Studenten der Universität Kiel suchten bei Neuenstall nach Siedlungsresten Umfangreiche Funddichte spricht für Existenz eines alten Wohnplatzes
Archäologie-Studenten der Universität Kiel sind derzeit für einige Tage in der Altmark unterwegs, um Siedlungsreste aus der Zeit der Großsteingräber aufzuspüren. Am Donnerstag untersuchten sie einen Acker bei Neuenstall und wurden fündig.
Neuenstall l Auf die Spuren der Großsteingräber und ihrer Geschichte sind die Archäologie-Studenten der Universität Kiel um Dennis Demnick und Professor Johannes Müller in den vergangenen Jahren gegangen, jetzt geraten die Siedlungen der Hünengrab-Erbauer in den Fokus. Zehn Studenten suchen dieser Tage im Rahmen einer Lehrveranstaltung in der Region nach möglichen Hinweisen auf einstige Wohnplätze. Am Donnerstag stand ein Acker kurz vor dem Ortseingang von Neuenstall auf dem Programm. "Den haben wir auch schon mal abgesucht, aber dabei nur wenig gefunden", berichtete Hartmut Bock, Vorsitzender des Vereins Junge Archäologen der Altmark.
Systematisch gingen die Studenten Zentimeter um Zentimeter des umgepflügten Feldes ab. Immer wieder stockte die Suche, wenn wieder einmal ein Fundstück eingesammelt werden konnte. Die entsprechenden Stellen wurden mit Plastiktüten markiert. "Jeder einzelne Fund wird anschließend eingemessen, gewaschen und bestimmt. Dann erstellen wir Fundverbreitungskarten", erläuterte Dr. Carsten Mischka, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Kieler Uni, der für die Grundausbildung der Studenten verantwortlich ist.
Gefunden wurden vor allem etliche Scherben, die nach ersten Schätzungen sowohl aus dem späten Mittelalter als auch aus der frühen Eisen- und der späten Bronzezeit stammen. "Genau wissen wir das aber erst in einigen Tagen", meinte Carsten Mischka. Angesichts der relativ großen Funddichte spreche vieles dafür, dass an dieser Stelle früher eine Siedlung existiert habe.
"Es ist nicht so, dass hier nur jemand mal einen Pott verloren hat, die Funde sind durchaus flächig verteilt", erklärte der Kieler Spezialist.
Von 20 abgesuchten Flächen ist eine für Grabungen lohnend
Für die Studenten heißt es bei ihrem Aufenthalt in der Altmark, möglichst viel Praxiserfahrungen zu sammeln. "Flächenbegehungen sind das tägliche Brot für uns Archäologen. Von 20 Flächen, die abgesucht werden, ist meist nur eine dabei, die sich für eine Ausgrabung lohnt", erzählte Carsten Mischka.
Untergebracht sind die Studenten und ihre zwei Betreuer im ehemaligen Ferienheim in Lüdelsen. Von dort aus wollen sie morgen einen Ausflug ins Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle unternehmen. Gestern stand ein Abstecher ins ostaltmärkische Düsedau auf dem Programm, und am Montag geht es in den Haldenslebener Forst. Und auch eine Einladung der Jungen Archäologen durfte nicht fehlen. Hartmut Bock bot den Gästen aus Kiel an, die eigenen Funde im Vereinshauptquartier anzusehen. "Wenn wir dann zurückfahren, haben sich die Studenten grundlegende archäologische Kenntnisse aneignen können", ist sich Carsten Mischka sicher.