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Im Gespräch mit Karlheinz Schuppe über Hornissen, ihren Naturschutz-Status und den Umgang mit ihnen "Sie kommt nie an den Kaffeetisch, um zu naschen"

02.09.2014, 01:27

Die Hornisse ist in Deutschland besonders geschützt. Warum das so ist und ob eine Gefahr von ihnen ausgeht, darüber hat Volksstimme-Redakteurin Heike Heinrich mit Karlheinz Schuppe von der Ortsgruppe Schönebeck des Naturschutzbundes (Nabu) gesprochen.

Volksstimme: Hornissen stehen unter Naturschutz. Warum?

Karlheinz Schuppe: Weil sie ein großer Gegenspieler gegen alle anderen Insekten sind. Sie jagen bei Dämmerung, wenn sich keine Vögel kümmern. Obstbaumschädlinge beispielsweise werden nur von Fledermäusen oder von Hornissen erbeutet. Zudem sind Hornissen sehr selten.

Woran erkenne ich, ob es eine Hornisse oder eine Wespe ist?

Die Hornisse ist wesentlich größer als die Wespe. Sie hat immer eine intensive Gelbfärbung. Und: Sie kommt nie an den Kaffeetisch, um zu naschen. Sie lebt wie Singvögel, die ihre Jungvögel aufziehen, nur von fliegender Beute.

Was kann ich tun, wenn sich auf meinem Grundstück ein großes Hornissennest befindet?

Zur Ortsgruppe des Naturschutzbundes Kontakt aufnehmen. Für unsere Gruppe bin ich der Ansprechpartner. Dann erkläre ich erst einmal, welchen enormen Nutzen die Hornissen für den Menschen haben: Unter anderem befreien sie von Fliegen und Mücken. Sie sind nur bis zum Spätherbst da. Dann verschwindet eine alte Kolonie. War der Standort günstig, werden sie im Jahr darauf wieder in der Nähe bauen. Und wer etwas von Artenvielfalt versteht, der weiß, dass Hornissen ein wichtiges Bindeglied sind.

Und wenn ich keine Hornissen haben will?

Dann sollte ich alle Einflugmöglichkeiten verschlossen halten - zum Beispiel Risse im Mauerwerk. Und ich sollte aufmerksam sein, damit ich junge Ansiedlungen rechtzeitig entdecke. Dann ist das Umsiedeln kein Problem.

Wann ist das Umsiedeln denn problematisch?

Wenn die Geschlechtstiere ziehen und man somit beim Umsiedeln nicht alle Hornissen erwischt. Wenn dann eine Hornisse zurückkommt und ihr Nest ist weg, dann ist für die Hornisse der Mensch der Bösewicht und dann kann es gefährlich werden. Aber die positive Nachricht: Bei weit mehr als 80 Prozent aller Bürger, die Hornissen melden, gelingt es, diese über Argumentation von einer Umsiedlung abzuhalten. Oft ist es nämlich nur Unkenntnis und die daraus resultierende Angst. Richtig schlimm ist es, wenn Leute sich selbst helfen wollen. Davon bitte die Hände weglassen.