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Oschersleber Kleingärtner baut seit fast 20 Jahren das Edelgemüse an Der "Unterwegs-Spargel" von Günter Hellmich

Von Mandy Ganske 25.05.2010, 05:19

Der Mai ist kalt. Das schlägt nicht nur den Menschen aufs Gemüt. Auch der Spargel will bei diesen Temperaturen nicht so recht sprießen. Den Oschersleber Kleingärtner Günter Hellmich muss das nicht beunruhigen. Er hegt und pflegt seit 16 Jahren Spargelbeete in seinem Garten, die für die gemeinsamen Mahlzeiten mit seiner Frau immer genug abwerfen.

Oschersleben. Die Erde ist feucht und schwer. Günter Hellmich hockt und wühlt energisch mit den Händen darin herum; er lockert alles auf. "Normalerweise gehe ich mit der Hand rein, und dann rieselt das schon runter", sagt er verheißungsvoll, während er sich weiter vorangräbt. "Und dann könnte man ihn ganz weiß stechen." Dabei arbeitet sich eine Hand weiter in der Erde vor, stoppt, macht den Stengel frei, während er ihn schon mit dem Stecher in der anderen Hand abzwackt. "Aber das hier ist im Moment mehr Dreck als alles andere. Es ist zu nass", meint der 72-Jährige Kleingärtner weiter und legt den erdverschmierten Spargel auf das Hügelbeet.

Es hilft nichts. Sein Spargel muss alle zwei Tage geerntet werden – sobald die Köpfchen durch die Erde brechen. "Dann ist er am besten, genussvoller", findet Hellmich. Kommt der Spargel ans Licht, färbt er sich rosa bis blau. Erst tags zuvor, am Freitag, war es trockner, sogar sonnig und Hellmich holte gute zwei Kilo aus den auf 30 Meter angelegten Spargelpflanzen. Diese Ernte kam zu Pfingsten auf den Mittagstisch. "Die dünnen nehmen wir für Spargelsuppe", erklärt Hellmich. Die guten Spargelstangen gibt es zum Steak. Bleibt das Wetter so kalt, haben die Hellmichs vielleicht etwas weniger Spargel fürs Abendbrot unter der Woche übrig. Dann gibt es das Edelgemüse häufig mit brauner Butter.

Spargel braucht es warm. "Dann geht er ab wie die Post, vier bis fünf Zentimeter am Tag. Deswegen nenne ich ihn ¿Unterwegs-Spargel‘", erklärt Hellmich, und ist schon dabei, die Erde seiner Beete mit einer Schippe wieder aufzuhäufen, genug geerntet für heute. Wenn ihn Nachbarn dabei sehen, bleiben sie manchmal am Gartenzaun stehen und fragen: "Na, wieviel war es heute?" Nicht nur in seiner Gartensparte " Reichsbahn" ist er mit dem Spargelbeet ein Exot.

Denn Spargel ist anders. Nach der Aussaat dauert es eben lange bis zum ersten Ertrag. Er lässt sich bitten und wird wohl nicht umsonst Königsgemüse genannt. Die ersten drei Jahre macht ein Spargelbeet eigentlich nur Arbeit. Die Spargelpflanzen müssen zu Kraft kommen. Für den Mittagstisch springen im dritten Jahr vereinzelt ein paar Stengel heraus.

So wie Günter Hellmich von diesen Anfängen erzählt, klingt es aber gar nicht anstrengend. Eher wie eine Herausforderung, ein Experiment. Der Gärtner als Laborant, ohne Hilfsmittel als Erde, Pferdemist und zweijährige Spargelpflanzen aus dem Baumarkt. So fing es bei Hellmich 1994 an. Und vier Jahre später konnte er für die Mahlzeiten am Mittagstisch erstmals genug ernten – bis heute. Zwischenein legte er ein zweites Beet an. Ihre kontinuierliche Pflege nimmt er gern in Kauf. "Das ist mein Stolz und deshalb muss das auch akkurat aussehen", erklärt er und harkt schließlich die Hügelbeete wieder in Form.