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Restauratorin Corinne Streitz reinigt derzeit die Decke in der Hohenlangenbecker Kirche "Ich darf ein bisschen Mannewitz spielen"

Von Anke Pelczarski 27.06.2012, 05:19

Die Decke in der Hohenlangenbecker Kirche wird derzeit gereinigt, ausgebessert und konserviert. Der Förderverein, der sich für den Erhalt des Gotteshauses stark macht, freut sich, dass die Arbeiten finanziert werden können.

Hohenlangenbeck l Der Arbeitsplatz von Corinna Streitz befindet sich etwa zwei Meter unter der Decke der Hohenlangenbecker Kirche. Die Restauratorin aus Wittenberge, die aus Seehausen stammt, steigt eine Leiter empor, um auf das extra für sie gebaute Podest zu gelangen. Möglichst nah an den Bereich, der auch die nächsten hundert Jahre gut erhalten bleiben soll. "Ich muss arbeiten, der Kalkmörtel wird sonst fest", sagt sie schon fast entschuldigend. Aber reden könne sie trotzdem, fügt Corinna Streitz lächelnd hinzu. Sie streicht die Masse in den Zwischenraum zwischen Balken und Decke. Eine spezielle Folie schützt die Hölzer etwas vor der Feuchtigkeit. Diese wird später entfernt. "Mörtel hat die Angewohnheit, auf Holz nicht zu halten. Ich habe eine Spezialmischung versucht, mit Fasern und zusätzlichem Klebemittel darin. Das soll bewirken, dass das Material nicht gleich herausfällt, wenn es brüchig wird", erklärt die Fachfrau. Sie müsse zudem darauf achten, nicht zu viel Nässe einzubringen: Das könne dem Holz schaden.

Die Deckenmalerei stamme aus den 1940er Jahre von Gotthold Mannewitz, einem zu jener Zeit bemerkenswerten Künstler in der Altmark. Wahrscheinlich habe es eine Vorgänger-Variante gegeben, an der sich dieser orientiert habe, vermutet Corinna Streitz. Diesen Rückschluss lasse zumindest die unterschiedliche Farbgebung zu, die sie beim genaueren Betrachten im Scheinwerferlicht entdeckt habe.

Faszinierend findet sie den besonderen Anstrich der Deckenbalken. Was von unten fleckig erscheine, sei gewollt. "Da gibt es eine sogenannte Wickeltechnik. Ein Lederlappen wird zusammengeknüllt, in Farbe getaucht und über die Fläche gerollt. Ein an Marmor erinnerndes Bild entsteht", beschreibt die Restauratorin. Solch eine Technik sei ihr in einer Kirche noch nicht untergekommen. Das Hohenlangenbecker Gotteshaus findet sie "schnuckelig". Denn im Inneren gebe es einen besonderen Mix aus mittelalterlicher Wandmalerei, einer bäuerlichen Empore, einer Decke mit einem völlig anderen Dekor. Die Restauratorin wolle ihren Teil dazu beitragen, dass sich auch die nächste Generation an diesem Kleinod erfreuen könne. "Es geht um den Erhalt, nicht um eigene Spuren", macht die Wittenbergerin deutlich. Obwohl, ihre Spuren wird sie dennoch hinterlassen. Denn einigen Deckenbrettern hätten nicht nur Insekten, sondern auch Wasser zugesetzt. In einer Fachfirma werde jetzt das Holz in diesen Bereichen ersetzt. "Und dann darf ich ein bisschen Mannewitz spielen und die Malerei neu aufbringen, damit sich ein geschlossenes Bild ergibt", erklärt Corinna Streitz, die mittlerweile den angerührten Kalkmörtel verarbeitet hat und sich jetzt kurz die Handschuhe zum Durchatmen auszieht. Ob sie dann Schablonen anfertigt wie die Künstler von einst, um die Ornamente nachzuempfinden, weiß sie noch nicht. "Das werde ich entscheiden, wenn ich sehe, wie groß die Flächen sind." Ziel sei es, dass sie mit ihrer Arbeit bis zum Tag des offenen Denkmals am 9. September fertig ist. Damit dann die Besucher bestaunen werden, was mit 30000 Euro von der Rudolf-August-Oetker-Stiftung Bielefeld, dem Kirchenkreis Salzwedel und Privatspenden geschaffen wurde.