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Forum im Fachgymnasium anlässlich des 9. November / Verfolgung zur Zeit der NS-Diktatur Schüler hören Vortrag über Sinti und Roma

Von Saskia Uphoff 10.11.2011, 04:27

Das geschichtsträchtige Datum 9. November nutzte das Fachgymnasium Stendal, um die Schülerinnen und Schüler über die Verfolgung der Sinti und Roma zur NS-Zeit aufzuklären.

Stendal l 1918 Novemberrevolution, 1938 Beginn der Novemberpogrome des NS-Regimes, 1989 Mauerfall - und das alles an einem 9. November. Auf der einen Seite ist er für viele ein Tag der Freude, weil die Mauer fiel. Andererseits aber auch ein Tag der Trauer und des Gedenkens an die vielen Opfer, die in der Zeit des Nationalsozialismus ihr Leben ließen. So oder so ist es ein Schicksalstag in der deutschen Geschichte.

Anlässlich dieses ereignisreichen Datums lud das Fachgymnasium in Stendal Frauke Sonnenburg vom Flüchtlingsrat Sachsen-Anhalt ein, um einen Vortrag über die Verfolgung der ethnisch-kulturellen Minderheiten Sinti und Roma in Nazi-Deutschland zu halten. Ihr Großvater gehörte den Roma an und heute setzt sie sich für die Belange der Sinti und Roma ein.

"Es ist mittlerweile zu einer Tradition an unserer Schule geworden, an diesem Tag ein Projekt zu den Ereignissen der Vergangenheit zu machen. So haben wir im letzten Jahr beispielsweise den Widerstand in der NS-Zeit thematisiert", erklärte Jens Schößler, Leiter des Fachgymnasiums.

Sonnenburg erzählte den Schülerinnen und Schülern, wie schwierig es ist, Informationen über die Verfolgung und Vernichtung der rund 500000 Sinti und Roma zu bekommen. Das liege daran, dass es kaum Aufzeichnungen darüber gibt und sie oft mit zu den jüdischen Opfern gezählt wurden.

Viele der Schüler erzählten, dass sie sich zuerst nichts unter den Begriffen Sinti und Roma vorstellen konnten. Erst als Frauke Sonnenburg das politisch inkorrekte Wort "Zigeuner", das leider auch heute noch häufig verwendet wird, in den Raum warf, war den Jungen und Mädchen klar, wer gemeint ist.

Nach dem etwa einstündigen Vortrag konnten die Schüler Fragen stellen, wobei viele Vorurteile aufgeworfen wurden. So fragte ein Schüler beispielsweise, ob Sinti und Roma keinen festen Wohnsitz hätten und umherziehen würden. Ein anderer fragte, was das "Zigeunerschnitzel" mit der ethnischen Gruppe zu tun hätte. Diese und weitere Vorurteile konnte Sonnenberg jedoch leicht aus dem Weg räumen, ehe sie abschließend zur Gitarre griff und ein Lied anstimmte. Es handelte "von der traurigen Geschichte der Roma" und sie sang es sogar in "Romanes", der traditionellen Sprache der Roma, nachdem sie zum Verständnis die deutsche Übersetzung vorgetragen hatte.