Im Zweitakt durch Jahrzehnte

Jüngst trafen sich die Motorrad-Enthusiasten vom Motorradwerke Zschopau und Simson Werk Suhl im Fahrzeugmuseum. Dabei waren sowohl Fahrzeuge aus den 60-er Jahren des vorigen Jahrhunderts als auch aus der Nachwendezeit vorgefahren. Viele der Besucher waren nicht zum ersten Mal in Glöthe.

Glöthe l Gleich mehrere MZ- Freunde aus Magdeburg und Umgebung hatten sich an einem großen Tisch im Museums-Treff Glöthe versammelt, um Vorabsprachen für einen MZ-Stammtisch zu treffen. Dabei wollen sie bei derartigen Anlässen ihre Ausfahrten koordinieren, sich zwanglos zusammenfinden, Erfahrungen austauschen und auch Frohsinn in der Gemeinschaft Gleichgesinnter haben.

Unter ihnen war Mark Herrmann aus Magdeburg, der mit seiner MZ-TS 250/1, Baujahr 1979 erschienen war. Ein weiterer in der Runde war mit einem ehemaligen Polizeimotorrad gekommen, das nicht nur an seiner grün/ weißen Farbe zu erkennen, sondern auch mit Frontverkleidung, Sturzbügeln und Seitentaschen ausgestattet war. Die "500-er", Baujahr 1993, war in Cottbus im Polizeidienst in den 90-er Jahren im Einsatz.

Ermerslebener fährt Motorrad aus dem Jahr 1953/54

Christian Tuch aus Wefensleben fuhr eine in der Türkei gebaute und nach Deutschland exportierte Kanoni ETZ 301, 1996 in Istanbul gebaut. Nach der Wende wurden Produktionsanlagen aus dem Motorradwerk in die Türkei verkauft und dort Motorräder gebaut. Alle in der Runde betonten, dass sie mindestens ein zweites fahrbereites Motorrad noch zu Hause stehen hätten.

Auf die Frage nach dem Motorrad mit dem ältesten Baujahr meldete sich Frank Janz aus Emersleben bei Halberstadt. Er war mit seiner BK 350 gekommen. Dieser Motorrad-Typ wurde bis 1958 in Serie gebaut. Der Motor stammte aus den Jahren 1953/54, das Fahrgestell aus dem Ersatzteilbestand und das Motorrad wurde 1965 gebaut. Die erste BK hatte sein Vater von dessen Vater geschenkt bekommen. Das Motorrad habe auch am Jubiläum "100 Jahre Geländesport" im vergangenen Jahr teilgenommen, erzählt er. Dabei wurde an das legendäre Silbervasen-Team erinnert, dass zu DDR-Zeiten große Erfolge im Motorrad-Geländesport erzielt hatte.

Wolfgang Sachse aus Schönebeck führte eine MZ-Trophy Sport, Baujahr 1973 vor. Davon wurden nur 16 400 Stück seinerzeit gebaut. Heute laufen laut Anmeldung davon noch 204. Wolfgang Sachse gefällt dieser Aktionstag des Fahrzeugmuseums. Er kommt wie alle anderen Gesprächspartner gern nach Glöthe.

"Bei so einem Treffen muss man doch dabei sein", betonten auch Evelin und Ralf Hadenkrug aus Osterweddingen, die mit Kindern und deren Freunden erschienen waren. Sie, 50- jährig, darf bisher nur Kleinkrafträder fahren und macht zur Zeit den Motorradführerschein. Zu Hause wartet schon eine MZ ETZ 150.

Gleich zwei Mal war die Simson 125 RS zu sehen, von der 2001 nur insgesamt 47 Stück gebaut wurden. Die Nummer 44 war vorgefahren und die Nummer 35 gehört zum Museumsbestand, erklärte Museumsleiter Ingo Schramm, der die Gelegenheit nutzte, mit vielen der Motorradfreunde ins Gespräch zu kommen. An der Straße vor dem Museum war zu sehen, dass auch viele Fahrzeuge aus den bewährten DDR-Simson-Vogelserien (Habicht, Schwalbe, Spatz Sperber und Star) heute noch laufen.

Viel Interessantes aus der Vergangenheit des inzwischen eingestellten Fahrzeugbaus von Simson und MZ-Simson war hier noch zu sehen. So zum Beispiel wollte MZ 2004 den Quad-Markt erobern und hat in vier Kategorien vorhandene Typen verfeinert.

Diese vier können in ihrer Gesamtheit nur im Fahrzeugmuseum betrachtet werden und waren in Glöthe auf der Straße davor ausgestellt. Etwas traurig stimmt es den Museumsleiter, dass Einwohner aus der unmittelbaren Nachbarschaft nicht mitziehen und ihre Privat-Pkw gerade an solchen Tagen im Musumsbereich parken. Aber insgesamt war dieser Aktionstag ein voller Erfolg und schon jetzt wurden Gespräche für den nächsten am ersten Sonntag im August 2013 getroffen.