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1075 Jahre Unseburg: Von der Braunbier-Brauerei zur Obst-Mosterei Wenn der Kutscher bimmelte, gab es "Puparsch-Knall" aus dem Fass

Von Eberhard Bethge und Nadja Bergling 15.03.2014, 01:20

Kennen Sie "Puparsch-Knall"? Eberhard Bethge von der Unseburger Heimatstube erklärt, woher der Begriff kommt und was dieser mit Unseburg zu tun hat.

Unseburg l In Unseburg gab es einst eine Brauerei. Diese wurde 1887 durch Wilhelm Koch gegründet. Wilhelm Koch war der Schwiegersohn des Amtsbraumeisters Schulle, der das Grundstück (heute: Breite Straße 8) vorher gekauft hatte. Drei Jahre später brannte die Brauerei ab, wurde dann aber wieder neu aufgebaut.

Neben dem Haupterzeugnis, dem Braunbier, wurde noch die zur damaligen Zeit allseits beliebte Fassbrause hergestellt. Die Brauerei hatte einen guten Ruf und war mit dem Braunbier bis nach dem Zweiten Weltkrieg in der Umgebung von Unseburg bekannt.

Das Braunbier hatte im Volksmund den Namen: "Puparsch" oder auch "Puparsch-Knall". Das Bier wurde als halb vergorenes Braunbier lose verkauft. Lose verkauft heißt in diesem Fall, nicht in Flaschen, sondern literweise aus einem Fass. Die Brauerei Koch hatte zu diesem Zweck einen Pferdewagen, der die Nachbarorte von Unseburg anfuhr. Bis nach Hakeborn gingen die Verkaufstouren.

Ein solcher Pferdewagen war mit mehreren Fässern beladen. Der Kutscher dieses Fuhrwerkes hatte neben seinen Kutschbock eine kleine Glocke hängen, mit der er sein turnusmäßiges Kommen anbimmelte. Wenn der Kutscher bimmelte, kamen die Anwohner mit Kannen oder sonstigen großen Behältnissen zum Wagen und kauften literweise "Puparsch". Gezapft wurde das Braunbier aus dem blank geputzten Messinghahn am unteren Rand des Fasses in einen ebenfalls blank geputzten Messbehälter. Zuhause wurde das Bier je nach Geschmack mit Wasser verlängert und mit Zucker verbessert. Dann wurde es in Flaschen mit Bügelverschluss gefüllt. Nach einigen Stunden wurden die Flaschen verschlossen und nach einigen Tagen war das Bier dann trinkfertig.

Wurden die Flaschen zu früh verschlossen, spritzte das Bier später beim Öffnen aus den Flaschen. Wenn man sich zu früh an das Bier wagte, verursachte es leichte Blähungen und hatte abführende Wirkung wegen der noch aktiven Gärung - daher auch der Name "Puparsch-Knall". Aber trotz alledem schmeckte "Puparsch" wohl und wurde von Mann oder Frau und jung und alt gern getrunken.

Die Brauerei Koch hatte im Haus auch eine Schankstube und vor dem Haus hatte Koch noch eine Tankstelle, die meist von Olga Koch, der Frau von Wilhelm Koch, bedient wurde.

In den 1950er Jahren war die Brauerei nicht mehr den Anforderungen gewachsen. Wilhelm Koch in dritter Generation wandelte die Brauerei in eine Obst-Mosterei um. Die Tankstelle vor dem Haus war da schon demontiert. Heute ist auf dem Grundstück die Firma Früla zu finden.