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Fachkonferenz in Gardelegen rund um das Biogas / Landrat Ziche fordert regionale Wertschöpfung / Altmarkkreis geht mit gutem Beispiel voran: Neue Marx-Schule wird grün beheizt

Von Holger Thiel 25.02.2011, 04:28

Mehr als 65 Biogasanlagen sind in der Altmark bereits im Betrieb. Doch arbeiten alle auch optimal, mit größter Effizienz? Mit dieser Frage beschäftigte sich am Mittwoch in Gardelegen eine Fachtagung, die vom Projektbüro der Bioenergieregion Altmark organisiert wurde.

Gardelegen. Immerhin hat die Region, die mit Iden und Tangeln bereits zwei Bioenergiedörfer aufweist, sich das ehrgeizige Ziel gestellt, dass bis zum Jahr 2020 30 Prozent des Wärmebedarfs aus Bioenergie gedeckt wird. Der Altmarkkreis Salzwedel will seinen Teil dazu beisteuern. Landrat Michael Ziche (CDU) kündigte an, dass das geplante neue Gebäude der Karl-Marx-Ganztagsschule in Gardelegen mittels Holzhackschnitzeln beheizt werden soll. Die Grundsatzentscheidung sei getroffen. Jetzt seien die Architekten am Zuge, so Ziche. "Das wird mit Sicherheit ein paar Euro mehr kosten, aber als öffentlicher Bereich sollten wir mit gutem Beispiel vorangehen."

Für Ziche ist Energie ein "Lebenselexier mit steigender Nachfrage". Energie ist ein gewaltiger Markt. Laut dem Landrat geben die Altmärker jährlich 400 Millionen Euro dafür aus - vom Strom bis zum Kraftstoff für die Autos. Nur, von diesem Kuchen profitiert die Region wiederum kaum. Regionale Wertschöpfungsketten, wie sie eben in Iden und Tangeln existieren, sind die Ausnahme. An diesem Punkt soll jetzt angesetzt werden. Angefangen von Kurzumtriebsplantagen über das Erschließen bislang ungenutzter Biomasse zum Beispiel von der Straßenbankettmahd bis hin zu regionalen Betreibergesellschaften für die Vermarktung von Biowärme. Hiesige Unternehmen sollten bei der Kapitalsuche auf die Möglichkeiten der Sparkassen zurückgreifen, warb Landrat Ziche vor den mehr als 70 Teilnehmern der Fachtagung. Kritisch setzte er sich auch mit auswärtigen Investoren auseinander, die Biogasanlagen im privilegierten Außenbereich errichten und das Ganze mit Massentierhaltung verbinden. "Es ist zu prüfen, wie wir künftig damit umgehen. Das Ziel muss regionale Wertschöpfung sein", betonte der Landrat.

Welche Möglichkeiten es gibt, wo brachliegenden Potenziale sind, wurde während der anschließenden fünf Fachvorträge deutlich. So schilderte Landwirt Clemens von König, wie er im niedersächsischen Beuchte mit seinen 400 Einwohnern ein Fernwärmenetz aufgebaut hat. Holzhackschnitzel, gewonnen von eigenen Kurzumtriebsplantagen, sorgen dort seit fast zwei Jahren für warme Stuben. Die Haushalte sparen jährlich bis zu 600 Euro an Energiekosten, der landwirtschaftliche Betrieb hat ein weiteres wirtschaftliches Standbein, das obendrein im Vergleich zu Mais relativ wenig Agrarfläche benötigt.

Der Dannenberger Landwirt Horst Seide wiederum warb dafür, Biomethan als Treibstoffersatz zu produzieren. "Landwirte müssen ihre Flächen für den Tank und für den Teller nutzen", so Seide. Im Wendland sei das Ziel, dass von den dort 80 000 zugelassenen Fahrzeugen 25 Prozent auf Biogas umgestellt werden. Das würde eine Wertschöpfung von jährlich 25 Millionen Euro generieren, die dann eben nicht in die Kassen der Ölscheichs fließen.

Wie man Gras, Bankettschnitt und sogar noch Gärreste für die Biogasgewinnung nutzen kann, erklärte Dr. Michael Strecker von der Ares Tecnology GbR. Er stellte das Ruminotec-Verfahren vor, das wie der Pansen einer Kuh funktioniert.

Drei Jahre lief das Verfahren im Test, die Salzwedeler Firma Krampitz montiert jetzt die erste Anlage in Containerbauweise. Ende des Jahres soll die Serienproduktion beginnen, so Strecker.

Die anfallende Wärme kann indes intelligent genutzt werden. Dann nämlich, wenn auf die mobilen Wärmespeicher von LaTherm zurückgegriffen wird. Geschäftsführer Dr. Heinz-Werner Etzkorn stellte diese Wärmespeicher vor, die für Schwimmhallen-Betreiber genauso interessant sein dürften wie für Vermieter von Wohnblocks oder die Träger von Schulen. Die Speicher in Containern können 2,5 Megawattstunden Wärme speichern. Der Wärmeverlust soll bei maximal einem Prozent am Tag liegen. Aufwändige Wärmetrassen wären somit überflüssig.

Ein ganz konkretes Projekt setzt jetzt auch das Projektbüro Bioenergieregion in Zusammenarbeit mit dem Innovations- und Gründerzenrum BIC Stendal, der Cordes + Winterberg GbR und dem Deutschen BiomasseForschungsZentrum um: Gesucht werden mindestens fünf Biogasanlagenbetreiber der Altmark. Anhand ihrer Anlagen sollen Wege der Effi-zienzsteigerung gesucht und umgesetzt werden. "Biogas ist eine Boombranche, aber in den vergangenen Jahren ist der Feinschliff vernachlässigt worden", erklärte Dr. Ralf Winterberg von der Cordes + Winterberg GbR. Für die Anlagenbetreiber eine kostenlose Optimierung. Die dabei gewonnenen Erfahrungen sollen publiziert werden.