1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Ehrenamtliches Betreiben der Bibliothek ermöglichen

Im Vorfeld der heutigen Ratssitzung schaltet sich Linke-Bundestagsabgeordnete in die Diskussion ein Ehrenamtliches Betreiben der Bibliothek ermöglichen

Von Andreas Pinkert 27.09.2012, 03:14

Der Stadtrat Calbe befindet während seiner heutigen Sitzung darüber, wie die Literaturausleihe künftig gestaltet werden sollte. Linke-Bundestagsabgeordnete Rosemarie Hein appelliert nun an die Stadträte, das Bibliothekswesen nicht gänzlich sterben zu lassen.

Calbe l 2011 feierte die Stadtbibliothek Calbe an der Schloßstraße ihren 100. Geburtstag. Ende 2012 wird sie per Stadtratsbeschluss endgültig geschlossen. Der Medienbestand soll nach einer Vorberatung im Sozialausschuss auf die Schulen der Stadt aufgeteilt werden. In der Sekundarschule "J. G. Herder" sowie in der Grundschule "G.E. Lessing" bestünde dann eventuell die Möglichkeit, einmal wöchentlich eine Ausleihe für die Öffentlichkeit anzubieten. Die Mitgliedschaft im Bibliotheksverein des Salzlandkreises wurde aus Kostengründen abgelehnt.

"Mit großer Sorge habe ich die Schließungspläne ihrer Bibliothek entgegen nehmen müssen", hat Rosemarie Hein in einem Schreiben an Calbes Stadtrat verfasst. Die Sprecherin für allgemeine Bildung der Linke-Fraktion im Deutschen Bundestag ist durch den Deutschen Kulturrat auf die Schließung der Stadtbibliothek in ihrem Wahlkreis aufmerksam geworden. Der Verein hatte die Einrichtung in diesem Monat auf die "Rote Liste bedrohter Kultureinrichtungen" gesetzt (die Volksstimme berichtete). "Den meist schleichend und geräuschlos von statten gehenden Kulturabbau in Deutschland anhand von konkreten Beispielen zu belegen, bewegt die Menschen", sagt Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates in Berlin.

Rosemarie Hein, die im Vorfeld mit den beiden Mitarbeiterinnen der Bibliothek und Bürgermeister Dieter Tischmeyer (parteilos) das Gespräch suchte, warnte, dass mit Schließung der Bibliothek die letzte öffentliche Kultureinrichtung der Stadt verloren geht. "Es wäre fatal, wenn man sich einfach damit abfindet", sagt die 59-Jährige gegenüber der Volksstimme. Auch die von der Verwaltung vorgeschlagenen Lösungsvarianten zum Umgang mit dem verbliebenen Bestand von mehr als 23 000 Medieneinheiten würden "einen Verlust für die Calbenserinnen und Calbenser bedeuten", mahnt sie weiter und appelliert, dass bei der heutigen Entscheidung zumindest über eine ehrenamtliche Weiterführung mit einem zusammenhängenden Medienbestand nachgedacht werden sollte.

Auf der anderen Seite mahnt die Kommunalaufsicht des Salzlandkreises die Rolandstadt seit Jahren, die Kosten für ihre sogenannten freiwilligen Aufgaben weiter drastisch zu kürzen. Dieter Tischmeyer im Sozialausschuss: "Mit der Schließung haben wir alle Bauchschmerzen, doch mit Blick auf unseren Haushalt gibt es keine andere Möglichkeit." Sven Hause, Fraktionsvorsitzender der Alternativen Liste Calbe (ALC), geht noch weiter: "Es ist sicherlich ein bedauernswerter Schritt. Doch dieser Eingriff ist angesichts der vielen freiwilligen Aufgaben, die Calbe für seine Einwohnerzahl vorhält, notwendig und wird wohl auch nicht der letzte dieser Art sein." Das Argument klammer Kassen lässt die Bundestagsabgeordnete, die ebenfalls im Magdeburger Stadtrat sitzt, nicht vollumfänglich gelten. "Es geht um kreative Wege, die zu beschreiten sind", sagt sie. Eine Möglichkeit wäre beispielsweise, dass sich die beiden städtischen Mitarbeiterinnen eine Stelle in einem anderen vakanten Bereich der Verwaltung teilen. Daneben würden sie sich bereit erklären, die Bibliothek ehrenamtlich weiter zu betreiben. Eine Variante, die bislang nocht nicht diskutiert wurde.

Heute, 18 Uhr, kommt der Stadtrat zur öffentlichen Sitzung im Raum 107 des Friedrich-Schiller-Gymnasiums zusammen, um darüber und über weitere Themen zu befinden.