1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Nichtangriffspakt mit dem Wolf

Jägerschaft Stendal kritisiert Vertrag mit Umweltministerium / Vorstand gewählt Nichtangriffspakt mit dem Wolf

Von Volker Langner 01.04.2014, 03:21

420 Waidmänner und Waidfrauen gehören der Jägerschaft Stendal an. Auf ihrer Mitgliederversammlung am Sonnabend in Bindfelde wählten sie ihren Vorstand, befassten sich mit Jagdergebnissen, Jungjägerausbildung und dem Wolf.

Bindfelde/Stendal l Nein, eine Liebe verbindet sie nicht, die Stendaler Jägerschaft und Isegrim. Das wurde auf der Mitgliederversammlung der Waidgenossen am Sonnabend in der Gaststätte Sievert in Bindfelde deutlich. Vorsitzender Bernhard Engelmann bezeichnete den Kooperationsvertrag zwischen Umweltministerium und Landesjagdverband, der im März abgeschlossen wurde, in Sachen Wolf als "Nichtangriffspakt" und als "Maulkorb" für die Jägerschaft.

"Wenn der Staat den Wolf haben möchte, soll er ihn in seinen großen Waldgebieten halten", forderte Engelmann und erntete damit den größten Beifall der gesamten Beratung. Der Vorsitzende der Stendaler Jägerschaft schätzte ein, der Wolf sei nicht vom Aussterben bedroht. Stattdessen glaubt er, "die explosionsartige Entwicklung der Wolfspopulation wird früher oder später zu Konflikten führen". Er nannte als Konfliktfelder Landwirtschaft, Straßenverkehr, Jagdwesen.

Kritik übten die Jäger auch an einem Positionspapier des Naturschutzbundes (Nabu) zur Jagd. Es gehe an der Realität vorbei, sagte Engelmann. So werde das Fallenstellen bei der Jagd abgelehnt. Dabei sei gerade bei Fuchs, Marder, Waschbär der fachkundige Einsatz von Fanggeräten effektiv, hielt Engelmann dagegen. Und eine Verkürzung der Jagdzeit, die der Nabu fordert, öffne Schäden in der Landwirtschaft Tür und Tor. Im Bericht des Vorstandes und in der kurzen Diskussion wurde auf den Einfall von Wildschweinen in Maisfelder und auf Grünland verwiesen.

Jägerball zum 25-jährigen Bestehen

Apropos Wildschweine: Im Jagdjahr 2012/2013 wurden 2262 Wildschweine zur Strecke gebracht. Das sind 156 weniger als im Jahr zuvor. Einen deutlichen Zuwachs bei den Zahlen gab es von 2011/2012 auf 2012/2013 - ein Jagdjahr reicht vom 1. April bis zum 31. März - unter anderem bei Waschbär (von 3711 auf 4533), Marderhund (von 429 auf 805) und Hasen (von 464 auf 610). Wie Engelmann erklärte, sind in den Streckenergebnissen auch jene Tiere enthalten, die im Straßenverkehr ihr Leben ließen.

Die Jägerschaft ist nicht nur im Wald und der Heide aktiv. So tragen die Bläsergruppen Arneburg, Dobberkau, Staffelde, Steinfeld und Schinne zum geselligen Miteinander bei. Mehr Engagement wünscht sich Engelmann von einigen Hegeringen. Beispielgebend seien die in Bismark, Buchholz und Schinne.

Mit ihrem 25-jährigen Bestehen im kommenden Jahr sieht die Jägerschaft einem Höhepunkt entgegen. Der Vorstand schlug vor, ihn mit einem Jägerball zu feiern. Für Engelmann ist dieses Jubiläum auch ein persönliches. Er steht seit Gründung der Jägerschaft an ihrer Spitze. In Bindfelde erhielt er erneut das Vertrauen (die Volksstimme berichtete).

Dabei wollte der Mittsiebziger eigentlich einem Jüngeren Platz machen. Er nannte es beschämend, dass bei 420 Mitgliedern niemand bereit sei, das Ehrenamt zu übernehmen. So gab es lediglich einen Wechsel im Vorstand. Kurt Elfert schied alters- und gesundheitsbedingt aus; für ihn rückte Lothar Stannull nach.