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Pfarrer Matthias Kruppke: "Glücklich die Kirche, die nie aufgehört hat zu suchen" Gottesdienst in Gebärdensprache

Von Astrid Mathis 03.11.2014, 02:08

Am Reformationstag erlebte die evangelische Gemeinde in der Osterburger St. Nicolai-Kirche einen Gottesdienst in Gebärdensprache - einen Gottesdienst für die Augen.

Osterburg l "Herzlich Willkommen zu diesem besonderen Gottesdienst", begrüßte Claudia Kuhn am Freitag zum Reformationstag die Gemeinde in St. Nicolai. Vor allem für die Augen sei der Gottesdienst in Osterburg gedacht. Pfarrerin Elisabeth Strube aus Halberstadt übersetzte in Gebärdensprache. "Ich bin zum dritten Mal hier in Osterburg", erzählte die Beauftragte der Landeskirche Nord. Die Hörgeschädigten beziehungsweise Gehörlosen trifft sie immer da im Kirchenkreis, wo sie übersetzt. Auch in Osterburg saßen sie in vorderster Reihe.

Pfarrerin übersetzt die Predigt mit den Händen

Parallel zur Predigt von Pfarrer Matthias Kruppke "sprach" Elisabeth Strube mit den Händen. Er erinnerte an Martin Luther, der selbst katholisch war und in seinen 95 Thesen im Jahr 1517 auf die Missstände der Kirche aufmerksam machte. Auch eine Bildpräsentation führte in die Geschichte zurück. "Glücklich die Kirche, die nie aufgehört hat zu fragen, die nie aufgehört hat zu suchen, glücklich die Menschen dieser Kirche. Sie brauchen keine Angst zu haben, von Gott und der Kirche verlassen zu sein", schlug Kruppke die Brücke zur Gemeinde. Reformation, das bedeute auch: neu anfangen. Aus der Bergpredigt zitierte er: "Glücklich sind die, denen der Atem eng wird, denn ihnen gehört das Reich der Himmel." Luther übersetzte: "Selig sind die, die da geistig arm sind." Auch Jesus war arm, auch ihm wurde der Atem eng, am Kreuz, er hatte keine Aktie, war angewiesen auf die Gaben der Gutwilligen.

"Ein starker Gedanke - ich bin arm und beschenkt"

Ein starker Gedanke sei das, so Matthias Kruppke: "Ich bin arm und doch beschenkt. Ich habe keine Chance und nutze sie doch." Wer sich vom Geld abhängig mache, werde vom Himmelreich nichts erfahren. Martin Luther hatte den Gedanken wieder aufgenommen zu fragen, "wo leben wir" und "woran glauben wir". Sich auf den Weg zu Gott machen.

Nach dem Abendmahl zum Abschluss des Gottesdienstes und dem "Friede sei mit dir" lud Elisabeth Strube die Gemeinde dazu ein, in Gebärdensprache zu sagen: "Shalom, für dich, für mich, für alle, bis wir uns wiedersehen." Und alle machten mit. Inwischen waren die Jüngsten vom Kindergottesdienst zurück - mit einem Bild der Luther-Rose. Bei Kaffee und Gebäck kamen Jung und Alt miteinander ins Gespräch.