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Ausstiegsbeschluss einstimmig / Verwalter bedauert den Schritt / Stadtrat muss entscheiden Elends Ratsmitglieder sehen keine Zukunft im Oberharz und ziehen die Reißleine

Von Burkhard Falkner 05.09.2013, 03:10

Der Ortsrat Elend stimmt klar für den Ausstieg aus der Kommune Oberharz und macht mit einem Wechsel nach Wernigerode Ernst. Der Oberharz-Beauftragte bedauert das, sieht darin eine Abkehr bisheriger Positionen und verweist auf den Stadtrat.

Elend l Die Sehnsuchtworte "Was wäre wenn" hat es im Ortsrat Elend bereits öfter gegeben. Schon als Geld- und Kindermangel vor etwa einem Jahr zu Überlegungen führten, die Kindertagesstätte im Ort zu schließen, wurde von Attila Projahn (parteilos) bedauert, in der Gebietsreform nicht mit dem benachbarten Schierke zur Stadt Wernigerode gewechselt zu haben. Das wird nun angestrebt.

Hintergrund ist das neue Konzept zur Konsolidierung des Haushaltes der Stadt Oberharz. Es sieht neben der Schließung der Kindertagesstätte auch die des Waldbades in Elend vor, umfasst höhere Beiträge für Bürger und sinkende Ausgaben für Jugend, Senioren, Entschädigungen. "Wenn das so beschlossen wird", resümierte Ortsbürgermeister Carsten Brett (parteilos) ist die Stadt Oberharz touristisch tot."

Deshalb gelte es, so die Ratsmeinung, Elends Zukunft zu sichern und den Wechsel zur Stadt Wernigerode anzustreben. -"Bevor es zu spät ist", wie Peter Hunger (parteilos) sagte. Ihn träfe die Schließung des Waldbades besonders hart, ist er doch der Betreiber der Waldbadschenke. "Das ist meine Existenz!", sagte Hunger der Harzer Volksstimme. Seine Familie sorge sich bereits sehr um ihre Zukunft.

Bürgermeister Brett verwies darauf, dass Elend mit seinen 375 Einwohnern über 374 Gästebetten verfüge und vom Tourismus lebe. Mit der forcierten Konsolidierung des Haushaltes aber werde der Tourismus gefährdet. Man könne nicht das Bad schließen und gleichzeitig die Kurtaxe erhöhen, hieß es. Derzeit, so Brett, liege Elend bei Übernachtungszahlen und Kurtaxeinnahmen "noch" mit an der Spitze. Diese Qualität gelte es zu retten.

Ob das möglich wird, ist offen. Wernigerodes Stadtchef Peter Gaffert (parteilos) lässt über seinen Sprecher Andreas Meling bekräftigen, dass Wernigerode der Stadt Oberharz helfen wird - vorbehaltlich einem Ja von den Oberharzer und Wernigeröder Stadträten.

Der von der Kreisverwaltung für Stadt Oberharz eingesetzte Verwaltungschef Hans-Dieter Sturm bedauert den Ausstiegsbeschluss, wie er gegenüber der Volksstimme sagte. Der Wechselwunsch sei eine Abkehr von der Position aller Oberharzer, die sich bei einem Treffen am 16. Juli noch darauf geeinigt hätten, gemeinsam zur Stadt Oberharz zu stehen.

"Die Zuständigkeit für die Haushaltskonsolidierung und für den Fortbestand der Stadt Oberharz", so Sturm weiter, "liegt beim Stadtat."

Der tagt nun öffentlich am Dienstag ab 19 Uhr im Dienstleistungszentrum in Hasselfelde. Ein Ausstieg Elends stand bisher nicht zur Debatte, dürfte aber neben dem Haushalt nun ein heißes Thema werden.