einen Stellplatz für über 1000 Autos sowie ein Natur-Informationszentrum erhalten soll, hatten sechs junge Künstler aus Berlin und Hamburg in den vergangenen sieben Wochen mit dem Baustoff Beton ihre Ideen in zeitgenössische Positionen umgesetzt.

Dies alles wurde filmisch dokumentiert, und es entstanden 200 Stunden Filmmaterial, die es nun zu bearbeiten gilt, war von Eva Könnemann, Mitglied der Künstlergruppe, zu erfahren. Der Film, der 90 Minuten Spielfilmlänge haben wird, soll im nächsten Jahr fertig sein und könnte sogar zur Premiere in Havelberg gezeigt werden. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, denn auch ein weiterer kulturinterinteressierter Wahlhavelberger schaute sich die Ausstellung an und war von der Arbeit und dem Ergebnis sehr angetan.

Tibor Taylor, Schauspieler und Immobilienmakler aus Berlin, der den Wohnblock im Oberfelder Weg kaufte (die Volksstimme berichtete), möchte im nächsten Jahr in Havelberg ein Filmfestival organisieren. Und wenn zu diesem Ereignis der Film von der Entstehung des Betonkunstwerkes gezeigt werden kann, wäre das einer der Höhepunkte des Festivals, schaut er in die Zukunft.

Bevor Till Krause von der Galerie für Landschaftskunst aus Hamburg die Laudatio zu diesem nicht alltäglichen Bauwerk und der gleichzeitig kürzesten Ausstellung hielt, schauten sich die zahlreichen Besucher die verschiedenen Betonelemente an und ließen sie auf sich wirken. An den Objekten gab es dann viele Gespräche. Jeder vertrat dabei seine Meinung, wie er das einzelne Objekt sowie das gesamte Ensemble sieht.

Es sei viel zu schade, das Bauwerk nun abzureißen, sagte Fred Lähns, Mitglied des Stadtrates. Er möchte einen Vorschlag im Bauausschuss unterbreiten, dass ein Teil des Kunstprojektes in das neue Nutzungskonzept eingearbeitet wird. Auch Amtsleiterin Petra Jonschkowski würde diesen Vorschlag begrüßen.

Till Krause berichtete, dass er vor neun Monaten eine ungewöhnliche E-Mail bekommen hatte. "So ungewöhnlich wie der Inhalt war, ist auch die rätselhafte Ausstellung, die entstanden ist."

Die sechs Künstler suchten einen Ort, wo Beton viele Jahrzehnte verarbeitet wurde. Einen besseren Platz als den in Havelberg hätte es hierfür nicht geben können, so der Galerist.

Die Fläche mit ihren eingebundenen Objekten gleicht sich wie ein Raster dem bestehenden Beton an und passt sich so in die gegebene Struktur ein. Krause betitelte die einzelnen Elemente in der großen Betonwanne, die mit Wasser gefüllt ist, mit den Namen Rampe, Treppe, großer Winkel, halb offenes Fenster und Ruinenteile. Im Einzelnen erläuterte er dabei noch die Verarbeitungsweise und den Sinn der Elemente. Zum Gesamtobjekt gehören noch zwei Betonmarkierungen im Gelände.

Nach diesem kleinen Vortrag gab es noch viele Dankesworte, die Eva Könnemann an alle richtete, die das Kunstprojekt finanziell und materiell förderten und unterstützen. Die Liste war dabei sehr lang und sie freute sich, dass zur Ausstellungseröffnung sogar viele Spender und Helfer erschienen waren.