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Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Peter Struck zu Gast in Oebisfelde Reges Interesse an Schule der Zukunft

Von Gundi Neuschulz 17.01.2011, 04:28

Voller Schwung, durchaus auch provokativ, aber ohne die Realität aus den Augen zu verlieren, stellte Prof. Dr. Peter Struck, Erziehungswissenschaftler aus Hamburg, am Sonnabend die 15 Gebote des Lernens vor und zeigte auf, wie Schule nach Pisa gestaltet werden sollte. Etwa 200 Lehrer, Erzieher und Elternvertreter waren dazu in die Grundschule Drömlingsfüchse gekommen.

Oebisfelde. Die 15 Gebote des Lernens und was Hirnforscher über Erziehung, Bildung und Ausbildung sagen, waren das Thema am Sonnabend während einer schulinternen Fortbildung.

Es sei festgestellt worden, dass Kinder am besten zu zweit lernen, erklärte Prof. Dr. Peter Struck, der als Erziehungswissenschaftler zu der Fortbildung eingeladen worden war. Vor allem dadurch, dass Schüler das zu Lernende anderen zu erklären haben, würden sie lernen. Sie lernten außerdem besser von Gleichaltrigen als von noch so guten Erwachsenen.

Schulen müssten deshalb zu Lerndörfern, Klassen zu Lernfamilien mit Werkstattcharakter gewandelt werden. Kinder lernen besser durch eigenes Handeln und Sprechen als durch Zuhören – eine weitere Erkenntnis der Hirnforscher. Rollenspiele spielten eine zentrale Rolle beim Lernen. "Da bleibt was hängen, neunmal soviel wie im normalen Unterricht", so Struck.

Wichtig sei auch eine andere Fehlerkultur, weil Kinder über Um- und Irrwege lernen. Noten sollen deshalb erst ältere Jugendliche erhalten. Neben Fachlehrern bräuchten Schulen Klassenlehrer, die etwas von Ernährung, Bewegung, Verhaltensstörungen, Gewalt- und Suchtprävention sowie Medienerziehung verstehen. Günstig wären, zumindest in den unteren Jahrgängen, zwei Klassenlehrer pro Jahrgang, so dass Kinder die für sich beste Bezugsperson wählen könnten. "Diese Klassenlehrer auch noch gleichzeitig im Unterricht der betreffenden Klasse zu haben, das will natürlich wieder keiner bezahlen", schätzte Struck die Lage realistisch ein. Trotzdem seien auf lange Sicht Veränderungen unumgänglich, wie die Pisa-Studie gezeigt habe.

Lehrpläne müssten viel dünner werden, damit mehr Zeit für Üben und Anwenden gewonnen wird, fordert Struck. Halbtagsschulen reichten für die immer wissensstärkere Welt nicht mehr aus. Ganztagsschulen, rhythmisierter Unterricht fern von ausschließlich 45 Minuten langen Unterrichtsstunden und jahrgangsübergreifende Klassen seien ein Weg, es besser zu machen.