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Am 9. April 1941 gingen auch auf die Gemeinde Unseburg Bomben nieder Fürchterliches Getöse, Einschläge und Menschen, die eifrig Wasser schleppen

02.04.2014, 01:23

An den 9. April 1941 erinnert Eberhard Bethge von der Unseburger Heimatstube zum Jubiläum "1075 Jahre Unseburg" mit diesem Artikel. Damals vielen Bomben auf die kleine Gemeinde.

Unseburg (ner) l Es war ein schöner Frühlingstag und die Einwohner von Unseburg wussten morgens noch nicht, was ihnen am Abend für eine Aufregung bevorstand.

Am Abend des 9. April 1941 heulte die Sirene. Es war Fliegeralarm. Da man in Unseburg der Meinung war, dort fliegen die Bomber sowieso nur drüber oder vorbei, ging kaum jemand in den Luftschutzkeller. Die meisten Leute waren draußen und sahen dem Spiel der Scheinwerfer am Himmel zu. Oft war auch entferntes Flackfeuer zu hören.

An diesem Abend war es aber anders. Ein einzelnes, wahrscheinlich beschädigtes Flugzeug flog gegen 21 Uhr über Unseburg und der Pilot klinkte den Rest seiner Bombenladung aus. Erst ein fürchterliches heulenden Getöse und dann ging eine Bombe nieder, nicht einzuordnen wie nahe. Gleichzeitig waren zischende, pfeifende Geräusche und Einschläge zu hören. Von der Kreuzung Bäckergasse/Freie Straße bis zur Fahrt brannte es an mehreren Gebäuden und auf der Straße. Plötzlich waren laute Stimmen zu hören und Leute mit Wassereimern waren gegenwärtig. Es wurde eifrig Wasser aus den Brunnen gepumpt und Eimerketten gebildet. Auch mit Sand wurde gelöscht. Nach kurzer Zeit war auch die Unseburger Feuerwehr vor Ort. Es waren Stabbrandbomben, die abgeworfen worden waren.

In einem Haus an der Ecke Bäckergasse/Freie Straße brannte es in der Stube und ein Schrank voller Wäsche wurde Raub der Flammen. Auch im Nachbarhaus verbrannte die Aussteuer-Wäsche samt Truhe. In den Amtshäusern waren auch Brandbomben eingeschlagen. Bei dem Eckhaus (wo es zur Fahrt geht) stach eine Stabbrandbombe schräg in den Dielen der Schlafstube. Der Mann zog sie geistesgegenwärtig heraus und warf sie durch das Fenster auf die Straße. Bei den Aufprall entzündete sie sich. Blindgänger gab es mehrere, sonst wäre der Sachschaden noch höher gewesen. Personenschaden gab es nicht.

Schüler holten Blindgänger aus der Bode

Am nächsten Morgen war Begehung des Bürgermeisters zusammen mit Sachverständigen und Handwerksmeistern, um die entstandenen Schäden festzuhalten und Reparaturen an den Gebäuden zu veranlassen. Alle betroffenen Haushalte bekamen für die entstandenen Schäden Bezugscheine für Wäsche und Kleidung sowie Haushaltsgegenstände. Die Tischlerei Ramme fertigte die neuen Möbel der Geschädigten. Herr Joerke besserte die beschädigten Dächer wieder aus, die Baufirma Rybitzki übernahm die Maurerarbeiten und der Malerbetrieb K. Bergmann die Tapezier- und Malerarbeiten. Man beachte hier, dass zu dieser Zeit des Krieges die Schäden durch sogenannte Feindeinwirkung, noch beglichen wurden.

Die eine Sprengbombe war zwischen Rausch- und Mühlenbode auf der Wiese eingeschlagen und rund 120 Stabbrandbomben waren in der Bäckergasse bis zur Bode (Fahrt) zum Teil als Blindgänger niedergegangen.

Im Sommer des Jahres holten die älteren Schüler der Straße, die in der Bode badeten, noch Blindgänger, die schräg im Grund stachen, aus dem Wasser. Im Schulkabinett wurden einige Brandstäbe noch aufbewahrt. Es handelte sich um Phosphorstabbrandbomben britischer Herkunft. Diese Stabbrandbombe besaß einen sechseckigen Körper mit 4,2 Zentimetern Durchmesser und sie war 57 Zentimeter lang.

In einem Gemeindeprotokoll wurde vermerkt: 9. April 1941 Fliegerangriff, eine Sprengbombe und 150 Brandbomben, 1100 Mark Schadenersatz sind ausgezahlt worden.

Das Manuskript zu diesem Artikel lieferte Ruth Schimrock aus Magdeburg, die Zeitzeugin des Geschehens war.