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Erstes Teilstück der Ortsumfahrung soll bis September fertig werden Baustart in Schierke: Bagger fressen sich durch die Sandbrinkstraße

Von Michael Pieper 22.05.2013, 01:13

Nach den Monaten des Planens und Vorbereitens haben die Bauarbeiten an der Sandbrinkstraße in Schierke begonnen. Die Harzer Volksstimme hat die Baustelle besichtigt. Der erste Abschnitt soll im Herbst fertig werden.

Wernigerode l Die Schierker Sandbrinkstraße wird zur Ortsumfahrung umgebaut, 14Mitarbeiter zweier Baufirmen aus Blankenburg brechen mit Bohrern und Baggern riesige Felsbrocken aus dem Hang. Dort, wo sich vor wenigen Monaten noch ein von Fichten gesäumter Forst- und Wanderweg entlang der Bode schlängelte, soll schon im September das erste Teilstück eröffnet werden. Der Abschnitt zwischen der Einfahrt an der Jugendherberge und dem Winterbergtor soll zunächst als Baustraße für das nächste Großprojekt dienen: die Errichtung des 715Autos fassenden Parkhauses am Waldparkplatz.

"Jetzt wird Schierke unsanft aus dem Dornröschenschlaf geweckt", sagt Wernigerodes Bauamtsleiter Jörg Völkel angesichts der aktuellen Bauarbeiten. Mit schwerem Gerät wird sowohl im Abschnitt zwischen Hotel "Bodeblick" und dem Abzweig zum Barenberg als auch an mehreren Punkten im Wald Gestein aus dem Hang gemeißelt. "Sprengen mussten wir noch nicht", sagt Bauleiter Christian Hoffmann, der aber nicht ausschließen will, diese Option zu ziehen. "Keiner weiß, welche Brocken noch vor uns liegen", begründet er. An mehreren Punkten entlang der 1,6 Kilometer langen Straße werden bis zu 120 Meter lange und bis zu 8 Meter hohe Stützwände errichtet, um den Hang zu befestigen.

"Der Bau wäre günstiger geworden, wenn wir in Richtung Bode hätten erweitern können."

"Der Bau wäre deutlich günstiger geworden, wenn wir in Richtung Bode hätten erweitern können", erklärt Rathaussprecher Andreas Meling. Dieses Vorhaben war von Naturschutzverbänden kritisiert und deshalb verworfen worden. Um die geplante Straßenbreite von 5,5 Metern auf der gesamten Länge dennoch realisieren zu können, muss der Hang an einigen Stellen abgetragen werden. Bereits im Vorjahr waren dazu etliche Bäume gefällt worden.

Insgesamt fließen in den Ausbau der Straße und den bereits zu Großteilen realisierten Neubau von drei Brücken über die Bode Fördergelder in Höhe von 11 Millionen Euro. Der Straßenbau entlang der Bode wird mit Gesamtkosten von 7 Millionen Euro beziffert. "Allein zwei Drittel davon entfallen auf die Stützwände", so Bauamtsleiter Jörg Völkel.

Seit 22. April ist die Sandbrinkstraße nun wieder Baustelle. Seitdem sind die Schierker und ihre Gäste vom Lärm der Baumaschinen umgeben. Der im Tal zwischen mehreren steilen Hängen gelegene Ort leidet unter der Geräuschkulisse. Das Bohren, Hämmern und Rattern hallt an den Bergen wider und erfüllt den Ort ständig mit Lärm. Um den Urlaubern, die in Schierke vor allem die Nähe zur Natur und die Ruhe suchen, entgegenzukommen, stehen die Stadtverwaltung und die Wernigerode Tourismus GmbH derzeit in Verhandlungen. Laut Stadtsprecher Andreas Meling wird überlegt, die Kurtaxe während der Bauzeit zu kürzen, möglicherweise nur den halben Preis zu verlangen.

"Das meine ich, wenn ich vom ¿unsanften Wachküssen\' spreche", sagt Bauamtsleiter Jörg Völkel angesichts der ständigen Lautstärke im Ort. Zumal nicht nur die Bautrupps entlang der Sandbrinkstraße lärmend arbeiten. Auch im Bereich der Bodebrücke in Unterschierke sind Bagger im Einsatz. Dort soll der Anschluss der Alten Dorfstraße an den Kirchberg abgeschlossen und die Fußgängerzone im Sommer freigegeben werden.

"In Schierke werden bis zu zehn Baufirmen arbeiten. Das kostet Nerven der Anwohner."

"Das ist aber längst nicht alles", so Völkel. Denn ebenfalls in diesem Jahr plant die Kreisverwaltung, die marode Landesstraße ab Stern bis zum Ortseingang von Schierke zu sanieren. Hinzukommen der Parkhaus-Bau ab September sowie die Errichtung des Konzertpavillons im Kurpark und ab dem nächsten Jahr die Umgestaltung des Natureisstadions. "In Schierke werden bis zu zehn Baufirmen arbeiten. Das hat den Vorteil, dass wir schneller mit dem Gesamtprojekt fertig sind und wieder Ruhe einkehrt. Aber bis dahin kostet es vor allem Nerven und Kraft der Anwohner."

Apropos Anwohner: Sie werden für die Bauarbeiter an der Sandbrinkstraße allmählich zum Ärgernis. Trotz Warnschildern würden Schierker und Urlauber über die Baustelle spazieren - "eine Gefahr für sie und die Bauarbeiter", so Jörg Völkel.

Wer sich über den Fortschritt informieren möchte, für den hat Dagmar Tietz vom Wernigeröder Bauamt ein interessantes Angebot. Sie lädt immer donnerstags von 14.30bis 17.30 Uhr im Schierker Rathaus zur Sprechzeit ein. Auf Wunsch bietet sie auch Baustellenführungen an.