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Kreisverband Altmark Ost der Linken präsentiert ein Sechs-Punkte-Papier zur Altmarkkonferenz Lösungsansätze mit Ernüchterungen vor dem "Fest" von Gardelegen

Von Frank Eckert 16.04.2010, 04:49

Ob Autobahn A 14, Milliardeninvestition Steinkohlekraftwerk Arneburg, Bioenergie oder Hochschulbildung : Zur Altmark-Konferenz hat die Linke ein Sechs-Punkte-Papier erarbeitet. Sie fühlt sich bislang von der Planung für den 3. Mai in Gardelegen weitgehend ausgeschlossen.

Stendal. Ein hoher Griff ging der Kritik voraus. Bei Johann Wolfgang von Goethe, dem großen Dichter-Deutschen, liehen sich die Linken des Kreisvorstandes Altmark Ost gewichtige Worte : " Die Pfosten sind, die Bretter aufgeschlagen, und jedermann erwartet sich ein Fest. " Dank dieser rhetorischen Figur wird die Altmark-Konferenz demnach ein Fest – zumindest nach der gefühlten Lage der Linken im Kreis.

Ob es dann tatsächlich ein allgemeinverbindliches Fest wird, wenn die Landesregierung am 3. Mai in Gardelegen zur Altmark-Konferenz lädt, daran haben die Linke-Mitstreiter im Landkreis Stendal um ihren Vorsitzenden Mario Blasche so ihre Zweifel. " Wir werden da mal hingehen und uns das anhören. Wir erwarten jedoch nicht, dass dabei etwas Greifbares herauskommt ", sagte Helga Paschke, Landtagsabgeordnete der Linken reichlich defensiv, von hohen Erwartungen keine Spur.

Eher Ernüchterung. " Natürlich kann es nicht schaden, wenn man mal über die Dinge redet. Nur, worüber, wie und in welchem Ausmaß, das wissen wir ja gar nicht ", beklagt Linken-Bundestagsabgeordnete

Katrin Kunert. " Gern ", wie sie sagt, hätte die Stendalerin auf jener Zusammenkunft, auf welcher die nördlichste Region Sachsen-Anhalts als Thema steht, gesprochen. " Ich bin ja die einzige Altmärkerin im Bundestag ". Doch bis heute hätte ihr noch nicht einmal einer der Organisatoren aus Staatskanzlei oder Landesentwicklungsministerium sagen können, wer für die Rednerliste an jenem 3. Mai zuständig ist. Bislang fühlt man sich eher aus- als eingeladen. Entmutigt wähnen sich die Linken dadurch kaum ; vielmehr zu Taten befeuert. Konkret haben sie ein Sechs-Punkte-Thesenpapier entworfen, das ihrer Meinung nach als Diskussionsgrundlage zum Fest in Gardelegen taugen könnte. Darin legen sie ihre " Lösungsansätze " für Raumordnung, bei Finanzen der Kommunen, für Infrastruktur, die Bildung, für die Wirtschaft und soziale wie kulturelle Belange offen.

Ginge es nach den Linken, sollte Stendal ein Oberzentrum werden und somit den gleichen Status wie die Landeshauptstadt Magdeburg erlangen – mit allen Vor- wie Nachteilen, in jedem Fall mit mehr Vorteilen als gegenwärtig. Havelberg möge, so der Katalog, zumindest ein Mittelzentrum sein. Beides hätte enorme Auswirkungen auf die finanzielle wie infrastrukturelle Ausstattung der zwei Städte in der östlichen Altmark.

" Wir wollen, dass die kommunale Selbstbestimmung erhalten bleibt ; gerade auf dem Schulsektor ", betont Linke-Kreistagsangehöriger Peter Zimmermann. Und da fordert er, die größeren Gemeinden sollten nicht die Schüler zu sich locken, " sondern wir müssen sehen, dass die Grundschulen in den kleinen Orten erhalten bleiben – vielleicht auch die nachfolgenden Schulen ". Anderenfalls sieht er " große Nachteile bereits in den ersten Jahren für die Kinder ".

Die Heranwachsenden in den kleinen Gemeinden während der ersten Schuljahre zu behalten, wäre gleichermaßen schulerhaltend. " Stendal braucht die einzelnen Kinder aus Schinne oder Sanne kaum, diese Kommunen jedoch umso dringender. Absprachen geschehen zu selten. " Helga Paschke sagte es so : " Man ist zu wenig in den Gemeinden untereinander vernetzt. "

Gleiches gilt im öffentlichen Nahverkehr ; einmal Altmark–Magdeburg und zurück sprengt die meisten Tagesbudgets der Familien. Schon nach Stendal in die Kreisstadt wird es für viele vom flachen Land unverhältnismäßig aufwendig – zeitlich wie finanziell. Die Linken plädieren, da ein Verkehrsverbund nicht bis in die Landeshauptstadt reicht, für ein Sozialticket oder einen Sozialpass. " Denn die Reise hört bislang für viele nach 50 Kilometern auf. " Dennoch : zum Fest wollen die Linken fahren. " Mal sehen, wie wir auf uns aufmerksam machen können ", sagt Katrin Kunert. Vielleicht mit einem Fest ganz im Sinn des Dichters, Naturwissenschaftlers und hohen Regierungsbeamten von Goethe.