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Gemeindezentrum steht mit 13 weiteren Projekten auf der Favoritenliste Das Christophorushaus auf dem Weg zum Architekturpreis 2013

Von Anke Hoffmeister 18.03.2013, 02:23

Das Gemeindezentrum der evangelischen Kirchengemeinde St. Stephan steht in der engeren Wahl zum Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2013. Im November 2012 nach nicht einmal einjähriger Sanierungszeit wiedereröffnet, ist es heute ein vielseitig genutztes Haus.

Tangermünde l Sie haben Stil und Geschmack bewiesen - all jene Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde St. Stephan Tangermünde, die sich in der Vergangenheit genau für das Projekt entschieden hatten, das jetzt auf dem Pfarrhof der Kaiserstadt in vollendeter Form zu sehen ist.

Weshalb? Bereits in der ersten Runde des Auswahlverfahrens zum Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2013 hat das Projekt zum Umbau und zur Sanierung des einst unattraktiven Hauses die Jury überzeugt. Am 11. März hatte diese in Magdeburg getagt. Unter Vorsitz der Kölner Architektin Annette Hillebrandt bildete sie aus den 60 zur Bewertung zugelassenen Arbeiten die engere Wahl. 14 Objekte sind es nun, dessen Architekten bis zum 12. April der Entscheidung entgegenfiebern. Dann findet die Preisverleihung und die Bekanntgabe der Preisträger in Magdeburg statt.

Gesucht wird im Vorfeld außerdem der Publikumspreis: Bis zum 3. April kann jeder für seinen Favoriten stimmen. Die 14 Objekte der engeren Wahl kommen dafür in Frage. Als Gewinn werden unter allen Einsendern Kultur- beziehungsweise Bücherschecks verlost. Der Hauptgewinn beträgt 100 Euro.

Zur Geschichte des Tangermünder Projektes: Vor mehr als 400 Jahren als Knabenschule errichtet, diente das Haus bis zum Bau der Schule in der Lindenstraße um 1900 als Schule. Bis in die 1950er Jahre nutzte es die Kirche. Ältere Tangermünder können sich noch an ihre Christenlehrestunden in diesem Objekt erinnern. Danach wurde das Haus zu Wohnzwecken genutzt. Nach 1990 hatten hier im Christophorushaus viele Jahre die Kleiderkammer des DRK und zuletzt auch die Tafel Räume angemietet. Mit dem Verkauf des Gemeindehauses in der Schlossfreiheit (heutiges Tagungs- und Veranstaltungszentrum König Luise) schmiedete die Kirchengemeinde jedoch Pläne für einen Ersatz. Dazu sollte das Christophorushaus dienen.

Im Oktober 2011 hatte der Hallenser Architekt Matthias Dreßler in der Kirchengemeinde sein Projekt erstmals öffentlich vorgestellt, ein Modell mitgebracht. Jeder konnte erstmals sehen, wie das "hässliche Entlein" zwischen Kirche und Pfarrhaus einmal aussehen könnte. Danach dauerte es fast ein Jahr, bis die Bauarbeiten tatsächlich beginnen konnten.

Nach und nach vollzog sich im Sinne der Planer und Gemeinde der Wandel. Mehr als eine Million Euro floss in den Umbau und die Sanierung - Geld, das zum größten Teil aus privaten Spenden (von der Zertus GmbH) und kirchlichen Töpfen zusammenkam.

Schritt für Schritt verwandelte sich das sehr marode Gebäude in das heutige Christophorushaus. Statische Meisterleistungen mussten vollbracht werden, um Neues mit Altem zu verbinden. Das erforderte mehr Zeit und verschob den Fertigstellungstermin. In seinen Grundzügen blieb das Haus, das heute als Gemeindezentrum genutzt wird, jedoch erhalten. Der Dachstuhl ist noch zu großen Teilen der alte. Noch immer führt direkt hinter der Eingangstür eine Treppe in das Obergeschoss. Und noch immer befinden sich links und rechts des Flures Räume. Doch sie sind hell, freundlich, modern, haben nichts mehr von dem alten Charme, der das Haus vor dem Umbau prägte. Licht durchflutet vor allem den großzügig gestalteten Eingangs- und Flurbereich. Dafür sorgen große Fensterflächen.

Mit Kirche und Pfarrhaus zur Linken und Rechten bildet es seit Ende vergangenen Jahres eine Einheit. Dezente, aber wichtige Details machen das Bauwerk zu einem Blickfang des Ensembles. Diese Details hat die Gemeinde dem Metallkünstler Thomas Leu zu verdanken. Er setzte die Christophorussage in Kunstobjekte um. So steht vor dem Eingang der Christophorusstab, im Flur des Hauses ist die Christophorussage zu lesen. Das riesige Wandgebilde im Gemeindesaal, Pult und Altar stammen ebenfalls aus seiner Werkstatt.

Viele Tangermünder haben das Haus mittlerweile gesehen, nutzten den Eröffnungstag, besuchten Gottesdienste oder zuletzt den Ökumenischen Weltgebetstag der Frauen.

Doch nicht nur die Menschen der Stadt und Region sind im Christophorushaus willkommen. Mit dem Umbau hat die St. Stephansgemeinde auch die Möglichkeit geschaffen, Pilgern, die auf dem Jakobsweg unterwegs sind, eine Unterkunft sowie sanitäre Einrichtungen zu bieten.

Das Haus auf dem Pfarrhof ist damit im wahrsten Sinne ein Zentrum - Treffpunkt für Jugendgruppen, Musikgruppen, Vorbereitungskreise und Gemeindeaktionen sowie Pilgerstätte.

Im Internet kann unter www.ak-lsa.de/index.php?id=414 jeder seinen Favoriten bestimmen.