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Neues Projekt der Kammerphilharmonie soll Kinder für klassische Musik sensibilisieren Wir bauen uns ein Orchester

Von Dan Tebel 17.10.2014, 01:12

Die Bühne im Dr.-Tolberg-Saal sah außergewöhnlich aus. Die Kinder sahen die Welt der Klassik mit begeisterten Augen - auch mit zahlreichen Baustellenschilder im Saal.

Schönebeck l Baustellenschilder auf der Bühne des Dr.-Tolberg-Saals? Musiker der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie in Warnwesten und mit Schutzhelmen bestückt? Ein ganzer Saal voll ruhiger Kinder? Was geht hier nur vor sich? Kein Grund zur Panik, es ist alles in Ordnung. Das alles muss so sein und gehört zum neuen Projekt des Musikdirektors und Chefdirigenten der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie Gerard Oskamp.

Unter dem interessanten Namen "Wir bauen eine Orchester" will der musikalische "Architekt", Kindern die Musikinstrumente der Klassik und die Klassik selbst näher bringen. "Dabei hören die Kinder, wie die einzelnen Instrumente allein und zusammen klingen. Das Projekt steht im Sinne einer Instrumentenkunde für die Kinder", sagte Oskamp im Volksstimme-Gespräch.

Stück für Stück baut sich das Orchester der Kammer mit seinen Musikern auf und das ergänzende Instrument steht zunächst im Mittelpunkt, bevor es sich im gesamten Klangbild einfinden darf.

Angefangen beim Kontrabass, über das Cello bis zu den Geigen setzt sich das Gebilde langsam zusammen. Aber um das Stück "Karneval in Venedig" zu spielen, reicht ihre musikalische Vielfalt noch nicht aus. "Es ist noch zu langweilig, wir brauchen mehr Instrumente", sagte der Dirigent zum Publikum und erfährt Zustimmung. Die Bratsche ergänzt, Oboe, Fagott, Klarinette und Piccoloflöte vervollständigen weiter. Und immer wieder fragt Oskamp die Kinder zwischen Stücken von Mozart bis Vivaldi: "Wisst ihr, was das für ein Instrument ist?"

Bei Marschmusik werden Kinder munter

Als die Blechbläser ihren kräftigen, lauten Klang offenbaren und kurz eine Marschmusik angestimmt wird, sind die 6- bis 14-jährigen Zuhörer völlig aus dem Häuschen. Und nun kann auch der "Karneval in Venedig" in musikalischer Vollständigkeit erklingen. Die Bauzeit dieses Kunstwerkes betrug nur 45 Minuten. Als die Instrumente ausklingen, hallt es Beifall durch den Saal. Das junge Publikum fordert eine Zugabe und die Musiker kommen der Forderung erfreut nach.

Es geht es jedoch nicht nur um die Sachkunde der Instrumente, die Kinder werden auch zum Mitmachen animiert. "Sie sollen miterleben, dass klassische Musik Spaß macht und nicht immer toternst ist. Die Klassik verschwindet bei den jungen Leuten immer mehr aus dem Leben", beklagt Oskamp.

Dagegen will er etwas unternehmen und schickte Schulen eine Einladung zum seinem Projekt. Im Dr.-Tolberg-Saal im Kurpark Bad Salzelmen folgten diesem Aufruf zahlreiche Schüler der Grundschule "Am Lerchenfeld", der "Schule an der Lindestraße" und der "Freien Montessori Schule" in Schönebeck sowie einer Förderschule für geistig Behinderte aus Wolmirstedt.

Begeistert waren auch die Kinder der "Freien Montessori Schule Schönebeck". Maria Nold vom Elternverein sagte im Volksstimme-Gespräch: "In der Musikschule sind auch viele unserer Schulkinder, daher kam der Kontakt zur Musik und zur Kammerphilharmonie." Auf die Frage hin, ob das etwas andere Konzert den Kindern gefallen habe, war ein einstimmiges "Ja" zu verneh- men.

Gerard Oskamp wird sein Orchester im Rahmen dieses Projektes in nächster Zeit öfter aufbauen. Und vielleicht können die musikalischen Ins-trumente das eine oder andere Kind auch in Zukunft fesseln.