1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Aus ganz Deutschland zur Ausgrabung

EIL

Junge Archäologen untersuchen neue Abschnitte der Siedlung in Hohendolsleben Aus ganz Deutschland zur Ausgrabung

Von Antje Mewes 11.07.2012, 05:21

Mit dem Fund einer Herdstelle sind die Jungen Archäologen der Altmark in ihre neunte Ausgrabungssaison in Hohendolsleben gestartet. Am Montag haben sie ihre Zelte aufgeschlagen und die Grabungsstelle in der alten Kirschplantage eingerichtet.

Hohendolsleben l Erik hat mit seinen sechs Jahren bereits Ausgrabungserfahrung. Mit ernstem Gesicht besprüht er eine Fundstelle mit Wasser, damit die Konturen für das Fotografieren besser zutage treten. Sein Vater Nils Jobs bringt seinen Sohn schon seit einigen Jahren mit ins Ausgrabungslager der Jungen Archäologen. Für ein paar Tage genießen die beiden das Lagerleben, die Gemeinschaft und natürlich das Ausgraben, das ausgesprochen spannend aber streckenweise auch langweilig sein kann. Letzteres hauptsächlich dann, wenn, wie zu Beginn, viel Erdreich bewegt werden muss, oder in einem Abschnitt nur wenig oder keine Funde auftreten. Dann kann man schon mal zur Abwechslung mit der Spitzkelle lustige Gesichter in den Sand malen, wie es gestern grinsend Fritz Paschke und Florian Reinecke taten.

Die Ausgrabung des Vereins zieht in jedem Jahr Mitglieder aus ganz Deutschland nach Hohendolsleben. Sie nehmen sich Urlaub oder kommen in den Semesterferien, die Jüngsten erhalten schulfrei, einige bekommen die Ausgrabung als Projektwoche anerkannt. Zum ersten Mal seit vielen Jahren ist Tobias Lühmann wieder dabei. Der Physikstudent ist aus Leipzig ins Ausgrabungslager gekommen. "Ich habe 1994 in der Arbeitgemeinschaft Junge Archäologen angefangen", erzählt er. So wie ihm geht es vielen Vereinsmitgliedern, die es immer wieder zu den jährlichen Ausgrabungen zieht. Tassilo Fonger lebt in Taiwan. Er nutzt einen längeren Deutschlandaufenthalt, um in Hohendolsleben mit zu graben. Nicht alle können die gesamten zwei Wochen dabei sein. Einige reisen erst zum Wochenende oder in der nächsten Woche an. Deshalb hat Grabungstechniker Torsten Müller, gemeinsam mit Vorstandsmitglied Thomas Janikulla und Grabungsleiter Hartmut Bock einen "Personalplan" aufgestellt. "Danach müssen wir entscheiden wieviele Abschnitte wir öffnen", erklärte Torsten Müller. Die momentan 19 Ausgräber werden morgen von den beiden Beetzendorfer Gymnasiasten Jan Förster und Jannek Lietze verstärkt. Außerdem wird noch in dieser Woche Jens Schneeweiß, Archäologie-Dozent an der Universität Göttingen, zum Grabungsteam dazustoßen. Er ist Vereinsmitglied und unterstützt in jedem Jahr die Ausgrabung mit seinem Fachwissen.

Zum neunten Mal wird in dem Ort die Siedlungsgeschichte erforscht. Am Montag sind die ersten Abschnitte eingemessen und die Humusschicht mit einem gesponserten Bagger abgetragen worden. Damit wird der südöstliche Bereich der Siedlung erkundet. In einem Grubenhaus, das bereits im vergangenen Jahr angeschnitten wurde, haben die Ausgräber einen offenen Herd gefunden, wie Hartmut Bock berichtete. "Er ist interessant gestaltet. Es ist kein Kuppelofen, die Steine sind senkrecht gestellt", erklärt er. Das sei vermutlich die Abgrenzung zur Wand des Grubenhauses gewesen. Im Umfeld des Herdes sind Scherben und Reste von Webgewichten gefunden worden. Eventuell datieren sie in die Völkerwanderungszeit (5. bis 6. Jahrhundert nach Christus). "Aber das ist bisher nur eine Vermutung. Wir haben ja gerade erst begonnen und müssen die weiteren Funde abwarten", schränkte er ein. Mehr zu den interessanten Entwicklungen können die Archäologen am Sonntag berichten. Dann beginnt um 19 Uhr eine Führung über das Grabungsfeld, mit vielen spannenden Einblicken.