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Urologenteam behandelt Prostatakrebs mit dem Einsatz winziger Strahlenkörper Berliner Ärzte operieren in Stendal

Von Christian Bark 17.10.2014, 03:05

Sie sind nur vier Millimeter klein, haben aber eine große Heilkraft. Seeds kommen seit Juli auch bei Prostatakrebspatienten in Stendal zum Einsatz.

Stendal l Sie touren mit ihrem über 100000 Euro teuren Equipment durch den gesamten Osten der Bundesrepublik. Seit Juli kommen die Berliner Urologen Frank Kahmann und Thomas Henkel auch an das Stendaler Johanniter-Krankenhaus. Dort behandeln sie Patienten mit einem Prostatakarzinom auf eine ganz spezielle Weise - sie setzen sogenannte Seeds in die Vorsteherdrüse ein.

Die millimeterkleinen Strahlenkörper enthalten Jod 125. Die Tumorzellen werden durch eine Nahbestrahlung abgetötet. "Anders als bei einer Bestrahlung von außen haben Seeds den Vorteile, dass sie gesunde Nachbarorgane weniger belasten", erklärt Frank Kahmann. Das Heilungsresultat sei vergleichbar mit der vollständigen Entfernung der Prostata. Das Risiko von Impotenz und Inkontinenz verringere sich deutlich. Die Heilungschancen liegen laut Kahmann zwischen 80 und 95 Prozent. Die Methode wirke jedoch nur, wenn sich der Krebs auf die Prostata beschränkt und noch nicht gestreut hat. Die Seeds strahlen ein halbes Jahr, bei anschließender Nachsorge ist der Krebs in maximal zwei Jahren besiegt, so Kahmann.

Das Einsetzen der Seeds erfolgt unter Kontrolle mit Ultraschall und Durchleuchtung. Der Eingriff dauert knapp eine Stunde. Das Verfahren erfordert ein hohes Maß an Geschicklichkeit und Erfahrung. Die bringen Kahmann und sein Kollege Thomas Henkel mit. Seit über 20 Jahren sind die Urologen mit der Operationsmethode vertraut, in Berlin arbeiten sie wissenschaftlich eng mit der Charité zusammen. Beide sind außerdem in einer Gemeinschaftspraxis tätig. In diesem Jahr haben sie bereits sieben Eingriffe in Stendal vorgenommen. "Wir rechnen mit zehn Einsätzen pro Jahr in Stendal", sagt Henkel.

Der Chefarzt der Strahlentherapie am Johanniter-Krankenhaus, Jens Bahnsen, ist froh, dass es in Stendal diese zusätzliche Behandlungsmethode gibt. "In Sachsen-Anhalt bieten das nur die Kliniken in Magdeburg, Haldensleben und Halle an", so Bahnsen. Damit könne Stendal Patienten aus der gesamten Altmark und den Nachbarbundesländern versorgen.

Grünes Licht für die Behandlung gab auch die Krankenkasse AOK. Sie wird die Behandlungskosten ihrer Mitglieder im vollen Umfang tragen. "Das Prostatakarzinom ist mit 25 Prozent die häufigste Krebserkrankung des Mannes. Es ist in Deutschland die dritthäufigste tumorbedingte Todesursache des Mannes", erklärt Jens Bahnsen.