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Kritiker befürchten, von der Verwaltung ignoriert zu werden / Sorgen wegen Ausbaukosten Bürgerforum in Schierke fordert Mitsprache

Von Julia Bruns 05.03.2013, 02:20

In der Zukunftswerkstatt Schierke haben sich Bürger über die Investitionen in dem Brockenort ausgetauscht. Dabei wurde klar: Die Pläne aus dem Wernigeröder Rathaus stoßen bei vielen Familien im Ortsteil auf heftigen Widerstand. Sie fordern Mitspracherecht.

Wernigerode l "Ich habe einfach nicht geglaubt, dass die Pläne jemals realisiert werden können", sagt Dagmar Biergut über das Ortsentwicklungskonzept für Schierke, das Investitionen für insgesamt mehr als 40 Millionen Euro vorsieht. "Ansonsten hätte ich mich schon viel früher an den Sitzungen und Bürgersprechstunden beteiligt." Neben ihr sind 20 weitere Schierker zu dem Treffen der "Zukunftswerkstatt Schierke" in das Haus von Horst-Dieter Timm gekommen.

Im Rathaus des Brockenorts sei kein Platz für die Versammlung gewesen. "Wir sind kein eingetragener Verein, hätten also Miete zahlen müssen", erklärt Stadträtin Sabine Wetzel (Bündnis 90/Die Grünen). Ob sie glaube, die teils kritischen Stimmen aus dem Bürgerforum seien nicht gewünscht? "Ich glaube eher, wir werden schlichtweg ignoriert", antwortet Fritjof Päs, der neben ihr sitzt.

Das Bürgerforum, das von ihm und Sabine Wetzel intitiiert wurde, soll Raum für Ideen und Kritik aus den Reihen der Schierker Bevölkerung bieten. Es ist bereits das dritte Treffen. "Es kommen von Mal zu Mal mehr Menschen und wollen ihre Anregungen einbringen", so Wetzel. Viele der Anwesenden sind am vergangenen Freitagabend zum ersten Mal dabei.

Schnell wird deutlich: Es gibt Kritik am aktuellen Ortsentwicklungskonzept - aber auch konkrete Änderungswünsche. "Das Parkhaus sollte eine Nummer kleiner ausfallen", sagt Dagmar Gutbier. Sie zählt ihre Vorschläge auf: "Wir brauchen dringend einen richtigen Spielplatz im Ort. Die alte Schule könnte zu einem Aktivitätenhaus mit Lesezirkel und Minikino werden." Skilangläufer sollte ein großer Rundkurs über den Exzellenzenweg nach Schierke locken.

Die Schierkerin Monika Staedt nickt zustimmend. "Ein Spielplatz fehlt. Ich finde es auch Wahnsinn, dass die Sandbrinkstraße zweispurig werden soll. Eine Spur reicht vollkommen aus." Statt der zweiten Spur sollte ein Weg für Spaziergänger neben der Straße entlangführen. Die von knapp vier auf sieben Millionen Euro gestiegenen Kosten der Sandbrinkstraße beunruhigen beinahe alle Anwesenden. "Den Stuttgarter Bahnhof und Berliner Flughafen haben wir auch bald in Schierke", ist Ortsführerin Monika Staedt überzeugt. "Meinen Gästen stehen die Haare zu Berge, wenn sie von den Plänen hören oder die Ausstellung im Rathaus sehen." Die Touristen kämen nach Schierke, um in uriger Atmosphäre die Ruhe und die Natur zu genießen.

Dana Grundmann betreibt seit 16 Jahren eine Töpferei im Ort. "Leute, die in meinen Laden kommen, sind entrüstet, dass Schierke sein Gesicht verlieren soll", sagt sie. Ihrer Meinung nach fehlt generell ein kulturelles Angebot in Schierke. "Mit den Großinvestitionen erreichen wir keine Belebung, die werden keine Besucher anlocken." Horst-Dieter Timm bangt heute schon vor den ersten wiederkehrenden Straßenausbaubeiträgen, die für alle Schierker in diesem Jahr fällig werden. "Wir zahlen die Zeche für die Pläne des Architekten Wolf Eisentraut, die mehr an Dubai als an den Harz erinnern", mahnt er. Fahrbahnasphaltierung auf den Brücken, Entwässerungsanlagen, Straßenbeleuchtung, Geh- und Radwege, Parkflächen und Grünanlagen sind beitragspflichtig. Wie viel genau die Schierker letztlich zahlen müssen, sollen sie per Gebührenbescheid in der zweiten Jahreshälfte erfahren.

Sabine Wetzel ist froh, dass die Bürger nun so präsent und interessiert sind. "Es ist nicht so, dass die Schierker Bevölkerung zu hundert Prozent hinter den Plänen steht, wie es dem Wernigeröder Stadtrat immer wieder gesagt wird", so Wetzel. "Das Bürgerforum ist deshalb eine Chance, die innerörtliche Gestaltung mit den Menschen vor Ort zu entscheiden."

Bei den nächsten Treffen des Bürgerforums "Zukunftswerkstatt Schierke" sollen Ideen für bestimmte Projekte gesammelt werden. Das nächste Mal geht es dann um Vorschläge zum Natureisstadion.