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Friedrich und Renate Müller vom Eicher-Stützpunkt Ost in Kunrau waren mit ihrem Oldtimer-Schlepper in Österreich unterwegs Urlaub extrem: Mit dem Trecker in die Berge

Von Markus Schulze 16.06.2012, 05:18

Renate und Friedrich Müller vom Eicher-Stützpunkt Ost haben schon einiges mit ihrem Oldtimer-Schlepper erlebt. Im vergangenen Sommer fuhren sie damit nach Belgien. Nun nahmen sie in Österreich an der Traktoren-Großglockner-Olympiade teil.

Kunrau/Kaprun l Einen Kurzurlaub der besonderen Art haben vor kurzem Friedrich und Renate Müller vom Eicher-Stützpunkt Ost in Kunrau gemacht. Mit ihrem heiß und innig geliebten Trecker vom Typ Eicher Mammut 3012 A nahmen sie an der Traktoren-Großglockner-Olympiade teil und bezwangen die Hochalpenstraße des höchsten österreichischen Berges. Diese Veranstaltung wird seit fünf Jahren von einem Hotel-Besitzer aus Kaprun organisiert.

"Für uns Flachländer ist das eine Herausforderung"

Friedrich und Renate Müller bekamen über ein befreundetes Mitglied des Bulldog-Clubs in Rühen (Samtgemeinde Brome) Wind davon. Das Ehepaar war sofort Feuer und Flamme und versprach ihm, mitzukommen. Schließlich, so meint Friedrich Müller, der von allen nur "Fritze" genannt wird, "ist es für uns Flachländer eine Herausforderung, mit dem Schlepper im Hochgebirge unterwegs zu sein." Außerdem wollte er gern mal wissen, wie der eigene Oldtimer eine solche Belastung wohl meistern würde. Ein "Highlight", so dachten sich Fritze und Renate Müller, dürfte es aber allemal werden.

Gesagt, getan. Schließlich fand sich eine Gruppe von sechs Personen zusammen, die sich dieses Ereignis keinesfalls entgehen lassen wollte. Neben den Müllers waren das Norman Wagner aus Rühen und Wilhelm Schneider aus Brechtorf mit ihrem Lanz-Bulldog sowie Bodo Benecke und Fritz Schneider aus Brechtorf mit einem Hanomag (alle Samtgemeinde Brome). Außerdem gesellte sich noch Holger Nürnberger aus Leipzig, ebenfalls mit einem Lanz-Bulldog, dazu. Fritze Müller ist vor allem Wilhelm Schneider dankbar, da er die gesamte Logistik für die Reise übernahm, also einen Lkw-Fahrer anheuerte, Tieflader für den Transport besorgte und einen Bus zur Beförderung der Treckerfahrer nebst Frauen charterte.

Auf diesen Tross wartete in Kaprun "viereinhalb Tage lang ein tolles Programm", wie Fritze Müller berichtet. So unternahm er mit seinen niedersächsischen Kollegen gleich nach dem Entladen eine Testfahrt nach Bruck und beteiligte sich mit ihnen am obligatorischen Entzünden der olympischen Flamme inklusive Flaggenparade.

"Der folgende Tag, ein Donnerstag, begann mit Sonnenschein", erinnert sich Fritze Müller. "Wir starteten zum Üben zur Gletschertalstation und machten eine Auffahrt mit den Bergbahnen zum Kitzsteinhorn-Gletscher, 3024 Meter hoch." Nachmittags folgte ein Ausflug nach Thumersbach am Zeller See. Eine Schiffsrundfahrt durfte da natürlich nicht fehlen.

"Man roch die Bremsbeläge, aber alles ging glatt"

Der Freitag war voll und ganz dem Rennen vorbehalten. Die Zeit verrann wie im Fluge. "Früh um 7 Uhr Abfahrt von Kaprun über Bruck - Fusch - Ferleiten - Maut Ferleiten. Rollender Start der 40 Trecker zum Pass ¿Fuscher Törl\' auf 2428 Meter Höhe." Die Strecke führte durch den Nationalpark Hohe Tauern. Sie war 12,7 Kilometer lang und hatte 14 Kehren. Fritze Müller gerät noch immer ins Schwärmen, wenn er davon erzählt: "Oben am Fuscher Törl angekommen, gab es eine Rast mit Kaffee und Kuchen, man genoss die herrliche Aussicht und besprach mit den anderen Traktoristen, wie spannend die Auffahrt war." Wer wollte, konnte noch auf die 2571 Meter hohe Edelweißspitze fahren. Fritze Müller und Co ließen sich das natürlich nicht zwei Mal sagen und wagten sich. "Die Abfahrt von dort war sehr kompliziert. Eine sehr schmale Straße mit besonders engen Kehren. Man roch schon die Bremsbeläge, aber alles ging glatt."

Vor allem, weil man sich an die Anweisungen und Tipps hielt, die man vom Ausrichter mit auf den Weg bekommen hatte. Nicht nur, dass die Schlepper von Haus aus technisch in Ordnung sein sollten, nein, man tat gut daran, Bremse, Lenkung, Öl, Kühlung und Tank regelmäßig zu kontrollieren. Noch dazu sollten die Fahrer möglichst schwindelfrei sein und wetterfeste Kleidung tragen. Eine weitere Empfehlung war, den Bergauf-Gang auch für die Talfahrt zu verwenden.

Fritze Müller ist geradezu selig, wenn er an all das denkt: "Die Fahrt auf der Großglockner-Hochalpenstraße ist schon für Autofahrer ein Erlebnis. Aber wenn man dort mit dem Trecker langfährt, ist es einfach wunderbar. Die atemberaubende Bergwelt mit den Gletschern, der meterhohe Schnee an den Hängen, die klare Luft und der Sonnenschein, das Dröhnen des Traktormotors, der sich mühsam nach oben quält - einfach unbeschreiblich, ein tolles Gefühl. Die Erleichterung, wenn alle wieder heil unten angekommen sind, das erste Bier danach, die Gespräche mit Treckerfahrern aus Deutschland, Österreich, Belgien und Luxemburg, die Kameradschaft - das hat was."

Doch damit nicht genug: Der Terminplan bot noch weitere Attraktionen. Am Sonnabend ging es im Konvoi zur Talstation der Schmitterhöhe, auf der die Kaiserin Sissi-Kapelle steht. Dort war Ausspannen angesagt. Und am Nachmittag war für die gesamte Gesellschaft ein Armbrustschießen auf der historischen Burg in Kaprun angesetzt. Nach dem Abendessen wurde ein Rückblick gehalten und jedem Teilnehmer eine Urkunde übergeben. Selbstverständlich in feierlichem Rahmen, wie Fritze Müller betont.

Übrigens waren die Fahrzeuge in verschiedene Gruppen unterteilt worden, sodass es mehrere Gewinner gab. Auch die Runde um Fritze Müller konnte sich über einen Sieger freuen: Wilhelm Schneider aus Brechtorf.

Zum guten Schluss wurde am Sonntag nach dem Frühstück noch die Festflagge eingeholt und das olympische Feuer gelöscht. So wie es sich gehört. Auch eine Traktorweihe stand noch auf der Agenda.

"Jeder Traktorist sollte sich einmal auf den Weg in die Berge machen"

Für Renate und Fritze Müller werden diese Tage jedenfalls unvergesslich bleiben. Sein Fazit: "Es gab keine Pannen oder Ausfälle. Wir haben festgestellt, dass die alte Technik immer noch verlässlich ist. Es war eine atemberaubende Tour. Wir hatten schönstes Wetter, die Aussicht war immer wunderbar und die Stimmung gelöst. Es gab viele neue Kontakte und ausführliche Dieselgespräche in der Kaminbar." Sein Rat: "Jeder Traktorfahrer sollte sich einmal auf den Weg zum Berg machen. Er wird es nie bereuen." Er könnte sich eine neuerliche Reise nach Österreich jedenfalls gut vorstellen.