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Drei Wohnblöcke Am Kronsberg betroffen / Ursache noch unklar Legionellenfund: Duschverbot für 250 Bewohner

10.05.2012, 03:17

Bei einer Routinekontrolle Am Kronsberg sind Legionellen im Wasser festgestellt worden. Das Gesundheitsamt hat für rund 250 Bewohner von drei Blöcken ein Duschverbot ausgesprochen. Außerdem muss das Wasser abgekocht werden.

Von Peter Hintze

Salzwedel l Drei Wohnblöcke mit 100 Wohnungen und etwa 250Bewohnern sind betroffen: Im Wohngebiet Am Kronsberg sind Legionellen aufgetreten, berichtet Ulrich Meise, Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft (WGG), auf Nachfrage der Volksstimme. Dabei handelt es sich um stabförmige Bakterien, die sich im Süßwasser entwickeln können, auch in Trinkwasserleitungen.

Die Legionellen seien am Montagmittag im Rahmen einer Routinekontrolle festgestellt worden, erklärt Ulrich Meise. Die WGG habe umgehend das Kreisgesundheitsamt informiert. Von amtsärztlicher Seite sei bis auf Weiteres ein Duschverbot und ein Abkochgebot für die Mieter ausgesprochen worden. Auch für das Zähneputzen sollte das Wasser abgekocht werden, berichtet der WGG-Vorstand.

Das Trinken von legionellenhaltigem Wasser ist nach Einschätzung von Experten ungefährlich. Anders sieht es aus, wenn Bakterien durch Wasserdampf, etwa beim Duschen, in die Lunge gelangen. Dann können grippeähnliche Erkrankungen wie das Pontiac-Fieber oder schwer verlaufende Lungenentzündungen, die sogenannte Legionärskrankheit, auftreten. Nach Schätzung des Umweltbundesamtes erkranken in Deutschland jährlich bis zu 32000 Menschen an einer Legionellen-Infektion. Bis zu 15 Prozent enden tödlich.

"Wir sind der Ursache auf der Spur, wollen das so schnell wie möglich abstellen", betont Ulrich Meise. Die WGG bezieht von einem Energieunternehmen warmes Wasser. Der Lieferant sei bei der Suche mit im Boot, ebenso Vertreter des Kreisgesundheitsamtes. Schlimmstenfalls muss Technik ausgetauscht werden.

Laut Trinkwasserverordnung müssen Eigentümer von Mehrfamilienhäusern Warmwasserspeicher ab einer Kapazität von 400 Litern beziehungsweise mit mehr als 3 Litern Leitungsinhalt zwischen Abgang Warmwasserbereiter und Entnahmestelle jährlich auf Legionellen kontrollieren lassen. Ein von der WGG beauftragtes zertifiziertes Unternehmen habe das außerhalb des normalen Zyklusses gemacht, berichtet Amtsarzt Peter Wiesner. Im Klartext: Die Anlage hätte eigentlich noch gar nicht untersucht werden müssen.

Seitdem die Bakterien festgestellt wurden, arbeiten Gesundheitsamt und Vermieter Hand in Hand. "Wir ziehen an einem Strang", sagt der Behördenleiter, "um den Schutz der Gesundheit sicherzustellen." Mitarbeiter der Kreisbehörde haben ebenfalls Proben gezogen. "Werden Maßnahmen ergriffen", so Wiesner, "vergehen 10 bis 14 Tage, bis die Ergebnisse bewertet werden können." Legionellen seien immer und überall vorhanden, würden unter bestimmten Umständen (Temperaturen zwischen 25 und 50 Grad Celsius) aufblühen. Ideale Bedinungen finden sie bei geringen Austauschraten des Leitungswassers, zum Beispiel in "Totstrecken" oder bei Leerstand.

Wiesner nimmt die Angelegenheit ernst, warnt aber vor Panikmache: "Legionellen bedeuten Einschränkungen im Lebensalltag, sind aber keine Seuche."