Oldie-Fans öffnen Pforte gerne für Gäste

Nach einjähriger Bauzeit sind die Stendaler Oldtimerfreunde in die ehemalige Reiterhalle der Husaren eingezogen. Als nächstes werden eine Cafeteria und die Schrauberwerkstatt eingerichtet.

Stendal l Das neue Domizil der Stendaler Oldtimerfreunde soll eine richtige Schrauberwerkstatt beherbergen. Anfang des Monats fuhren die Mitglieder des Vereins Nordwall Classic Garage zum ersten Mal mit einem Großteil ihrer zum Teil bis in die 30er Baujahre zurückreichenden Fahrzeuge in die ehemalige Reithalle am Nordwall ein. In mühevoller Handarbeit haben die Mitglieder das denkmalgeschützte Gebäude innerhalb eines Jahres saniert.

"Für uns war das ein ganz toller Moment. Was jetzt noch an Arbeiten am Gebäude ansteht, ist kein Hexenwerk. Nächstes Jahr im Sommer soll alles fertig sein," sagt Jörg Punzel, stellvertretender Vorsitzender des Vereins. Punzel nennt das Dach, die sanitären Anlagen, die Heizungsanlage, eine Alarmanlage und das Café als größte Baustellen. Dem fügt er aber hinzu, dass es schon jetzt richtig losgehe.

Junge Technik-Fans werden angeleitet

Ein entscheidender Punkt im Nutzungskonzept ist das Einbeziehen des technisch-interessierten Nachwuchses: Schulklassen, Auszubildende und junge Technik-Begeisterte können hier, gemeinsam mit den Oldtimer-Freunden, viel lernen. "Wir haben zahlreiche KFZ-Meister im Verein, die gemeinsam mit den Jugendlichen Restaurationsarbeiten durchführen oder an Versuchsobjekten die Mechanik erklären können," so Punzel. Hierfür wurden bereits alte Sachs- und Hulla-Motorräder sowie diverse Schnittmotoren angeschafft, die auch an technischen Universitäten zum Einsatz kommen.

"Früher wurde uns in der Schule im polytechnischen Unterricht viel über handwerkliches Arbeiten beigebracht," sagt Jörg Punzel. "Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch das Zeithaus in Wolfsburg." Punzel verweist nicht ohne Grund auf das Automobilmuseum von Volkswagen. Hier habe sich der Verein bei einem Besuch im vorherigen Jahr erste Anregungen geholt und dabei auch wertvolle Kontakte knüpfen können. Damals führte Andreas Hornig, Leiter des Zeithauses, durch die Einrichtung und gab Anregungen. Anerkannt vom Kultusministerium des Landes Niedersachsen als außerschulische Einrichtung erhält das Projekt "Lernort Praxis" eine finanzielle Förderung. Ein Konzept, dass auch dem Stendaler Oldtimer-Verein vorschwebt - wenngleich in deutlich kleinerem Ausmaß. "Erste Gespräche haben wir bereits mit politischen Vertretern geführt", sagt Jörg Punzel.

Inwieweit mit einer Förderung seitens des Landes zu rechnen ist, kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden. Wie die Volksstimme erfuhr, sei ein derartiges Projekt in Sachsen-Anhalt, anders als in Niedersachsen, ein absolutes Novum. Fördermittel aus öffentlichen Töpfen seien daher nur schwer zu beschaffen, da das Land andere etablierte Einrichtungen unterstützt.

Durch Veranstaltungen Tourismus ankurbeln

Auf eine langjährige Historie kann der Verein noch nicht zurückblicken: 2012 schlossen sich die Oldtimer-Fans zum Verein Nordwall Classic Garage zusammen. Das Ziel war es, mit vereinten Kräften das historische Gebäude am Nordwall 13 in Stendal zu erhalten. Der angrenzende Supermarkt wollte die alte Reithalle der Husaren für eine Parkplatzerweiterung abreißen.

"Wir haben die alte Reithalle gerettet. Jetzt wollen wir daraus ein kulturelles Zentrum machen, dass auch Touristen nach Stendal lockt," sagt der Vorsitzende des Vereins Michael Trösken. Zum einen lade die Cafeteria in der Classic Garage Touristen, die auf einer Ausfahrt in ihrem Oldtimer in der Altmark unterwegs sind, zu einer gemütlichen Pause ein. Wie Punzel sagt, seien auch größere Veranstaltungen geplant. Der Verein bemüht sich die Sachsen-Anhalt Classic, eine vom ADAC ausgerichtete Oldtimer-Rallye, 2015 nach Stendal zu holen.

Dann wird es wahrscheinlich auch seltene Stücke aus der Schatztruhe von Volkswagen in der Classsic Garage zu sehen geben. Jörg Punzel: "Herr Hornig hat uns schon ein paar nette Leihstücke in Aussicht gestellt."