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Erfolgreicher Start von Monte Carlo setzt sich bis zur letzten Vorstellung heute in der Heimatstadt fort. Von Falk Rockmann Probst: Elektrisierender Applaus für Zirkus vom Feinsten und eine ausgelassene Abschiedsparty

Von Falk Rockmann 24.11.2012, 02:19

Eine Stunde zuvor sind noch die Großkatzen von Rüdiger Probst durch die Sägespäne getigert, ließen sich die muskulösen Akrobaten aus Havanna von der russischen Schaukel bis unter die Zirkuskuppel katapultieren. Jetzt ist die Manege frei für die Abschiedsparty einer erfolgreichen Saison.

Staßfurt l Der tosende Beifall der treuen Staßfurter Zuschauer ist verhallt. Mercedes Probst eröffnet nach der Vorstellung am späten Donnerstagabend das Buffet zum Festschmaus. Durch die zum Partyraum umfunktionierte Manege auf dem Neumarkt ertönt jetzt Discomusik. Die rund 80 Mitwirkenden aus Kuba, Rumänien, Moldawien, Italien, Polen, Russland, der Ukraine und Deutschland feiern gemeinsam ausgelassen Abschied.

"Am letzten Tag wären alle schon beim Kofferpacken und mit den Gedanken zu Hause", erklärt Geschäftsführer Rüdiger Bleßmann, warum man schon an diesem Abend feiert, "Mit der großen Party sagen wir allen hier ein großes Dankeschön." Das sei man jedem Einzelnen schuldig, dem Artisten genauso wie dem Mann hinterm Vorhang. "So ein Unternehmen funktioniert ohne Dompteur genauso wenig wie ohne Kassiererin."

Die Freude auf diese Fete sei immer groß. Sie ist Abschied von einer anstrengenden Tournee. In diesem Jahr liegen rund 3000 Kilometer durch Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt hinter den Zirkusleuten. In 64 Städten hieß es Zeltauf- und -abbau, wurden Nachmittag für Nachmittag, Abend für Abend Freunde des Ostdeutschen Zirkus\' Nr. 1 niveauvoll unterhalten.

"Irgendwann trifft man sich doch wieder irgendwo"

An diesem Abend nun liegt man sich in den Armen, macht Erinnerungsfotos, tanzt und lacht. Die meisten Kollegen gehen im Frühjahr erneut gemeinsam auf die so genannte Südroute auf Tournee. "Für manche Artisten ist es auch ein Abschied für einige Jahre. Aber irgendwann trifft man sich doch wieder irgendwo und erinnert sich gern an die Zeiten uns. Vielleicht beim Circusfestival in Monte Carlo oder bei einem anderen Zirkus", weiß Rüdiger Bleßmann. Und immer würden die Namen Probst und auch Staßfurt in die Welt hinausgetragen.

"Es gibt etwa 300 Zirkusse in Deutschland. Aber Probst gehört schon zur Spitzenklasse", sagt Clown Pom Pom. Der Ungar dürfte das mit seinen Erfahrungen, die er inzwischen 21 Jahre in den großen Manegen Europas gesammelt hat, einschätzen können. Abzulesen sei der Erfolg eines Zirkusprogramms an erster Stelle an der Resonanz des Publikums.

"Das Staßfurter Publikum ist das treuste, das ich kenne"

Natürlich wisse er vom Heimspielvorteil des Staßfurter Familienunternehmens. "Aber hier hat es besonders viel Spaß gemacht, haben mich die Zuschauer und deren Applaus förmlich elektrisiert." Rüdiger Bleßmann greift diesen Gedanken auf: "Das Staßfurter Publikum ist das treuste, das ich kenne. Wir freuen uns jedes Jahr auf Staßfurt, nicht nur weil es danach ins Winterquartier geht." Für viele Artisten und Tiere geht\'s übrigens noch nicht in die Winterpause. So gastiert Alexandra im Weihnachtszirkus Landau. Clown PomPom hat einen Vertrag in Passau, bevor er ein paar Tage in seiner Heimatstadt Budapest verbringt, in die er nach wie vor verliebt sei. Die Kubaner geben Gastspiele in Westeuropa.

Die Saison 2012 bezeichnet Pressesprecher Patrick Adolph als eine "runde", man sei zufrieden. Mit dem Schwung des Erfolgs von Alexandra und Mercedes in Monte Carlo Anfang des Jahres war die 67. Tournee gestartet. Sehr gut eingeschlagen seien die Kubaner, die Adolph einen Glücksgriff nennt.

Dass es immer wieder neue Höhepunkte in der Manege gibt, dafür sorgt Familie Probst auch selbst. Hatte sich Mercedes im Frühjahr nach 35 Jahren von der Zirkusbühne verabschiedet, kam Jessika aus dem Babyjahr zurück, gab Christina, die Frau des Tigerdompteurs, ihr Debüt mit der Hundekinderstube, tritt Lee-Ann (7) erstmals ins Rampenlicht. "Das ist die 4. Generation", blickt Rüdiger Bleßmann optimistisch in die Zukunft, nicht ohne dabei an den Gründer des renommierten - und in Ostdeutschland einzigen - Familienunternehmens zu erinnern. Rudolf Probst wird Ende des Jahres übrigens 90.

"Ohne ihn wären wir nicht das, was wir heute sind", spricht Bleßmann voller Hochachtung vom Senior.

Heute, 15 und 18.30 Uhr, laufen auf dem Neumarkt die allerletzten Vorstellungen der 67. Tournee.