Ortschaftsrat Neundorf lehnt Schulschließungspläne der Stadtverwaltung strikt ab "Es kann nicht sein, dass die Dörfer sterben sollen, nur damit die Stadt leben kann"
Auch der Neundorfer Ortschaftsrat, der Donnerstagabend seine am Monatsanfang ausgefallene Sitzung nachholte, lehnt die Schließung der örtlichen Grundschule strikt ab.
Neundorf l Für Verwirrung sorgte dort wie schon in der Sitzung des Finanzausschusses die Tatsache, dass die Vorlagen der Stadtverwaltung zur Schließung der Grundschulen Neundorf und Löderburg sich weiterhin auf der Tagesordnung befanden, obwohl Oberbürgermeister René Zok (parteilos) wenige Tage zuvor angekündigt hatte, diese zurück zu ziehen.
Zok begründete die Situation damit, dass er wolle, dass darüber diskutiert werde. In der Stadtratssitzung am 6. Juni stehen dann aber nur die beiden Alternativanträge der Linken, Neundorf über das Jahr 2014/2015 hinaus und Löderburg über 2017/2018 hinaus durch eine Änderung der Schuleinzugsgebiete zu erhalten, zur Abstimmung.
Der Vorstoß der Genossen fand beim Neundorfer Ortschaftsrat einstimmige Unterstützung. "Ich finde den Antrag gut. Ich bin dafür, die Grundschule zu retten. Für die Schüler, die Am Tierpark in Staßfurt wohnen, ist es besser mit dem Bus nach Neundorf zu kommen als zu Fuß zur Uhland-Schule in Staßfurt zu laufen", sagte Zenker.
Auch der stellvertretende Ortsbürgermeister Klaus Maaß (Linke) begrüßte die Initiative. "Die Schule gehört wie die Kirche und der Bäcker zum Dorf", sagte er.
"Wir möchten, dass die Neundorfer im eigenen Ort zur Schule gehen können", sagte Kathrin Wüstenhagen von der Bürgerinitiative, die um den Erhalt der Löderburger Grundschule kämpft. Sie war eigens mit einigen Mitstreiterinnen nach Neundorf gekommen, um den Schulterschluss mit den dortigen Eltern zu vollziehen. Zudem wollte sie für eine Unterstützung der Internet-Petition gegen Schulschließungen werben. Diese ist zu erreichen unter https://www.openpetition.de/petition/online/sachsen-anhalt-stoppt-grundschul-schliessungen-foerdert-landschulen.
Für Diskussionen sorgte die Auskunft der Leiterin des zuständigen Fachdienstes, Ina Schubert, dass in beiden Schulen ein erheblicher Sanierungsstau zu verzeichnen sei, den die Kommune aus eigener Kraft nicht stemmen könne. "Das ist kein Wunder, denn seit 2010 erhält unsere Schule kein Geld mehr von der Stadt", sagte Wüstenhagen. "Ähnlich geht es uns in Neundorf", so Maaß. "Wir mussten unser Geld an die Kindertagesstätte ,Sandmännchen\' in Staßfurt abgeben."
"Das fällt uns jetzt auf die Füße", sagte Schulleiterin Hilka Waschk und fügte hinzu: "Wir haben die Klassenräume jahrelang allein renoviert."
Maaß sagte, man hätte weniger Probleme, wenn der Abwasserzweckverband "Bodeniederung" i. A. nach dem jüngsten Urteil des Oberverwaltungsgerichts wie er im Radio gehört habe die rund drei Millionen Euro an zu viel kassierten Gebühren an die Mitgliedsgemeinden auszahlen würde. Das kommentierte Ortsbürgermeister Burkhard Hennicke mit den Worten: "Ich glaube nicht an Märchen. Die werden das Geld nutzen, um sich weiter zu entschulden."
Er ist besonders enttäuscht darüber, dass der Oberbürgermeister die Schulschließung als alternativlos bezeichnet, ohne alle Möglichkeiten geprüft zu haben.
"Hier wird über ein so wichtiges Problem, nämlich die Zukunft unserer Stadt am grünen Tisch entschieden. Dadurch ist ein Stück Vertrauen zur Stadtspitze verloren gegangen. Es kann nicht sein, dass die Dörfer sterben sollen, nur damit die Stadt leben kann", sagte Frank Rögner.
Zenker äußerte sich verärgert darüber, dass der Beschluss des Stadtrates von 2010 gegen weitere Schulschließungen von Zok ignoriert wird. "Wenn alles auf Gutdünken des Oberbürgermeisters passiert, frage ich mich, ob wir als Stadtrat noch ein Gewicht haben", sagte der Sozialdemokrat und lobte die beiden Bürgerinitiativen für ihr Engagement.
Die Ablehnung der Vorlagen der Stadtverwaltung, die die Schulschließung zum Ziel hatten, wurde von den anwesenden Bürgern mit Applaus bedacht. Abgelehnt wurde von den Neundorfern auch der Haushaltsplanentwurf der Stadt, nachdem Kämmerin Margit Döhling einräumen musste, dass die Schulschließungen nach Rücksprache mit der Kommunalaufsicht nicht aus dem Haushaltsvorbericht als Konsolidierungsmaßnahme gestrichen werden dürfen.
Zenker: "Ich verstehe nicht, warum der Oberbürgermeister sich auf die Schulen versteift und keine anderen Ideen hat."