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Einführung in Baustilkunde / Kunsthistorikerin erklärt an Beispielen Genau hinschauen: Welches Bauwerk ist aus welcher Epoche?

03.02.2012, 04:19

Aus welcher Epoche stammt das Stendaler Rathaus? Ein Seminar der Volkshochschule erklärt, wie man Bauwerke richtig einordnet. Nora Knappe sprach mit der Dozentin Nadine Prescher.

Volksstimme: Sie geben einen Überblick über Stilepochen und ihre Merkmale - wie kann man sich diese Vortragsreihe im Einzelnen vorstellen?

Nadine Prescher: Ich möchte die Stilepochen der Romanik, der Gotik, der Renaissance, des Barock, der Gründerzeit und des Jugendstils in jeweils einer Sitzung vorstellen und zusammen mit den Teilnehmern die wesentlichen Merkmale dieser Epochen herausarbeiten.

Volksstimme: Gibt es dabei auch Erklärungen am gebauten Objekt?

Prescher: Ja, wenn es das Wetter zulässt, werden wir auch Vor-Ort-Besichtigungen vornehmen und hoffentlich viele neue Dinge erkunden und am Ende die Stadt mit anderen Augen betrachten.

Volksstimme: Wie intensiv beleuchten Sie die einzelnen Epochen?

Prescher: Den Seminarteilnehmern soll ein Überblick über die Stilepochen und ihre wesentlichen Merkmale gegeben werden. Ich werde ein für die jeweilige Epoche herausragendes Beispiel kurz vorstellen und dann gehen wir ans Eingemachte. Wir schauen und die Kapitelle von Säulen näher an. Kleine Architekturmodelle werden den theoretischen Teil veranschaulichen. Am Ende jeder Sitzung sollen die Teilnehmer in der Lage sein, anhand herausragender Epochenmerkmale, wie etwa Farbauftrag, Altären oder Fensterrahmen, zu entscheiden, welcher Zeit das Bau- oder Kunstwerk zuzuordnen ist und vor allem warum. Ich möchte die Teilnehmer fordern, aber nicht überfordern.

"Kein stures Lernen, sondern ein Erfahren"

Volksstimme: Was kann man in Ihrem Seminar lernen oder erfahren?

Prescher: Die Teilnehmer lernen im Grunde, genau hinzuschauen und das Gesehene zu hinterfragen. Sie werden einen kurzen Überblick über die tragenden Epochen der Baustilgeschichte bekommen und dann schon selbst ans Werk gehen. Gemeinsam werden wir in der Stadt schauen, welches Bauwerk zu welcher Epoche gehört, so dass die Teilnehmer am Ende mit der Fähigkeit entlassen werden, schon beim ersten Blick eine grobe Entscheidung über die Zuordnung vornehmen zu können. Die kunsthistorische Fachterminologie wird dabei ganz nebenbei einfließen. Es wird kein stures Lernen, sondern mehr ein Erfahren und Ertasten.

Volksstimme: Haben Sie eine Lieblingsepoche, deren Architektur Sie besonders anspricht - wenn ja, warum?

Prescher: Die Renaissance. Für mich als Kunsthistorikerin und Archäologin vereint sich in der Renaissance beides am meisten. Ich bin jedes Mal aufs Neue erstaunt, was in dieser Zeit alles entdeckt und erfunden wurde. Es wurde begonnen, die Vergangenheit gebührend wertzuschätzen und es wurden, die Zukunft immer im Auge habend, Erfindungen gemacht, von denen wir heute noch zehren. Die richtige Mischung aus Wissensdurst und Neugier waren die treibenden Kräfte. Davor ziehe ich wirklich den Hut!

Volksstimme: Nehmen Sie in den Veranstaltungen auch Bezug auf regionale Architekturdenkmäler?

Prescher: Auf jeden Fall. Das sind die Architekturdenkmäler der Altmark wert. Mir ist sehr daran gelegen, die Seminarveranstaltungen möglichst anschaulich zu machen, denn nur so bekommen die Teilnehmer einen bleibenden Eindruck. Und glauben Sie mir, man muss in Stendal wirklich nicht weit gehen, um Bauwerke zu finden, die manch trockenem Architekturbuch zu ein wenig Glanz verhelfen würden.

Volksstimme: Zum Beispiel?

Prescher: Auf jeden Fall die Marienkirche oder auch das Rathaus. Aber dazu möchte ich jetzt noch nicht zu viel verraten.

Volksstimme: Für wen ist diese Vortragsreihe geeignet?

Prescher: Die Vortragsreihe richtet sich grundsätzlich an alle Interessenten. Der Mensch ist nie zu jung, um Neues aufzunehmen und nie zu alt, um noch dazuzulernen. Mir ist jeder willkommen. Ich hoffe auf eine bunte Mischung aus Teilnehmern und eine regen Meinungsaustausch.