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Sebastian Socha leitet Projekt zur musisch-ästhetischen Bildung an der Helen-Keller-Schule Wenn Hände und Füße zu Instrumenten werden

Von Volker Langner 12.05.2015, 03:31

Stendal l "Ba-da-bumm, schnipps, klatsch", hallt es durch die Stendaler Helen-Keller-Schule und im Rhythmus ihrer Laute schlagen die acht Mädchen und Jungen der achten Klasse um Klassenlehrerin Evelyn Glawe-Simchen und Musikpädagoge Sebastian Socha mit den Ellenbogen auf die Tischplatte, entlocken Daumen und Mittelfinger einen Ton und klatschen in die Hände. Die 14- und 15-Jährigen mit geistiger und körperlicher Behinderung machen ihre Körper zu Instrumenten.

"Die Begeisterung ist unheimlich groß. Da macht der Unterricht Spaß."

Sebastian Socha

"Mäbi" macht es möglich. Diese Abkürzung steht für musisch-ästhetische Bildung. So hat der Landesverband der Musikschulen Sachsen-Anhalt ein Projekt genannt, mit dem der obligatorische Musikunterricht ergänzt wird. An der Helen-Keller-Schule erfüllt die Musik- und Kunstschule das Projekt mit Leben. Sebastian Socha unterrichtet dort zwei Gruppen mit je acht Kindern jeweils 45 Minuten in der Woche.

In der achten Klasse von Evelyn Glawe-Simchen ist er im März eingestiegen und für die Schüler schon so etwas wie ein guter Freund. Sie hängen förmlich an seinen Lippen, schauen ihn genau auf die Hände, auch auf die Füße, wenn sie gemeinsam mit ihm einen Takt stampfen. "Die Begeisterung ist unheimlich groß. Da macht der Unterricht natürlich Spaß", erzählt der Musikpädagoge.

Ziel der gemeinsamen Stunden sei es, die Kinder an die musikalischen Grundformen heranzuführen und ihre musischen Fähigkeiten zu fördern, sagt Socha. Aus Sicht von Evelyn Glawe-Simchen bringt "Mäbi" noch viel mehr.

"Musik ist halt gut für die Psyche, macht einfach gute Laune."

Evelyn Glawe-Simchen

"In der Musikschule sind Kinder unserer Schule nicht präsent. Jetzt kommt die Musikschule zu uns. Sicher werden individuelle Begabungen in optimaler Weise gefördert, aber die Rhythmusspiele kommen auch dem Bewegungsdrang der Schüler und der Freude am Musizieren entgegen. Und das erleben sie in der Gemeinsamkeit", merkt die Klassenlehrerin an. Sie verweist als Beispiel auf eine Autistin in der Gruppe, die sich zum Mitmachen animieren lässt. Musik, so Evelyn Glawe-Simchen weiter, sei "halt gut für die Psyche, macht einfach gute Laune".

Diese gute Laune ist fast greifbar. Yvonne, die augenscheinlich Rhythmus im Blut hat, steht ein Lächeln ins Gesicht geschrieben. Marvin, der nicht immer im Takt bleibt, lacht sich sprichwörtlich schlapp - über die Übungen, wohl auch ein wenig über sich selbst.

Mit dem Lied vom Specht enden die 45 Minuten mit Sebastian Socha. "Es klopft und pocht im Wald", singen die Kinder und lassen aus ihrem Körper den Rhythmus erwachsen.