1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Da wächst was zusammen

Ein iranischer Asylbewerber bewirtschaftet im Wahrburger Gartenverein eine Parzelle Da wächst was zusammen

Von Klaus Pohlmann und Bernd-Volker Brahms 29.08.2013, 01:13

Der Verein "Teestube Maranata" hat dem Iraner Yousef Safarian eine Parzelle mit Laube in der Gartensparte "Zur Erholung" vermittelt.

Stendal l Yousef Safarian freut sich sehr über die eigene Ernte an Zwiebeln, Kartoffeln, Paprika und Tomaten. Dass der 28-jährige Iraner das Gemüse einsammeln kann, ist purer Zufall und schon gar nicht selbstverständlich. Der junge Mann lebt seit einem Jahr im Stendaler Asylbewerberheim. Im Mai bekam er die Möglichkeit, eine Parzelle in der Wahrburger Gartensparte "Zur Erholung" zu bewirtschaften.

"Yousef hat gleich mächtig losgelegt und viele Tomaten gepflanzt, obwohl der ideale Zeitpunkt da schon vorbei war", erzählt Barbara Miesterfeld vom Verein "Teestube Maranata", der seit 1991 besteht und dessen Anfänge auf das Jahr 1981 zurückgehen. Miesterfeld stellte den Kontakt zwischen dem Iraner und dem Stendaler Gartenverein her. Die Teestube hat sich zu einem Sozialnetzwerk entwickelt, das genauso Frauenfrühstücke wie Seniorentreffs organisiert und sich auch um ausländische Menschen kümmert. "Wir bemühen uns, bei der Überwindung sprachlicher und bürokratischer Hindernisse zu helfen, aber auch Freizeitangebote anzubieten", sagt Miesterfeld.

Teestube bezahlt die Pacht für die Parzelle

"Wir als Sparte sind offen für alle Garteninteressenten, egal welcher Herkunft, so dass wir inzwischen schon Pächter aus verschiedenen Ländern in unsere Gemeinschaft aufgenommen haben", sagt Manfred Meckel, der als Vorsitzender der Gartensparte "Zur Erholung" und gleichzeitig als stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbandes fungiert. Es sei in Absprache mit dem Sparten- und dem Kreisvorstand ein Nutzungsvertrag über die Parzelle zwischen der Teestube und dem Gartenverein für den Iraner geschlossen worden. "Das Nutzungsgeld bezahlen wir", sagt Barbara Miesterfeld. Der Iraner übernahm einen verwilderten Garten samt einer baufälligen Laube.

"Wir haben viel Hilfe bekommen", erzählt Yousef Safarian, der noch Deutsch lernen muss. Derweilen übersetzt sein 26-jähriger Bekannter und Landsmann Ausar Darvisknezhad die Worte. Darvisknezhad lebt mittlerweile als anerkannter Asylant in der Stadt.

"Im Iran habe ich mich vom Islam abgewandt und bin zum Christentum gewechselt", sagt Yousef Safarian. Da dies in seinem Heimatland verboten ist, habe er viele Problemen bekommen und letztlich das Land verlassen, um in Deutschland Asyl zu beantragen.

Um die neue Parzelle überhaupt bewirtschaften zu können, musste viel Vorarbeit geleistet werden. Mit zwei Transportern wurde der Müll abgefahren. "Dreimal haben wir die gesamte Gartenfläche umgegraben und vom Unkraut befreit", sagt der Iraner. Blasen habe er an den Händen gehabt.

Es habe schon eine breite Bewunderung für den Einsatz des Asylbewerbers gegeben, sagt Spartenleiter Manfred Meckel. Auch die einst unbenutzbare Laube wurde mit der Deckentäfelung, Fliesen- und Bodenbelägen und entsprechendem Mobilar zu einem gemütlichen Schmuckstück ausgebaut. Mittlerweile bekommt Yousef Safarian zunehmend Besuch von den Gartennachbarn. Bei Gebäck und Tee wird zusammengesessen und über Gartenarbeit und auch die ferne Heimat gesprochen. "Das ist eine gelungene Intergartion", sagt Barbara Miesterfeld.