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Kinderheim mit acht Plätzen in Schorstedt eröffnet / Linke-Politikerinnen besuchen Einrichtung "Rundum ideale Bedingungen"

Von Axel Junker 28.07.2014, 03:28

In Schorstedt gibt es seit diesem Jahr ein Kinderheim. Im Haus Silberberg werden Kinder und Jugendliche mit Entwicklungsstörungen betreut. Ziel ist es, ihnen eine Lebens- und Zukunftsperspektive zu geben.

Schorstedt l "Die Idee war eigentlich schon drei Jahre alt", erzählt Madelaine Schulz (41). Mit Roswitha Schmalenberg (56) arbeitete sie zusammen im Sozialtherapeutische Zentrum Gut Priemern. Immer wieder besprachen sie, sich mit einem Kinderheim selbstständig zu machen. Zu der Idee kam im vergangenen Jahr das passende Objekt in Schorstedt. "Bei mir gegenüber stand auf einmal ein Haus zum Verkauf", erklärt Schmalenberg, die in Schorstedt seit Jahren Bürgermeisterin ist. Im November 2013 begannen die Ausbau- und Umbauarbeiten, am 1. April dieses Jahres öffnete die "vollstationäre Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung", wie das Haus Silberberg offiziell bezeichnet wird.

Das Kinderheim in Schorstedt wird von der Schmalenberg Schulz GbR betrieben. Das Haus Silberberg hat eine Betriebserlaubnis für acht Kinder und Jugendliche im Alter zwischen drei und 18 Jahren. Derzeit bildet die Schorstedter Einrichtung für vier Jungen das Zuhause. Sie kommen aus Halle, Magdeburg, Naumburg und Mecklenburg-Vorpommern. Die Räumlichkeiten befinden sich auf zwei Etagen und sind auf 160 Quadratmetern aufgeteilt. Das Grundstück hat eine Gesamtfläche von 2600 Quadratmetern.

Auch wenn zwischen dem Kauf des Objektes und der Eröffnung des Kinderheimes kein Jahr lag, haben Madelaine Schulz und Roswitha Schmalenberg eine lange Reise mit behördlichen und finanziellen Hürden hinter sich. "Mit so viel baulichen Auflagen hatten wir nicht gerechnet", erzählt Schulz. "Ohne die Hilfe der Familien und die handwerkliche Unterstützung von Freunden und Bekannten wäre das alles nicht möglich gewesen", ergänzt Schmalenberg. Alle Ausgaben wurden aus privaten Mitteln gestemmt. Fördermittel gab es für die GbR nicht. Zudem musste eine Art Bürgschaft über 80 000 Euro erbracht werden, für den Fall, dass das Jugendamt nicht zahlt. "Weshalb steht dafür das Land nicht in der Verantwortung?", fragt Madelaine Schulz.

"Unsere Aufgabe ist das Begleiten der Kinder und Jugendlichen bei ihrer Verselbstständigung oder bei der Rückkehr in die Familie", beschreiben Schulz und Schmalenberg ihr Anliegen. Madelaine Schulz ist von Beruf Heilerziehungspfleger und hat sich zur Heilpädagogin weitergebildet. Roswitha Schmalenberg ist "DDR-Kindergärtnerin" und hat ihr Leben lang mit Kindern gearbeitet. Die Erzieherin ist die Hausleiterin des Kinderheimes.

Am Freitag besuchten die Bundestagsabgeordnete Katrin Kunert und die Landtagsabgeordnete Helga Paschke (beide Linkspartei) während ihrer Sommertour das Haus. Als "rundum ideal" bezeichneten beide die Einrichtung. Neben den Bedingungen lobten sie auch die Akzeptanz im Dorf. Die Kinder haben Kontakte zu Gleichaltrigen und die Bewohner unterstützen das Kinderheim mit Möbeln, Fahrrädern und Spielgeräten. Bei allem Lob und dem Ziel einer besseren Auslastung sowie der schrittweisen Sanierung der Nebengebäude haben die beiden Leiterinnen vor allem einen Wunsch: "Wir haben vier Jungs. Jetzt wünschen wir uns Mädchen."