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Journalist Thomas Kasper präsentierte nach über einem Jahr Drehzeit Film vor Bürgerinitiative Unrühmliche Hauptrolle für Schweinebaron

Von Helga Räßler 16.01.2013, 02:27

Er ist der erste Journalist, der den Agrarindustriellen Adrian Straathof für ein Interview vor Kamera und Mikrofon brachte: Dokumentarfilmer Thomas Kasper aus Berlin präsentiert in seinem Film den "Schweinebaron von Binde". Über ein Jahr lang hat er mit Unterstützung der Binder Bürgerinitiative daran gedreht.

Arendsee l "Alles bleibt beim Alten. Keine Betriebsschließung. Keine Bußgeldzahlungen. Und ratlose Dorfbewohner." So ein Zitat aus Thomas Kaspers Film, den er am Montagabend den Mitgliedern und Unterstützern der Bürgerinitiative für ein lebenswertes Binde und gegen die Schweinmastanlage im "Deutschen Haus" in Arendsee präsentierte.

Nach monatelangem Kampf, nach Ankündigung der Nutzungsuntersagung für illegal in Betrieb genommene Anlagen und Ausbleiben der verhängten Bußgeldzahlung durch den niederländischen Agrargroßindustriellen Adrian Straathof hatte das Landesverwaltungsamt Halle nachträglich die Schwarzbauten genehmigt (wir berichteten). Im Film wird deutlich, welche Ausmaße das Wirtschaften des "Schweinebarons", so der Filmtitel, nicht nur in Binde, sondern auch in Klein Demmin in Brandenburg und in Alt-Tellin in Mecklenburg-Vorpommern angenommen hat.

Wie hier in Binde kauft Straathof heruntergekommene DDR-Ställe, die unter Bestandsschutz stehen. Diese erweitert er um ein Vielfaches, ohne Umweltprüfverfahren und oft sogar ohne Baugenehmigung.

"Das Grundprinzip von Herrn Straathof ist, und das geht uns so gegen den Strich, dass er baut, wie es ihm gefällt", ärgert sich BI-Aktivist Christian Starck im Film. Das sei wie ein kleiner Staat im Staat, was da geschaffen werde. "Das empfinde ich im Grunde als schlimmste Bedrohung."

Und seine Mitstreiterin Petra Hennigs schließt sich an: "Es ist die Angst, die uns im Nacken sitzt, dass er hier einfach nicht aufhört, dass die Behörden nicht eingreifen, nicht durchgreifen."

Straathof hält in Binde zeitweise fast 39 000 Tiere. Das sind über 8000 mehr als erlaubt. "Der Schweinezüchter hat offenbar in Ostdeutschland gute Bedingungen vorgefunden, dort weiterzumachen, wo er in den Niederlanden aufgehört hat, weil die Behörden ihn stoppten", bringt es Thomas Kasper in seinem Film auf den Punkt.

Nun scheint auch das Landesverwaltungsamt die Kontrolle aufgegeben zu haben. So jedenfalls empfinden die Aktivisten die neueste Genehmigungspraxis.

Auf die Schliche gekommen sind die BI-Mitglieder den illegalen Bauten dank der Flugkünste des Arendseer Piloten Guido Bornemann und des Salzwedeler Fotografen Detlev Wunberger. Ihre aus der Luft geschossenen Nachweise der Machenschaften erst zwangen das Amt zum Handeln.

"Wir lassen uns nicht entmutigen: Wir bleiben dran", sagte Christian Starck im Film dem "Schweinebaron" weiter den Kampf an. "Und wir erwarten eine Erklärung des Landesverwaltungsamts, warum das auch vom Stadtrat versagte kommunale Einvernehmen stillschweigend von der Behörde ersetzt wurde", schließt ich Petra Hennigs an. Der Protest gehe in die nächste Runde.

Der Film, der am Montagabend unter der Rubrik Die Story im WDR zu sehen war, ist auch im Internet unter http://www.wdr.de/tv/diestory/sendungsbeitraege/2013/0114/schweine.jsp zu sehen.