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Amesdorfer Vereinigung muss Jagdrecht auf über 900 Hektar verwalten Wer ist eigentlich die Jagdgenossenschaft?

Von Franziska Richter 26.05.2015, 03:34

Amesdorf l Die meisten wissen gar nicht, was eine Jagdgenossenschaft ist. Das sagt sogar Heinz Flohr selbst, Vorsitzender der Amesdorfer Jagdgenossenschaft, bei der Versammlung am Freitagabend im kleinen Amesdorfer Gemeindesaal.

Gleich vorweg: Die Jagdgenossenschaft sind nicht die Jäger. Die Jagdgenossenschaft ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und verwaltet das Jagdrecht auf einem bestimmten Gebiet. In Amesdorf sind das 959 Hektar. Die Jagdgenossenschaft verwaltet alle Flächen, die kleiner sind als 75 Hektar - so ist es gesetzlich vorgeschrieben. Denn ab einer Größe von 75 Hektar Land darf der Besitzer das Jagdrecht selbst ausüben, also jagen oder den Auftrag an einen Jäger vergeben.

In Amesdorf gibt es wenige Grundbesitzer, der mehr als 75 Hektar haben. Ein Beispiel ist die Agrargenossenschaft, die rund 200 Hektar besitzt. Der Rest sind alles kleinere Fläche von insgesamt rund 60 Bodeneigentümern.

Diese 60 Bodeneigentümer sind alle Mitglied der Jagdgenossenschaft. Eigentlich müssten sie alle mitentscheiden über wichtige Dinge, wie die Veränderung des Jagdpachtvertrags. Dieser läuft nämlich am 31. März 2016 aus. Ein neuer Vertrag bis 2028 soll angesetzt werden. Zwei Jagdpächter wollen dann ausscheiden. Oliver Schulz und Axel Fechner wollen weitermachen. Neu dazu kommen möchte Harry Kietz aus Staßfurt. Im Fall der Fälle können die Jäger auf Verstärkung durch den Hegering Güsten zurückgreifen.

Manche Grundbesitzer sind unauffindbar

Weil am Freitagabend nur eine Handvoll Mitglieder anwesend waren, musste der Vorsitzende diese wichtige Entscheidung auf Februar verschieben. Die Jagdgenossenschaft hatte die Versammlung zwar richtig bekannt gemacht, aber hat ein gravierendes Problem: Viele der Grundstücksbesitzer sind über alle Berge oder gar nicht mehr auffindbar. "Hier sind Grundbesitzer im Grundbuch aufgeführt, die seit 50 Jahren tot sind", erklärt Heinz Flohr. Außerdem stehen dort Privatleute oder Firmen, die in ganz Deutschland verstreut sind. Nicht alle findet man im Telefonbuch. Deswegen ist es für die Jagdgenossenschaft umso schwerer, alle zur Versammlung einzuladen.

In Amesdorf handhabt man es so, dass die Jäger der Jagdgenossenschaft einen Vorschlag machen, wer welches Gebiet bejagen soll. Im letzten Jagdjahr 2014/2015, das von 1. April 2014 bis zum 31. März 2015 reichte, ist Oliver Schulz und Axel Fechner aufgefallen, dass das Niederwild wie Fasan oder Hase kaum noch vorkommt. Grund sei der Dünger in der Landwirtschaft. Geschossen haben sie diese Tierarten deswegen gar nicht.

Auch kein Wildschwein steht auf ihrer Liste. "Die Wildschweine ziehen bei uns nur durch", erklärt Axel Fechner. Die Tiere verstecken sich lieber in großen Wäldern. "Die Zahl der Füchse bleibt konstant", sagt er auch. Zehn haben die Jäger 2014/2015 erlegt. Das Rehwild kam meist durch Wildunfälle um. Neben einem geschossenen Dachs und drei Mardern sind es auch in Amesdorf vor allem die Waschbären, die ganz oben auf der Abschussliste stehen. Nur sechs konnten erlegt werden.

"Aber rund 100 sind hier unterwegs", betont Oliver Schulz. Axel Fechner sagt: "Sie treiben sich in Kleingärten oder leerstehenden Höfen herum, aber innerorts dürfen wir nicht schießen. Und sie sind so schlau. Sie sehen uns, aber wir sehen sie nicht."

Der Waschbär steht ganz oben auf der Abschussliste

Das Fangen mit der Lebendfalle innerorts ist mühsam. "Ich konnte es nicht glauben. Neulich war ein Waschbär in der Lebendfalle und hat es tatsächlich geschafft, aus dem kleinen Loch wieder herauszuklettern. Das Fell hing noch dran", erzählt Axel Fechner. Vergangenes Jahr hatte die Jagdgenossenschaft den Jägern Geld für zwei Lebendfallen gespendet.

Auch in diesem Jahr spendet die Vereinigung einen guten Zweck. Das soll aber eine Überraschung werden.