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  7. Unterlagen des Angeklagten in Uchtspringe verschollen

Fortsetzung im Prozess um gefundene kinderpornografische Datenträger im Maßregelvollzug Unterlagen des Angeklagten in Uchtspringe verschollen

Von Wolfgang Biermann 11.01.2013, 01:24

Stendal l "Ich gehe nicht auf die Straße, weil ich einem Kind was antun würde." Diese Äußerung soll der wegen des Besitzes von 1578 Kinderpornos angeklagte Ex-Insasse des Maßregelvollzugs Uchtspringe im Jahr 2001 gegenüber einer Polizistin getätigt haben. Die Vorsitzende Richterin der 1.Großen Strafkammer, Simone Henze-von Staden, zitierte gestern aus einem Urteil des Landgerichts Halle.

Die Richter dort hatten den 46-jährigen gebürtigen Burgenländer im Dezember 2001 wegen Verbreitung pornografischer Schriften zu 16 Monaten Gefängnis verurteilt und ihn außerdem auf unbestimmte Zeit in den Maßregelvollzug eingewiesen. In Uchtspringe ist er dann mindestens acht Jahre Patient gewesen. Heute lebt er in Freiheit in einem Ort in Nordrhein-Westfalen.

Schon 1996 in Königs Wusterhausen verurteilt

Schon 1996 hatte ihn das Amtsgericht Königs Wusterhausen bei Berlin zu einer 15-monatigen Bewährungsstrafe wegen sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen verurteilt. Als Abiturient mit einem Notendurchschnitt von 1,7 wollte er Offizier werden, was ihm aber wegen "Westverwandtschaft" verwehrt wurde. Er wurde EDV-Programmierer in einem Schuhkombinat und fing an, Erziehungswissenschaften und Sozialpädagogik zu studieren. Nebenher jobbte er als Betreuer in einem Kinderferienlager. Dort hat er sich an kleinen Mädchen vergangen, was er laut Urteil auch eingestand. Im Jahr 2000 versuchte er, mehrere Web-Adressen anzumelden, die einen kinderpornografischen Hintergrund vermuten ließen und zur Anzeige gebracht wurden.

Bei drei Hausdurchsuchungen bei ihm von September 2000 bis Ende 2001 fanden die Ermittler, unter tausenden harmlosen Dateien auf Datenträgern versteckt, zahlreiche strafrelevante Bild- und Videodateien kinderpornografischen Inhalts. Die habe er jahrelang aus dem Internet gezogen. Wie Verteidiger Sven Tamoschus gestern sagte, strengt er eine Wiederaufnahme des Gerichtsverfahrens von 2001 an.

Drei Zeugen sagten gestern zu Vorfall von 2008 aus

Im Zusammenhang mit den Funden von unzähligen Kinder-Porno-Dateien im Maßregelvollzug Uchtspringe im Jahr 2008 sagten gestern drei Zeugen aus: Eine damals als Abteilungsleiterin tätige Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie sowie zwei Krankenschwestern.

Während die eine angab, sich nicht mehr erinnern zu können, war die Aussage der zweiten umso ergiebiger. Sie war diejenige, die die Liste mit den bei den Durchsuchungen gefundenen Datenträgern angefertigt hatte. "Diese Liste suchen wir händeringend", sagte Richterin Henze-von Staden. Offenbar ist die auf den Angeklagten bezogene Liste verschwunden. "Die ist an die Außenstelle Lochow gegangen und nicht wieder zurückgekommen", gab die zweite Zeugin an. Wie sie weiter ausführte, gab es mehrere Durchsuchungen. Nach der ersten am 12. November wurden die beschlagnahmten Datenträger am 14. November wieder zurückgeben. Am 19. November wurde erneut durchsucht.

Der Prozess soll am 25. Januar fortgesetzt werden.