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  7. Luxuriöses Wannenbad genießen

Heimatkundler Ulrich Koppe erinnert an das längst abgerissene Gaswerk der Stadt/Erst im Jahre 1966 kam das Aus Luxuriöses Wannenbad genießen

Von Harald Schulz 29.08.2014, 03:10

Keine 50 Jahre oder knapp eineinhalb Generationen ist es her, da war die Klötzer Badeanstalt ein gefragter Ort für ein heißes Wannenbad. Gemeint ist nicht das heutige Waldbad, vielmehr handelte es sich um Wannen, die mit dem Abfallprodukt Wasser aus dem ehemaligen Gaswerk gefüllt wurden.

Klötze l Dort, wo heute in Klötze die Bergstraße in Richtung Immekath fast endet, strömten ab Dezember 1907 bis ins Jahr 1966 reichliche Gasmengen, in metallische Rohrleitungen gepresst, bis hin zu den Straßenlampen in der Stadt. "Nun muss man sich diese Straßenbeleuchtung nach 1907 nicht wie die in heutiger Zeit vorstellen", beginnt Heimatkundler Ulrich Koppe zu erzählen. "In Klötze gab es bis zum Jahre 1884 überhaupt keine öffentliche Straßenbeleuchtung. Bis zur Versorgung mit Gas gab es nur insgesamt 30 Straßenlampen, die mit Petroleum über Dochte zum Leuchten gebracht wurden. Für das Jahr 1902 sind dann schon 54 Lampen erwähnt", weiß Koppe.

Erst ab 1922 wurde die Stadt Klötze elektrifiziert

Die ersten mit Gas betriebenen Straßenlampen wurden in der Bahnhofsstraße, Schulstraße und der Oebisfelder Straße installiert, was Aufzeichnungen in der Stadtchronik erkennen lassen. "Erst im Jahre 1922 schloss die Stadt einen Vertrag mit dem Überlandwerk Salzwedel, das die Elektrizität nach Klötze brachte. Die Straßenbeleuchtung wurde aber weiterhin mittels Gasbetrieb sichergestellt. Allerdings bestückte man die Leuchtquellen mit Zündanlagen. Damit entfiel das Anzünden von Hand, was so lange mittels einer offenen Flamme an einer Stange bewerkstelligt werden musste.

War der Verzicht auf eine öffentliche Straßenbeleuchtung bis in die 1920er Jahre durchaus noch im überwiegenden Sinne der Bevölkerung, wollten Klötzer Bürger hingegen nicht auf ein Wannenbad verzichten, wie beim Heimatverein Klötze nachzulesen ist. Und das verhielt sich so: Zur Herstellung von Stadtgas wurde Steinkohle verbrannt, wobei große Wassermengen als Rückstand entstanden. Dieser Umstand wurde für das Betreiben einer öffentlichen Badegelegenheit in einem Anbau nah dem Gaswerk genutzt. Ein beliebter Treffpunkt für viele Menschen, denn, um sich ein Wannenbad zu gönnen, benötigte es nicht nur eine Wanne. Die dafür notwendige Menge Wasser musste aus einem der 18 Klötzer Brunnen angeschleppt werden.

Klötze-Kenner Ulrich Koppe kennt aber noch eine andere Geschichte um die Gasversorgung: "Der Altmarksaal wurde recht früh zentral mit Druckgas beheizt. Fand nun eine Tanzveranstaltung in kühlen Jahreszeiten statt, dann kamen die Heizer im Gaswerk beim Kohleschippen übermaßen mächtig ins Schwitzen. Im Altmarksaal blieb es warm, anderenorts kühlten sich die Heizkörper in den Wohnungen dafür deutlich ab."